Intelligenz unerwünscht
europäischen Atom-Flugzeugträgers hatte mich innerhalb einer halben Stunde zu meinem Ziel gebracht; dem neuen U-Bootstützpunkt der US-Navy in New Haven Connecticut.
Noch vor einer Stunde hatte ich mich mit dem europäischen Flottillenkommandeur, Kapitän zur See, Frank Kabelberg, über die letzten Details unterhalten. Nun schwebte die Maschine bereits über dem Long Island Sund und setzte mit fauchenden Hubtriebwerken zur Helikopterlandung an.
Ich trug die Uniform eines Marineoffiziers der Europäischen Union. Wir hatten nicht die geringste Kleinigkeit vergessen, zumal sich der von meinem Vorhaben hell begeisterte Kabelberg noch in letzter Minute von all den Habseligkeiten getrennt hatte, die für ihn charakteristisch waren. Dazu gehörte auch ein Sortiment von sechs Pfeifen, die mitsamt einem erstaunlich großen Tabakvorrat in einem unhandlichen Lederetui untergebracht waren.
Kabelberg hatte mir auch seine Geldbörse, Uhr, Bilder von Frau und Kindern sowie andere Kleinigkeiten überreicht. Es fehl te nichts.
Ich war am 28. April, früh gegen vier Uhr, zu den Lofoten gestartet. Nun schrieben wir den 29. April 2010. Man hatte mir nur knapp dreißig Stunden Zeit gegeben, um diesen bemerkenswerten Mann und seine U-Bootbesatzung kennenzulernen.
Meine biologisch lebende, mit dem Blutkreislauf verbundene Maske war einzigartig. Selbst Kabelberg war blaß geworden, als ich plötzlich vor ihm stand. Und das wollte etwas heißen; denn diesem Mann rühmte man Nerven aus Stahl nach.
Ich sprach auch inzwischen mit seiner gewaltigen Baßstimme und sang einige Lieder, die ich vorher nicht gekannt hatte. Kabelbergs Wortschatz an handfesten Begriffen war überwältigend; aber was blieb mir übrig? Ich mußte sie gebrauchen, auch wenn sie mir nicht lagen.
Am schlimmsten war für mich die Pfeifenraucherei und die Zeremonie des Säuberns. Meine Zunge brannte wie Feuer, das Essen schmeckte mir nicht mehr und außerdem war mir einmal übel geworden. Ich hatte mir vorgenommen, an Bord der NEP TUN die Entsagung vom gesundheitsschädlichen Tabakgenuß vorzuheucheln und den Mann in der Nikotin-Entwöhnungsphase zu schauspielern.
Die beiden Piloten des Trägerbombers und der Begleitoffizier waren Mitglieder des MADE, des Militärischen Abschirmdien stes EURO. Sie waren informiert. Mein telepathischer Test hatte ihre Vertrauenswürdigkeit bewiesen.
»Wir werden sofort wieder starten, Sir«, erklärte mein Flugbegleiter. »Es ist besser, wenn wir neugierigen Fragern aus dem Wege gehen. Ihre Publicitysendung läuft auf verschiedenen Kanälen der Welttelevision. Die Presse ist ebenfalls unterrichtet. Wenn jemand an Atlantis interessiert ist, und wenn dieser Jemand mit Feinbinders Tod in Verbindung steht, wird man Ihnen die gewünschte Aufmerksamkeit schenken. Noch Detailfragen, Sir?«
Ich winkte unwillig ab. Diese abschließende Bemerkung, die von all meinen Gesprächsteilnehmern gebraucht wurde, empfand ich allmählich als stereotyp. Nein, ich hatte keine Detailfragen mehr. Es war alles klar und doch unklar. Offenbar sollte ich gegen ein Schemen antreten; gegen eine Vermutung, die in den Gehirnen einiger Abwehrmänner ausgebrütet worden war.
Der Tod des europäischen Archäologen war seltsam, gewiß! Das Diamantlager aus Marsbeständen gab auch Rätsel auf, und der mordlustige Schwertfisch paßte ebenfalls nicht ins Konzept eines nüchtern denkenden Menschen.
Ich glaubte jedoch nach wie vor an eine Serie von Zufälligkeiten, die lediglich von der überströmenden Phantasie übermäßig besorgter Leute hochgespielt worden
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