Intelligenz unerwünscht
Archäologen Dr. Markus Feinbinder denken mußte, war mir in diesen Sekunden nicht klar. Ich hatte lediglich den aufkeimenden Verdacht, daß es außer menschenähnlich intelligenten Walen auch ebenso intelligente Schwertfische geben könnte.
Wenn man das als gegeben annahm, hätte ein solcher Fisch einen Flüchtling durchaus einholen und ihn mit seinem Spieß töten können. Und wenn Feinbinder ein Flüchtling gewesen war, der sich mitsamt einem gestohlenen Beweisstück, dem Diamantlager, hatte absetzen wollen, so …
Ich wagte es nicht, dem Gedanken länger nachzuhängen. Er war zu phantastisch, selbst für mich zu utopisch.
»Na also«, meldete sich Kapitänleutnant Pertini aus der Ortungszentrale, »das angebliche Jagdboot dreht ab. Geht nach oben, verschwindet aus dem Erfassungsbereich.«
Er lachte schallend und sprach mich anschließend direkt an.
»Hallo, Chief, da haben Sie aber einen tollen Gedanken gehabt. Der war wohl typisch für einen Mann, der in der Antarktis mit ungewöhnlichen Waffen konfrontiert wurde, wie? Als Sie sagten, das Ding wäre ein maskiertes Jagdboot, lief es mir kalt über den Rücken. Okay, Vorsicht ist besser als Nachsicht. Ihre Anweisungen waren genau nach meinem Geschmack. Hört mal, Jungens, der EURO-Bulle kann denken! Außerdem geht er auf Sicherheit. Was wollt ihr mehr?«
Obwohl mir nicht danach zumute war, stimmte ich in das Lachen der Mannschaft mit ein. Sie meinten es nicht böse. Ich wußte jedoch, daß die Sache mit dem Wal nicht so harmlos war wie Frisco annahm.
Shinkley kam grinsend vom Waffenleitstand zurück.
»Befehl ausgeführt, Chief. Alle Unterwasser-Abwehrwaffen sind klar zum Einsatz. Wir haben sogar selbstzielsuchende Raketentorpedos mit zwar geringen Reichweiten, zirka drei Seemeilen, aber dafür finden sie immer den Detonationspunkt. Soll ich den Vollalarm abblasen lassen?«
»Bitte nicht, Herr Fregattenkapitän«, meldete sich Dr. Kenji Nishimura. Er gab sich verbindlich wie immer, aber sein Tonfall mahnte zur Wachsamkeit. Daran änderte auch sein liebenswertes Lächeln nichts.
»Aber, Doc«, amüsierte sich Shinkley, »haben Sie sich anstecken lassen? Das war ein harmloser Blauwal, sonst nichts.«
»Was ich bezweifle«, meinte Dr. Norman L. Cox. »Ich sagte Ihnen doch, daß es wegen des Abschußraubbaues im vergangenen Jahrhundert kaum noch norwegische Blauwale gibt. Ein solches Tier kann es hier einfach nicht geben.«
Roger M. Shinkley rettete sich mit all seiner inneren Unsicherheit in ein Verlegenheitslachen.
»Männer, jetzt seid einmal vernünftig. Woher kommt denn dieser Unsinn? Von unserem Vakuumkutscher Steixner natürlich. Hat er nicht behauptet, das näher kommende Etwas wäre intelligent? He, Steixner, habe ich recht? Sie haben doch schließlich den Chief verrückt spielen lassen. Oder irre ich mich?«
Hannibal hörte ihn überhaupt nicht. In sich versunken, die Augen weit geöffnet, saß er nach wie vor auf seinem Platz. Er verweilte in vollster Konzentrationsphase und »schaute durch die Wände« hindurch.
Ich fand rasch eine Erklärung.
»Steixner besitzt ein marsianisches Ortungsgerät für Individualimpulse«, behauptete ich kühn. »Es ist mit seinem Körper biologisch verpflanzt. Er spürt Intelligenzschwingungen nahezu körperlich.«
»Und das erfahren wir erst jetzt, Sir?« erkundigte sich Dr. Lahoa Rousselet.
»Es tut mir leid. Eigentlich bin ich nicht befugt, über diese Dinge Auskunft zu geben«, wehrte ich ihre Frage reserviert ab.
»Wie ist die biologische Verpflanzung erfolgt?« wollte sie interessiert wissen. Sie ging auf Hannibal zu.
»Bitte nicht«, half Nishimura, selbst Mediziner, erneut aus. »Ich bin vom
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