Intelligenz unerwünscht
Schwenkdüsen und die Hilfsruder zertrümmert, sind wir manövrierunfähig. Das heißt, hilflos auftauchen. Frage an Kommandant: Soll ich die Flutzellen anblasen?«
»Nein«, schrie ich mit Kabelbergs Donnerstimme dazwischen. »Darauf wartet er. McTabet – dreimal äußerste Kraft voraus und alle mehr. Beim nächsten Angriff Ruder hart Backbord, Grünmaschine voll voraus, Rotmaschine voll zurück. LI – hat der Druckkörper gehalten?«
»Tadellos, aber die Strahlschwenkdüse klemmt immer noch.«
»Kriegen wir wieder hin. Fahren Sie Meiler und Umformerbank auf Notleistung hoch. Klar bei Schrauben-Zusatztriebwerk. Ortung, wo ist der …«
»Kommt von achtern auf«, meldete Frisco. »Steigwinkel zirka fünfundvierzig Grad. Er donnert auf die Heckzone zu. Verdammt, er hat den riesigen Lavaklumpen noch immer im Maul.«
»Intelligenzhandlung«, ächzte Hannibal. »Vorsicht!«
Ich schaltete mich für einen Augenblick auf Hannibals Suchpeilung. Er hatte die Individualfrequenzen des Wals voll erfaßt und wies mich ein.
Tatsächlich – das Meerestier dachte! Es dachte mit der Intelligenz und der handlungsbestimmenden Logik eines etwa neunjährigen Kindes, aber das genügte, um ihn unseren wunden Punkt exakt erkennen zu lassen.
Auf den von Frisco belichteten Bildschirmen wurde das Ungetüm erneut sichtbar. Es war schneller als wir, viel schneller!
Auf den Außenbord-Beobachtungsschirmen der Unterwasser-Zielerfassung sah ich die rasch herumschwenkende Torpedokuppel I. Sie war am obersten Ende des Turmaufbaues installiert und konnte von dort zur Schußposition ausgefahren werden.
»Feuer, Shinkley!« ordnete ich mit fast anomaler Ruhe an. »Schießen Sie ihn mit zwei Raketentorpedos ab, oder wir sind erledigt. Feuer frei …«
Er drückte auf zwei Knöpfe seiner Zielautomatik. Wir vernahmen das metallisch harte Klacken der zurückschnappenden Magnethalterungen und den Preßluftstrom, der die beiden Aale aus den Rohren trieb.
Die Raketentriebwerke zündeten sofort nach dem Ausstoßmanöver in heller, blauweißer Glut. Sie rissen die beiden sieben Meter langen Geschosse mit ungeheurer Schubleistung nach vorn.
Zwei grüne Lampen leuchteten an der hufeisenförmigen Schaltkonsole auf. Das bedeutete, daß von den selbstzielsuchenden Automatiken der beiden Aale das Objekt erfaßt worden war und die »Einlenk-Fernsteuerung für den Grobwertbereich« abgeschaltet hatte. Jetzt waren die Unterwassergeschosse nur noch aufzuhalten, wenn ihre chemischen Sprengköpfe von Bord aus notgezündet wurden. Das geschah aber nur, wenn der Torpedoleitoffizier in letzter Sekunde erkennen sollte, daß er ein falsches Ziel eingepeilt hatte. In dieser Situation war das nicht notwendig. Das Ziel war klar als Gefahrenträger identifiziert.
»Er dreht ab!« schrie Frisco. »Jetzt läßt er den Lavabrocken fallen. Er scheint zu wissen, was auf ihn zugeschossen kommt. Das gibt es doch nicht! Sehen Sie – er schlägt Haken wie ein Ha se. Er will ausweichen wie ein Jägerpilot, der den Feuerball einer abgeschossenen Luftabwehrrakete gesehen hat. Ich …«
Das Dröhnen von zwei Detonationen, fast miteinander verschmelzend, überlagerte seine Worte. Die NEPTUN wurde von der harten Druckwelle erfaßt und heftig durchgeschüttelt. Auf den Bildschirmen erkannten wir einen glutenden Feuerball, der gleich darauf von den kalten Wassermassen erstickt wurde.
Es war vorbei!
»Aus der Traum«, meldete sich der Chef der Aqua-Atmer. »Nach dem Gehirn brauchen wir nicht mehr zu suchen, Herr Kapitän. Der Wal wurde in Stücke gerissen.«
Das war mir auch klar. Shinkleys leichenblasses Gesicht
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