Intelligenz unerwünscht
Ortungsspezialisten. Er saß in der über uns liegenden Ortungs- und Funkzentrale. Dort regier te Frisco L. Pertini.
»Schwimmendes, bewegliches Objekt der Größenordnung vier Steuerbord achteraus«, meldete der Orter über die allgemeine Rundruf anläge. »Achtung, Zentrale – das Objekt kommt aus fünf Uhr auftauchend auf uns zu. Nanu, wenn das kein …«
»Ruhe«, ertönte Pertinis Stimme. »Ich übernehme. An Kommandant und Chief: Ich habe das Ding in der Asdic-Bildpeilung. Es ist ein mächtiger Wal. Moment – jetzt habe ich ihn genauer. Jawohl, ein echter Blauwal, mindestens zweiunddreißig Meter lang und zig Tonnen schwer. Das gibts doch wohl nicht! Ich übermittle euch das Echobild.«
Zwei Bildschirme an der Zentralewandung leuchteten auf. Das Tasterbild war so exakt, daß wir den langgestreckten Körper in der Bildqualität eines älteren Schwarz-Weiß-Fernsehgerätes erkennen konnten.
»Unmöglich!« meldete sich Dr. Cox. »Das ist ein norwegischer Blauwal aus der Gesamtgattung der Finnwale. Ein Balaenoptera musculus , wie der Lateiner sagt. Was sucht der in dieser Atlantikecke? Diese fast ausgerotteten Furchenwale, so genannt, weil er unter dem Leib mit tiefen Furchen versehen und meist mit Rückenfinne ausgestattet ist, gibt es nur noch in den ozeanischen Naturschutzgebieten. Bedauerlicherweise hat man das Abschießen dieser riesigen Meeressäugetiere nicht unterlassen können. Als hätte man vor vierzig Jahren die Margarine nicht aus anderen Grundsubstanzen herstellen können. Unmöglich!«
»Objekt kommt näher«, meldete Frisco lakonisch. »Der will uns doch nicht etwa an den Kragen?«
Ich sah mich nach Hannibal um. Er saß mit verzerrtem Gesicht in einem schwenkbaren Sessel und preßte die zu Fäusten verkrampften Hände gegen die Brust.
»Steixner!« rief ich ihn an. Diese Haltung kannte ich. Sie bedeutete nicht nur eine Esper-Ortung, sondern überdies Gefahr. Ich hatte mein Extrahirn längst wieder abgeblockt, um nicht ständig den Geistesströmen der Anwesenden ausgesetzt zu sein.
»Intelligenz«, röchelte Hannibal. »Vorsicht, das näher kommende Ding ist intelligent. Es denkt an die Vernichtung des Bootes.«
»Ein Blauwal?« schrie der Meeresbiologe außer sich. »Sind Sie verrückt geworden?«
Ich mußte die Situation retten, egal wie. Wenn Hannibal den angeblichen Wal so genau antasten und eindeutig intelligente Gedankengänge wahrnehmen konnte, war er gefährlich!
Wie ein Wal im menschlichen Sinne intelligent sein konnte, war mir in diesem Augenblick gleichgültig.
»Vollalarm, Klarschiff zum Gefecht. Klar bei Unterwasserabwehr!« befahl ich laut. »Los schon, Shinkley, machen Sie Ihr Boot abwehrklar.«
»Ihr – ihr spinnt wohl, was?« stotterte er fassungslos. »Was soll uns ein Blauwal schon anhaben können? Der rennt sich an unseren molekular verdichteten Stahlwandungen seinen Riesenschädel ein.«
»Klarschiff«, forderte ich noch lauter. »Das ist ein Befehl, Shinkley! Der Wal ist wahrscheinlich nur die Tarnhülle für ein kleines Jagdboot.«
Das war die einzig passende und auch von den NEPTUN-Männern akzeptierbare Lösung, die mir im Moment einfiel. Roger M. Shinkley wurde äußerst aktiv. An ein großartig getarntes Jagd-U-Boot glaubte er. Einen intelligenten Wal hätte er mir niemals abgenommen.
Ich rief Hannibal an.
»Wieviel Bewußtseinsinhalte kannst du einpeilen? Mehrere?«
»Nein, nur einen. Er kommt von dem Wal. Der Bursche ist intelligent! Deine Notlösung ist gut, aber falsch. Das ist kein getarntes Jagdboot. Es ist ein echter Blauwal aus Fleisch, Blut und Knochen. Die Ortung ist einwandfrei.«
Warum ich plötzlich an den
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