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Intelligenz unerwünscht

Intelligenz unerwünscht

Titel: Intelligenz unerwünscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Or­tungs­spe­zia­lis­ten. Er saß in der über uns lie­gen­den Or­tungs- und Funk­zen­tra­le. Dort re­gier te Fris­co L. Per­ti­ni.
    »Schwim­men­des, be­weg­li­ches Ob­jekt der Grö­ßen­ord­nung vier Steu­er­bord ach­ter­aus«, mel­de­te der Or­ter über die all­ge­mei­ne Rund­ruf an­lä­ge. »Ach­tung, Zen­tra­le – das Ob­jekt kommt aus fünf Uhr auf­tau­chend auf uns zu. Na­nu, wenn das kein …«
    »Ru­he«, er­tön­te Per­ti­nis Stim­me. »Ich über­neh­me. An Kom­man­dant und Chief: Ich ha­be das Ding in der As­dic-Bild­pei­lung. Es ist ein mäch­ti­ger Wal. Mo­ment – jetzt ha­be ich ihn ge­nau­er. Ja­wohl, ein ech­ter Blau­wal, min­des­tens zwei­und­drei­ßig Me­ter lang und zig Ton­nen schwer. Das gibts doch wohl nicht! Ich über­mitt­le euch das Echo­bild.«
    Zwei Bild­schir­me an der Zen­tra­le­wan­dung leuch­te­ten auf. Das Tas­ter­bild war so ex­akt, daß wir den lang­ge­streck­ten Kör­per in der Bild­qua­li­tät ei­nes äl­te­ren Schwarz-Weiß-Fern­seh­ge­rä­tes er­ken­nen konn­ten.
    »Un­mög­lich!« mel­de­te sich Dr. Cox. »Das ist ein nor­we­gi­scher Blau­wal aus der Ge­samt­gat­tung der Finn­wa­le. Ein Ba­lae­no­pte­ra mus­cu­lus , wie der La­tei­ner sagt. Was sucht der in die­ser At­lan­ti­ke­cke? Die­se fast aus­ge­rot­te­ten Fur­chen­wa­le, so ge­nannt, weil er un­ter dem Leib mit tie­fen Fur­chen ver­se­hen und meist mit Rücken­fin­ne aus­ge­stat­tet ist, gibt es nur noch in den ozea­ni­schen Na­tur­schutz­ge­bie­ten. Be­dau­er­li­cher­wei­se hat man das Ab­schie­ßen die­ser rie­si­gen Mee­res­s­äu­ge­tie­re nicht un­ter­las­sen kön­nen. Als hät­te man vor vier­zig Jah­ren die Mar­ga­ri­ne nicht aus an­de­ren Grund­sub­stan­zen her­stel­len kön­nen. Un­mög­lich!«
    »Ob­jekt kommt nä­her«, mel­de­te Fris­co la­ko­nisch. »Der will uns doch nicht et­wa an den Kra­gen?«
    Ich sah mich nach Han­ni­bal um. Er saß mit ver­zerr­tem Ge­sicht in ei­nem schwenk­ba­ren Ses­sel und preß­te die zu Fäus­ten ver­krampf­ten Hän­de ge­gen die Brust.
    »Steix­ner!« rief ich ihn an. Die­se Hal­tung kann­te ich. Sie be­deu­te­te nicht nur ei­ne Es­per-Or­tung, son­dern über­dies Ge­fahr. Ich hat­te mein Ex­tra­hirn längst wie­der ab­ge­blockt, um nicht stän­dig den Geis­tess­trö­men der An­we­sen­den aus­ge­setzt zu sein.
    »In­tel­li­genz«, rö­chel­te Han­ni­bal. »Vor­sicht, das nä­her kom­men­de Ding ist in­tel­li­gent. Es denkt an die Ver­nich­tung des Boo­tes.«
    »Ein Blau­wal?« schrie der Mee­res­bio­lo­ge au­ßer sich. »Sind Sie ver­rückt ge­wor­den?«
    Ich muß­te die Si­tua­ti­on ret­ten, egal wie. Wenn Han­ni­bal den an­geb­li­chen Wal so ge­nau an­tas­ten und ein­deu­tig in­tel­li­gen­te Ge­dan­ken­gän­ge wahr­neh­men konn­te, war er ge­fähr­lich!
    Wie ein Wal im mensch­li­chen Sin­ne in­tel­li­gent sein konn­te, war mir in die­sem Au­gen­blick gleich­gül­tig.
    »Vol­l­alarm, Klar­schiff zum Ge­fecht. Klar bei Un­ter­was­ser­ab­wehr!« be­fahl ich laut. »Los schon, Shinkley, ma­chen Sie Ihr Boot ab­wehr­klar.«
    »Ihr – ihr spinnt wohl, was?« stot­ter­te er fas­sungs­los. »Was soll uns ein Blau­wal schon an­ha­ben kön­nen? Der rennt sich an un­se­ren mo­le­ku­lar ver­dich­te­ten Stahl­wan­dun­gen sei­nen Rie­sen­schä­del ein.«
    »Klar­schiff«, for­der­te ich noch lau­ter. »Das ist ein Be­fehl, Shinkley! Der Wal ist wahr­schein­lich nur die Tarn­hül­le für ein klei­nes Jagd­boot.«
    Das war die ein­zig pas­sen­de und auch von den NEP­TUN-Män­nern ak­zep­tier­ba­re Lö­sung, die mir im Mo­ment ein­fiel. Ro­ger M. Shinkley wur­de äu­ßerst ak­tiv. An ein groß­ar­tig ge­tarn­tes Jagd-U-Boot glaub­te er. Einen in­tel­li­gen­ten Wal hät­te er mir nie­mals ab­ge­nom­men.
    Ich rief Han­ni­bal an.
    »Wie­viel Be­wußt­seins­in­hal­te kannst du ein­pei­len? Meh­re­re?«
    »Nein, nur einen. Er kommt von dem Wal. Der Bur­sche ist in­tel­li­gent! Dei­ne Not­lö­sung ist gut, aber falsch. Das ist kein ge­tarn­tes Jagd­boot. Es ist ein ech­ter Blau­wal aus Fleisch, Blut und Kno­chen. Die Or­tung ist ein­wand­frei.«
    Warum ich plötz­lich an den

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