Intelligenz unerwünscht
Shinkley, »das hätte ich angeordnet. Wir könnten doch absacken oder Treffer erhalten.«
»Na also. Keine Hektik, bitte. Ruhe bewahren. In den Druckpanzern befinden sich keine Waffen, haben Sie verstanden? Darauf hat der MADE verzichtet, weil man uns die Druckanzüge bestimmt abnehmen wird. Ohne sie sind wir in der Tiefsee hilflose Gefangene. Also ziehen Sie die Panzer über die entscheidend wichtige Unterkleidung. Und jetzt schnell, es wird Zeit.«
Der Vorgang des Einschleusens in einen ehemaligen marsianischen Raumschiffs-Tiefbunker war für Hannibal und mich schon beinahe zur Gewohnheit geworden. Auch Allison und Nishimura hatten kaum darauf reagiert, abgesehen von der gespannten Aufmerksamkeit.
Für die Besatzungsmitglieder der NEPTUN war es grauenvoll. So etwas hatten sie noch nicht erlebt. Es war daher nicht verwunderlich, daß ich die Blicke der Panik immer wieder mit beruhigenden Gesten beantworten mußte.
Wir waren so einsatzklar, wie es sich Reling in seiner Planung vorgestellt hatte. Nur hatten sich seine Vermutungen mittlerweile als Tatsachen herausgestellt.
Unbekannte, von Hannibal und mir durch unsere telepathischen Gaben längst als Menschen geortet und zur sofortigen Wiedererkennung im individuellen Gehirnmusterbild eingestuft, hatten diese Großschleusen, angelegt zur Beseitigung radioaktiver Partikel und hochinfektiöser Krankheitskeime, umfunktioniert. Die Kammern ließen sich ebensogut als Wasserschleusen verwenden, zumal Hochdruckturbinen zum Lenzen der entgiftenden Wassermassen vorhanden waren.
Das allerorts verarbeitete MA-Metall, denn andere Materialien hatten die Marsianer für derart wichtige Anlagen niemals genommen, hielt dem Wasserdruck spielend leicht stand. Die Anlage hätte sich, von dieser Warte aus betrachtet, ohne weiteres auch in zwölftausend Meter Tiefe befinden können.
Nach dem Lenzen der eingedrungenen Wassermassen und dem Öffnen der unteren Panzertore waren wir von einem typisch marsianischen Antigravitations-Kraftfeld aufgenommen worden. Wir waren als »Masse ohne Gewicht« sanft nach unten geschwebt.
Dort, wo ehemals die Superschlachtschiffe der marsianischen Porcupa-Klasse festgemacht hatten, waren wir schließlich zum Stillstand gekommen.
Das zirka hundertzwanzig Meter lange Tiefseeboot der US-Navy war im Bereich dieser Mammutkräfte am ehesten mit einem Blütenblatt im Zentrum eines Taifuns vergleichbar.
Hannibal, Allison, Nishimura und ich wußten das; wir hatten es oft genug erlebt. Die Marstechnik war für uns zur Selbstverständlichkeit geworden, zumal Hannibal und ich auf dem Mond mit Hilfe marsianischer Unterrichtungsmaschinen eine enorme Intelligenzquotienten-Aufstockung erfahren hatten.
Wir wußten deshalb nicht mehr als irdische Spitzenwissenschaftler, aber wir konnten hundertmal so schnell lernen und Daten behalten.
Mein Intelligenzquotient von 52,4 Neu-Orbton lag sogar um 2,4 Einheiten höher, als es ein Kommandogehirn von der Qualität des Marsroboters NEWTON fordern konnte. Alte Marsianer, die über einen Quotienten dieses Ranges verfügt hatte, waren als befehlsberechtigte Persönlichkeiten anerkannt worden.
Ich trug daher in einem Geheimfach meines Thermoschutzanzuges, er wurde zur Zeit von dem stabilen Druckpanzer aus Valopurit verhüllt, den Kodator; ein Kommandogerät, das auf normal lichtschneller Frequenz, aber auch in überlichtschnellen Funkbereichen arbeitete. Ein Kodator dieser Art hatte damals nur einem marsianischen Oberbefehlshaber mit dem
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