Intelligenz unerwünscht
Instrumente zerborsten; erneut waren wir durchgeschüttelt worden, doch diesmal ums Zehnfache stärker als bei dem Rammstoß des Wals.
Mittlerweile war wieder Ruhe eingetreten. Die aufgewühlten Wassermassen hatten sich beruhigt. Etwas Gutes hatte der Druckstoß aus der Tiefe bewirkt: die verklemmte Schwenkdüse des Wasserstrahltriebwerkes funktionierte plötzlich wieder tadellos.
Diese erfreuliche Tatsache änderte aber nichts daran, daß ich wahrscheinlich sechs Männer ungewollt in den Tod geschickt hatte. Die Schleppleine zu den Otterbooten der Aqua-Atmer war gerissen, so daß wir keine telefonische Verbindung mehr herstellen konnten.
Als mich das Gefühl, ein Mörder zu sein, endgültig zu überwältigen drohte, begann Hannibal zu lachen. Ich erfaßte intuitiv, daß er die Gehirnimpulse von sechs lebenden Männern geortet hatte. Aus dem Gedankeninhalt der Europäer ging hervor, daß sie die sich anbahnende Gefahr rechtzeitig erkannt, die Leine gekappt hatten und mit Höchstfahrt steil nach oben geschossen waren. Im »weichen« Wasser nahe der Oberfläche hatten sie die Druckwelle ohne ernstzunehmende Schäden überstehen können.
Jetzt jagten sie mit ihren Ottern bereits wieder in die Tiefe. Cornelius hatte die NEPTUN sogar auf dem Bildschirm seiner Unterwasserortung. Das teilte mir Hannibal telepathisch mit. Ich war sehr erleichtert.
Sekunden später erreichte mich eine neue Hiobsbotschaft. Sie erschreckte mich nicht sonderlich, denn damit hatte ich gerechnet. Die Männer der NEPTUN allerdings nicht, da sie mit solchen Dingen bisher nicht in Berührung gekommen waren.
»Frisco spricht«, hörte ich die aufgeregten Rufe des Ersten Offiziers. »Funkverbindung zur Oberfläche und den Raumsatelliten ist abgerissen. Nur noch wilde Störgeräusche. Elektronische Ortung setzt völlig aus. Asdic-Peilung bringt verzerrte Bilder. Lediglich die Außenbordkameras arbeiten einwandfrei. Was ist das? Chief, hören Sie …«
Ich löste die Anschnallgurte und zog das nächste Mikrophon vor die Lippen. Jetzt mußte ich die Wahrheit sagen.
»Kabelberg an Maschine. Macht das Boot Fahrt?«
»Und wie«, antwortete Freeman Delihoe hastig. »Aber gegen meinen Willen, Chief.«
»Haben Sie Ihre Stromversorger hochgefahren?«
»Äußerste Kraft und alle mehr voll zurück, trotzdem werden wir nach vorn gerissen. Normal- und Strahlruder sprechen nicht an. Tiefenruder stehen voll auf Vertikalaufstieg, aber wir sacken ab. Chief, haben Sie dafür eine Erklä…«
»Ja, Ruhe an Bord«, forderte ich lautstark, um das Stimmengewirr zu übertönen. »Freunde, es ist soweit. Das kenne ich! Nach dem Entstehen des Schutzschirmes haben uns Unbekannte in einen energetischen Schlepp genommen. Raumfahrer sagen dazu ›Traktor-Zugstrahl‹. Diesen Gewalten sind nicht einmal die Raumschiffe der Hypnosuggestoren entkommen, als sie auf dem Mars landeten – und die konnten einige hundert Millionen Gigapond Schubleistung freimachen. Geben Sie es auf, Freeman! Mit Ihren paar tausend Turbo-PS sind Sie hilfloser als ein Säugling in den Pranken eines Kreidezeitsauriers.«
»Nochmals Ruhe an Bord«, befahl Roger M. Shinkley mit er staunlicher Gelassenheit. »Ab sofort übergebe ich das Komman do an Kapitän Kabelberg. Allein kommen wir nicht mehr klar. Sir, was soll nun werden?«
»Wir können viel tun, denn damit haben der MADE und die GWA gerechnet. Ich wollte es nicht glauben, aber nun ist der Fall eingetreten. Ich bin also doch nicht nur abkommandiert worden, weil ich Dr. Feinbinder kannte.
Aufpassen, Freunde! Vergeßt kein Wort und schweigt wie Pharaonengräber, wenn wir in einer
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