Intelligenz unerwünscht
»Verschwindet. Die Sprengschaltung läuft. Nicht mehr zu stoppen. Hannibal, Befehl an Cornelius. Er soll auf keinen Fall, wie vorgesehen, Schmelzla dungen anbringen. Damit arretiert er uns den gesamten Schie bemechanismus. Die Positronik wird jetzt ordnungsgemäß öffnen.«
»Zu spät«, erklärte Allison mit anomaler Ruhe. »Während Ihrer langen Abwesenheit hat Cornelius schon angefangen. Mehr als metergroße Löcher konnte er aber nicht einschmelzen. Da kommen wir mit der NEPTUN nie hindurch.«
Ich schlug die Hände vors Gesicht. Auch das noch!
»Der Befehl kam von Reling«, bestätigte Hannibal. »Du warst auch Stunden lang verschwunden. Byenuera hat sich mit dem Rest seiner Leute wieder in die Zentrale zurückgezogen. Er bettelt um Gnade.«
Ich zog den Kodator aus der Tasche. Jetzt gab es nur noch einen Ausweg!
Es war genauso gekommen, wie ich es erwartet hatte. Die Positronik hatte die großen Panzertore zum ehemaligen Schiffshangar anstandslos geöffnet, doch damit war es auch vorbei gewesen.
Durch die atomare Schmelzsprengung unserer Aqua-Atmer waren drei Löcher entstanden, durch die die eigentliche Schleuse vollgelaufen war. Infolgedessen gab es für die Positronik keine Möglichkeit mehr, die unteren Schleusentore zu öffnen, denn das Wasser der Tiefsee wäre in die Hangaranlagen geschossen. So etwas vermied aber jeder Konstrukteur. Schleusen, die nicht gelenzt, oder entgiftet waren, konnten niemals mehr benutzt werden, wenn der Schaden an den äußeren Türen nicht vorher behoben wurde. Dazu hatten wir aber keine Zeit mehr.
Wir standen dicht gedrängt im druckfesten Turmraum der NEPTUN. Jeder von uns hatte seinen dort zurückgelassenen Valopurit-Tiefseepanzer angezogen, den Helm geschlossen und auf Autarkversorgung geschaltet. Die Funkverbindung war ausgezeichnet.
Vierhundert Meter über uns hatte Cornelius mit seinen fünf Aqua-Atmern eine weitere Schmelzsprengung vorbereitet. Wir standen ständig in Funkkontakt.
»Fertig zur Zündung, Kapitän«, vernahm ich seine gurgelnde Stimme in meinem Helmlautsprecher. »Wir haben vier geballte Ladungen kreisförmig angelegt, und zwar ganz links an der Schleusentür. Damit Ihnen das unter zweihundert atü stehende Wasser nicht direkt auf die NEPTUN kracht. Hoffentlich hält sie das aus. Schießen Sie auf jeden Fall einige möglichst große Entlüftungsöffnungen in die Hangarwandungen, dort, wo sie voraussichtlich am dünnsten sind. Wenn sich die Luft staut, steht das Wasser in halber Höhe still. Dann kommen Sie mit den Panzern niemals an unser Sprengloch heran.«
Das war ein klares, technisches Problem, das wir zu lösen hatten. Ohne Schnellentlüftung waren wir verloren.
Frisco, Hannibal, Allison und weitere zwölf Mann der Besatzung standen draußen vor dem Turm. Sie konnten notfalls blitzschnell im unteren Mannluk verschwinden. Ich rief sie an.
»Punktfeuer aus je fünf Marsstrahlern auf die drei markierten Zielgebiete. Engste Strahlbündelung wählen, dann Fokus erweitern, bis möglichst große Öffnungen entstehen. Verbrennt mir nicht. Feuer.«
Fünfzehn marsianische Hochenergiestrahler begannen zu dröhnen. An der gegenüberliegenden Wandung bildeten sich augenblicklich hellgelbe Flecken, die schließlich rot wurden und dann weißgelb.
Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis sich die vierhunderttausend Grad heißen Energiestrahlen ihren Weg durch das MA-Metall gefressen hatten. Dann aber, als die ersten Glutbäche davonliefen, ging es wesentlich schneller. Als die Luft in dem riesigen Hangar bereits kochte und die Männer ohne die Panzer längst verbrannt gewesen wären, hatten wir die drei
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