Intelligenzquotient 10000
er. Er preßte seine Hand auf die Stirn, dann betastete er den ganzen Kopf. Alles schien in Ordnung. Er hatte keine Wunde, und Gehirnerschütterung schien es auch nicht zu sein. Er bemerkte, daß das Mädchen ihn verblüfft anstarrte.
»Was haben Sie denn?« fragte sie.
Leigh blickte sie mißtrauisch an. »Machen Sie mir doch nichts vor«, brummte er. »Sie wissen genau, was los ist. Was haben Sie dort oben in der Schwärzekammer mit mir gemacht?« Er sah, daß das Mädchen ihn kalt musterte. »Ich weiß nicht, worauf Sie jetzt hinauswollen«, sagte sie eisig. »Ich versichere Ihnen jedoch, daß Sie Ihren Tod dadurch nicht aufschieben können.« Sie zögerte, dann fragte sie schneidend. »Die was -Kammer?«
Leigh erklärte es, verwirrt durch ihre Verwirrung, und dann verärgert über ihr folgendes verächtliches Lächeln. Sie unterbrach ihn unhöflich. »Viel Intelligenz beweist ihre lächerliche Geschichte nicht. Und wenn Sie glaubten, damit etwas zu erreichen, irren Sie sich. Sie müssen verrückt sein. Sie haben Hanardy nicht k.o. geschlagen, er stand vor der Tür, als ich sie öffnete, und dann habe ich ihn zu Vater hinuntergeschickt.«
»Hören Sie mir zu!« brauste Leigh auf und hielt verwirrt inne. Denn Hanardy war wirklich dagewesen, als die Tür aufging. Und doch, zuvor … Wann? Hartnäckig verfolgte er den Gedanken. Kurz zuvor hatte er Hanardy ausgeschaltet. Und er war mit dem Lift hochgefahren. Und irgendwie zurückgekommen. Er fühlte sich wirklich schrecklich durcheinander. Wieder betastete er seinen Kopf. Er schien auch jetzt völlig normal. Aber irgend etwas in seinem Innern vibrierte, sprudelte!
Erschrocken sah er, daß das Mädchen eine Schußwaffe gezogen hatte. Er dachte: ich muß Zeit gewinnen! »Ich nehme an, meine Worte verwirrten sie«, sagte er schnell. »Versuchen wir es noch einmal. Es gibt doch eine solche Schwärzekammer, nicht wahr?«
»Ich habe genug von Ihrer Art von Logik«, sagte das Mädchen ungehalten. »Mein Intelligenzquotient ist zweihundertdreiundvierzig, Ihrer um über hundert weniger. Es ist unnütz, Ihre Geschichte noch einmal durchzugehen. Und nein, es gibt keine Schwärzekammer, wie Sie es zu nennen belieben, und keinen grellen Blitz, der im Gehirn eines Menschen herumkrabbelt und sprudelt! Tatsache ist lediglich, daß die Dreeghs Sie hypnotisierten und Ihre Halluzinationen sicher daher kommen – widersprechen Sie mir nicht …« Sie fuchtelte mit ihrer Waffe vor seiner Nase herum. »Wir haben keine Zeit. Irgend etwas bezweckten die Dreeghs jedenfalls damit. Was haben Sie eigentlich in den Räumen gesehen?«
Während er es ihr absichtlich in allen Einzelheiten beschrieb, überlegte er, wie er sie überwältigen könnte, und er beschäftigte sich noch damit, als er ihr gehorchte und vor ihr durch den Korridor schritt. Bei der fünften Tür hielt er an. »Hier ist das Observatorium«, erklärte er.
»Öffnen Sie!«
Er tat es, und die Augen traten ihm aus den Höhlen. Ein gemütliches kleines Zimmer mit unzähligen Büchern in Wandregalen lag vor ihm. Die Frau schloß die Tür und trat zur nächsten. »Und das ist dann wohl Ihr Fahrstuhl?« Er nickte stumm und völlig erschüttert. Hinter dieser Tür lag ein langer Gang. Das Mädchen stand vor ihm. Er hätte sie jetzt niederschlagen können, aber irgendwie brachte er es nicht fertig. Und dann war es zu spät. Sie wirbelte zu ihm herum. »Einen Augenblick hatte ich gehofft, Sie würden es versuchen«, höhnte sie. »Aber das hätte es mir zu leicht gemacht.« Ihre Augen glühten vor Stolz. »Ich habe schon früher töten müssen, wenn es notwendig war, und es hat mir nie gefallen. Und ich muß es jetzt wieder tun. Sie sehen doch ein, daß es notwendig ist, nach dem, was die Dreeghs mit Ihnen gemacht haben?« Dann klang ihre Stimme wieder kalt. »Zurück in mein Apartment. Ich habe dort eine Schleuse, durch die ich Ihre Leiche in den Raum stoßen kann.«
Leigh überlegte verzweifelt, was er tun könnte. Mit dem jungen Ding zu argumentieren, hatte keinen Sinn. Sie würde nur glauben, er flehe um sein Leben. Und diesen Eindruck wollte er nicht erwecken. Das Vogelzwitschern riß ihn aus seinen finsteren Gedanken. Er trat an die Terrassentür und blickte hinaus in den wundervollen sommerlichen Garten. Am meisten faszinierte ihn der strahlende Sonnenschein. Plötzlich glaubte er, die Lösung zu haben. Ohne sich umzudrehen, murmelte er: »Das Dach – der Schirm dient als Vergrößerungsglas. Dadurch hat die Sonne hier
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