Intelligenzquotient 10000
offenbar die Kluggs und Lennels und ihresgleichen von den Galaktikern beauftragt. Also wirklich kein Wunder, daß sie resigniert aussahen mit dem Bewußtsein ihrer Inferiorität.
Leigh verließ den an Händen und Füßen gefesselten Professor und schaltete einen großen Teil der Energieversorgung ab. Als er zur Tür hinaustrat, begannen die riesigen Maschinen bereits zu verstummen. Er kehrte in das Apartment des Mädchens zurück und trat in die dortige Luftschleuse. Er hatte keinerlei Schwierigkeiten, das Raumauto zu bedienen, doch schon kurz nach seinem Start – der Asteroid war noch deutlich zu sehen – spürte er bereits die Magnetstrahlen, die ihn zu einem zigarrenförmigen, etwa fünfzig Meter langen Raumer, einem zwischen mehreren anderen, zogen.
Stumpf starrte Leigh auf die beiden Dreeghs, die ihn in der Luftschleuse ihres Schiffes aus dem Auto holten. Er erklärte ihnen in allen Einzelheiten, was er getan hatte. Dann hörte er Jeel sagen:
»Merla, das ist der erstaunlichste Fall von erfolgreicher Hypnose, von dem ich je gehört habe. Er hat alles genauestens ausgeführt, selbst die kleinsten Gedanken, die wir ihm eingaben. Die Schutzschirme sind jetzt, wie auch deutlich zu sehen ist, nicht mehr in Betrieb. Mit diesem Stützpunkt in der Hand können wir uns sogar dann noch halten, wenn die galaktischen Kriegsschiffe angekommen sind. Von hier aus lassen sich unsere Tanker mit Blut und Lebensenergie für Hunderte von Jahren füllen.«
Lächelnd und verständnisvoll blickte er die Frau an. Dann sagte er lakonisch. »Meine Liebe, du sollst jetzt deine Belohnung haben. Natürlich hätten wir die Schirme in gut zwölf Stunden zerstören können, aber dann wäre auch von dem Asteroiden nichts übriggeblieben. So ist der Sieg viel größer. Nimm deinen Reporter. Befriedige dein Verlangen, während wir uns auf die Besetzung vorbereiten. Warte, ich binde ihn für dich.«
Stumpf dachte Leigh: der Todeskuß. Er schauderte, als ihm richtig bewußt wurde, was er getan hatte – und was ihm bevorstand.
Jeel band ihn auf eine weiche Liege, dann zog er sich in den Hintergrund zurück. Dort verhielt er sich völlig ruhig, doch abnormal wach und beobachtend.
Leigh fragte sich, welche Genugtuung der Dreegh daraus gewann, daß er seinen bevorstehenden Tod unmittelbar miterleben wollte. Diese Unsterblichen mußten Sadisten von einer Art sein, wie ein normaler Mensch sie sich überhaupt nicht vorstellen konnte.
Er schreckte hoch, als die Frau eintrat und wie eine Schlange auf ihn zuglitt. Sie setzte sich auf den Rand der Liege.
»Hier sind Sie also«, murmelte Leigh und dachte: dummes Geschwätz. Er erstarrte, noch während er sprach. Ihre Augen waren daran schuld. Zum erstenmal sah er sie jetzt direkt. Es waren blaue Augen, die ihn fest und offen ansahen. Aber es war nicht die Offenheit von innerer Ehrlichkeit, sondern eher die Starre von toten Augen. Leigh fröstelte. Unwillkürlich kam ihm der Gedanke, daß sie im Grunde genommen tatsächlich tot war und sich nur künstlich durch das Blut und die Lebensenergie anderer, die deshalb hatten sterben müssen, am Leben hielt. Sie lächelte, aber ihre kalten Fischaugen waren nicht daran beteiligt.
»Wir Dreeghs führen ein hartes, einsames Leben, daß ich mir manchmal denke, unser Kampf, am Leben zu bleiben, ist Irrsinn. Was wir sind, wurden wir ohne eigene Schuld. Es passierte während einer interstellaren Reise vor etwa tausend Jahren …« Müde versuchte sie sich zu erinnern. »Mir scheint es länger. Es muß auch schon länger zurückliegen. Ich habe kaum noch ein Zeitgefühl.« Grimmig fuhr sie fort, als brächte die Erinnerung das ganze Grauen zurück. »Wir gehörten zu mehreren tausend Urlaubern, die von den Schwerefeldern einer Sonne eingefangen wurden. Später nannte man diese Sonne die Dreeghsonne. Ihre für das menschliche Leben äußerst gefährlichen Strahlen infizierten uns alle. Es stellte sich heraus, daß lediglich ständige Blutübertragungen und die Lebensenergie anderer Menschen uns retten konnte. Eine Zeitlang erhielten wir Spenden, doch dann entschloß die Regierung sich, uns als hoffnungslos unheilbar zu töten. Wir waren alle jung und hingen verständlicherweise sehr am Leben. Mehrere hundert von uns hatten mit etwas Ähnlichem gerechnet, und anfangs war ja auch keiner von uns ohne Freunde. So entkamen wir. Seither ist es ein unaufhörlicher Kampf um unser Leben.«
Trotzdem konnte er keine Sympathie für sie empfinden. Es war merkwürdig, denn
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