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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gab drei Eiswürfel hinein. Er wollte ihr das Glas bringen, blieb dann stehen und sagte: »Ich kann eine Scheibe Zitrone hineintun.«
    Sie wußte, daß er keinen Witz machte. Er war von der Pirsch nach Hause zurückgekehrt und war nun dabei, die Rolle des wilden Jägers abzulegen und die des Buchhalters wieder anzunehmen, oder die des Verkäufers, des Grundstückmaklers oder Automechanikers, oder was immer er im normalen Leben tat. Manche Soziopathen konnten eine falsche Persönlichkeit aufsetzen, die überzeugender war als die beste Leistung des besten Schauspielers, der je gelebt hatte, und dieser Mann gehörte wahrscheinlich in diese Kategorie, obwohl er nach dem Auftauchen aus seinen Schlachtorgien eine gewisse Adaptationszeit benötigte, um sich wieder an die Manieren und Höflichkeiten der zivilisierten Gesellschaft zu erinnern.
    »Nein, danke«, sagte sie.
    »Es macht mir keine Mühe«, versicherte er ihr liebenswürdig.
    »Nur Wasser.«
    Bevor er das Glas auf den Tisch stellte, schob er einen korkgesäumten Keramik-Untersetzer darunter. Dann nahm er wieder ihr gegenüber am Tisch Platz.
    Chyna widerte die Aussicht an, aus einem Glas trinken zu müssen, das er berührt hatte, aber ihr Mund war ausgedörrt, und ihr Hals schmerzte leicht.
    Wegen der Fesseln nahm sie das Glas in beide Hände.
    Sie wußte, daß er beobachtete, ob sie Anzeichen von Furcht zeigte.
    Das Wasser schwappte nicht im Glas. Der Rand des Glases schlug nicht gegen ihre Zähne.
    Sie hatte wirklich keine Angst mehr vor ihm, zumindest nicht im Augenblick, wenn auch vielleicht später wieder. Später ganz bestimmt. Nun war ihre Seelenlandschaft eine Wüste unter einem düsteren Himmel: betäubende Einöde, an deren fernem Horizont ein Gewitter wütend flackerte.
    Sie trank die Hälfte des Wassers, bevor sie das Glas wieder abstellte.
    »Als ich gerade den Raum betrat«, sagte der Mörder, »haben Sie mit gefalteten Händen und gesenktem Kopf am Tisch gesessen. Haben Sie gebetet?«
    Sie dachte darüber nach. »Nein.«
    »Es ist sinnlos, mich zu belügen.«
    »Aber ich lüge nicht. Ich habe in diesem Augenblick nicht gebetet.«
    »Aber Sie beten?«
    »Manchmal.«
    »Gott fürchtet mich.«
    Sie wartete.
    »God fears me«, sagte er. »Diese Worte kann man aus den Buchstaben meines Namens zusammenstellen.«
    »Ich verstehe.«
    »Dragon seed.«
    »Aus den Buchstaben Ihres Namens«, sagte sie.
    »Ja. Und … forge of rage .«
    »Ein interessantes Spiel.«
    »Namen sind interessant. Ihrer ist passiv. Ein Ort als Vorname. Und Shepherd … Schäfer, bukolisch, vage christlich. Wenn ich mir Ihren Namen bildlich vorstelle, sehe ich einen asiatischen Bauern mit Schafen auf einem Hügel … oder einen schlitzäugigen Christus, der die Heiden bekehrt.« Er lächelte, amüsiert über sein spöttisches Geplänkel. »Aber Ihr Name definiert Sie eindeutig sehr schlecht. Sie sind kein passiver Mensch.«
    »Ich war einer«, sagte sie, »fast mein ganzes Leben lang.« »Wirklich? Na ja, gestern nacht waren Sie nicht passiv.« »Gestern nacht nicht«, stimmte sie zu. »Aber bis dahin.«
    »Mein Name hingegen ist ein Machtname. Edgler Foreman Vess.« Er buchstabierte ihn. »Nicht Edgar. Edge-ler. Wie in on the edge – am Rande, zur Neige, auf Messers Schneide. Und Vess … wenn man das Wort in die Länge zieht, klingt es wie das Zischen einer Schlange.«
    »Anger.«
    »Ja, genau. Das ist in meinem Namen – Zorn.«
    »Demon.«
    Ihre Bereitschaft, das Spiel mitzumachen, schien ihn zu erfreuen. »Sie sind ziemlich gut darin, besonders, wenn man bedenkt, daß sie keinen Stift und Papier haben.«
    »Vessel«, sagte sie. »Auch das ist in Ihrem Namen.«
    »Das war einfach. Aber auch semen . Samen und Gefäß, männlich und weiblich. Möchten Sie eine Beleidigung daraus fabrizieren, Chyna?«
    Anstatt zu antworten, hob sie das Glas und trank die Hälfte des restlichen Wassers. Die Eiswürfel schlugen kalt an ihre Zähne.
    »Und jetzt, da Sie Ihre Kehle angefeuchtet haben«, sagte Vess, »möchte ich alles über Sie wissen. Vergessen Sie nicht – die feine Schnitzerei.«
    Chyna erzählte ihm alles, angefangen in dem Augenblick, da sie einen Schrei gehört hatte, als sie im Gästezimmer der Templetons am Fenster saß. Sie lieferte ihren Bericht mit monotoner Stimme ab, nicht aus Berechnung, sondern weil sie plötzlich nicht anders sprechen konnte. Sie versuchte, ihre Betonung zu variieren, Leben in ihre Worte zu bringen – schaffte es aber nicht.
    Der Klang ihrer Stimme,

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