Intensity
geplaudert haben, werde ich Käseomeletts und Toast machen. Aber um sich Ihr Frühstück zu verdienen, müssen Sie mir sagen, wo Sie sich in dieser Tankstelle versteckt haben und weshalb Sie hier sind.«
Sie starrte ihn an.
»Glauben Sie ja nicht, Sie könnten es mir verschweigen«, sagte er lächelnd.
Lieber wollte sie sterben als ihm irgend etwas sagen.
»Es läuft folgendermaßen«, fuhr er fort. »Ich werde Sie sowieso töten. Ich weiß nur noch nicht genau, wie. Wahrscheinlich vor Ariel. Sie hat schon Leichen gesehen, war aber noch nie im entscheidenden Augenblick dabei, um diesen letzten Schrei zu hören, um die plötzliche Nässe zu sehen.«
Chyna versuchte, den Blick auf ihn gerichtet zu halten und keine Schwäche zu zeigen.
»Doch ganz gleich, wie ich Sie erledigen werde«, sagte er, »wenn Sie nicht freiwillig mit mir sprechen, werde ich es Ihnen viel schwerer machen. Manche Dinge, die mir Spaß machen, kann ich tun, bevor oder nachdem Sie sterben. Arbeiten Sie mit mir zusammen, und ich werde sie danach tun.«
Chyna suchte ohne Erfolg nach einem Anzeichen von Wahnsinn in seinen Augen. So ein prächtiger blauer Farbton.
»Nun?«
»Sie sind ein krankes Arschloch.«
»Daß Sie einfach nur langweilig sind, hätte ich von Ihnen nicht erwartet«, sagte er und lächelte wieder.
»Ich weiß, warum Sie ihm die Augen und den Mund zugenäht haben«, sagte sie.
»Ach, also haben Sie ihn im Schrank gefunden.«
»Sie haben ihn vergewaltigt, bevor oder während Sie ihn getötet haben. Sie haben ihm die Augen zugenäht, weil er Sie gesehen hat, und den Mund, weil Sie sich Ihrer Tat schämten und befürchtet haben, er könne es jemandem verraten, obwohl er tot ist.«
»Ich habe keinen Sex mit ihm gehabt«, sagte er ungerührt.
»Lügner.«
»Und wenn ich mit ihm geschlafen hätte, wäre es mir wirklich nicht peinlich. Wissen Sie nicht, daß wir alle bisexuell sind? Manchmal habe ich Lust auf einen Mann, und bei einigen habe ich der Lust nachgegeben. Das sind alles Erfahrungen. Nur Erfahrungen.«
»Zecke.«
»Ich weiß, was Sie vorhaben«, sagte er freundschaftlich und eindeutig erheitert, »aber es wird ganz bestimmt nicht funktionieren. Sie hoffen, daß die eine oder andere Beleidigung mich auf die Palme bringt. Als wäre ich ein schießwütiger Psychopath, der einfach explodiert, wenn Sie mich mit dem richtigen Schimpfwort belegen, den richtigen Knopf drücken, vielleicht meine Mutter beleidigen oder häßliche Dinge über Gott sagen. Sie hoffen, daß ich dann in Rage gerate und Sie schnell töte, damit Sie es hinter sich haben.«
Chyna wurde klar, daß er recht hatte, wenngleich sie sich ihrer Absicht nicht völlig bewußt gewesen war. Ihr Versagen, die Scham und die Hilflosigkeit, an einen Stuhl gefesselt zu sein, hatten ihre Empfindungen auf eine Verzweiflung reduziert, die sie lieber nie kennengelernt hätte. Nun widerte er sie weniger an als sie sich selbst; sie fragte sich, ob sie doch eine Verliererin und ein Feigling war, genau wie ihre Mutter.
»Aber ich bin kein Psychopath«, sagte er.
»Was sind Sie dann?«
»Ach, nennen Sie mich einen … gemeingefährlichen Abenteurer. Oder vielleicht den einzigen klar denkenden Menschen, den Sie je kennengelernt haben.«
»›Zecke‹ klingt in meinen Ohren besser.«
Er beugte sich auf seinem Stuhl vor. »Das Spiel läuft so: Entweder Sie erzählen mir alles über sich, alles, was ich wissen will, oder ich bearbeite Ihr Gesicht mit einem Messer, während Sie auf diesem Stuhl sitzen. Für jede Frage, die Sie nicht beantworten, werde ich Ihnen ein Stück abschneiden – ein Ohrläppchen, die Spitze Ihrer hübschen Nase. Ich werde an Ihnen schnitzen wie an einem Holzblock.«
Er sagte das nicht drohend, sondern ganz sachlich, und sie wußte, daß er dazu imstande war.
»Es wird den ganzen Tag lang dauern«, sagte er, »und lange, bevor Sie sterben, werden Sie verrückt.«
»Na schön.«
»Was na schön – Gespräch oder Schnitzerei?«
»Gespräch.«
»Braves Mädchen.«
Sie war bereit zu sterben, falls es darauf hinauslaufen sollte, sah jedoch keinen Sinn darin, unnötig zu leiden.
»Wie heißen Sie?« fragte er.
»Shepherd. Chyna Shepherd. C-h-y-n-a.«
»Ach, also doch keine geheimnisvolle Beschwörung.«
»Was?«
»Ein komischer Name.«
»Ach ja?«
»Legen Sie sich nicht mit mir an, Chyna. Weiter.«
»Na schön. Aber darf ich vorher etwas zu trinken haben? Ich bin völlig ausgetrocknet.«
Er holte ihr ein Glas Wasser von der Spüle. Er
Weitere Kostenlose Bücher