Internat auf Probe
Mädchen.“ Sie versenkt die Hände in den Taschen ihrer Jeans und grinst verlegen.
„Aber woher hast du sie?“, wiederholt Carlotta Sofies Frage, während sie die kleine Smilla hochhebt, um sie zu streicheln.
„Ihre Mutter ist überfahren worden“, erzählt Manu. „Einer von den Stallhelfern hat’s mir erzählt, als ich beim Reiten war. Er wollte die Kleinen umbringen!“ Sie schnaubt. „Er hatte sie schon in einen Sack gesteckt und wollte sie in den See werfen oder mit der Schaufel draufhauen, was weiß ich!“
„Was!?“ Erschrocken betrachtet Carlotta das Hundebaby in ihrem Arm. Es ist so klein und weich und zart. Aus blauen Augen schaut es sie neugierig an und winselt leise.
„Wie kann ein Mensch zu so etwas fähig sein!“ Sofie schüttelt empört den Kopf.
„Keine Ahnung!“, grummelt Manu. „Ich hab den Sack geklaut und hier versteckt. Das Gewächshaus steht zum Glück schon lange leer.“
„Das hast du gut gemacht“, sagt Carlotta und strahlt Manu an.
Manu zieht die Augenbrauen zusammen. „Woher wusstet ihr, dass ich hier bin?“
„Ich hab dich vor ein paar Tagen hier herumschleichen sehen“, gesteht Carlotta. „Außer dem Fernsehzimmer, dem Vorratsraum und dem Süßigkeitenkiosk war’s die einzige Möglichkeit, die mir so schnell eingefallen ist, als du vorhin abgehauen bist.“
„Du hast mich gesehen? Warum hast du mich nicht verpfiffen?“ Manu macht ein erstauntes Gesicht.
„Warum sollte ich?“, fragt Carlotta verwundert zurück.
Manu zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, nur so. Ich war schließlich nicht besonders nett zu dir.“
„Das stimmt allerdings“, erwidert Carlotta vorwurfsvoll.
Manu schweigt.
Die Mädchen haben das Unwetter fast vergessen, obwohl die dünnen Glaswände des Gewächshauses im Sturm zittern. Der Wind zieht eiskalt durch alle Ritzen und über dem See grollt noch immer Donner. Aber das Gewitter zieht langsam weiter. Das Schlimmste scheint überstanden zu sein.
„Zuerst mussten die Kleinen alle paar Stunden Milch bekommen“, erzählt Manu weiter. Sie setzt sich zu Sofie auf die Wolldecke und legt sich den schlafenden Mo auf den Schoß. „Das war ganz schön anstrengend, aber zum Glück konnte mir die Schulköchin Welpenmilch und Fläschchen besorgen. Ich hab sie dafür mit Pferdeäpfeln aus dem Stall bestochen. Für ihr Rosenbeet hinter der Küche.“ Sie kichert leise.
Carlotta und Sofie grinsen.
„Und womit fütterst du sie jetzt?“, fragt Carlotta. Die kleine Smilla klettert auf ihr herum. Carlotta setzt sich zu Manu und Sofie auf die Decke und legt sich den Welpen auf den Schoß. Unter der Regenjacke ist ihr Wollpulli trocken geblieben. Es scheint Smilla zu gefallen. Sie rollt sich zusammen und schläft fast augenblicklich ein. Im Traum zuckt sie mit den Pfötchen. Carlotta streichelt sie vorsichtig.
„Die Köchin bringt mir Welpenfutter aus der Stadt mit“, sagt Manu. „Und sie versorgt mich regelmäßig mit gekochtem Schinken und anderen leckeren Resten vom Büfett.“
„Gegen Pferdeäpfelbezahlung natürlich“, vermutet Carlotta.
„Klar“, grinst Manu.
„Kann es sein, dass du das Futter und alles andere in deinem Schrank in unserem Zimmer aufbewahrst?“, erkundigt sich Sofie freundlich.
Manu macht ein ertapptes Gesicht. „Es müffelt ein bisschen, was?“
Carlotta nickt. Sofie seufzt nur bestätigend.
„Sorry, aber ich wusste nicht, wohin damit“, erwidert Manu. „Hier in der Gärtnerei konnte ich’s nicht lassen. Das hätte Ratten angelockt, und die hätten den Kleinen vielleicht was getan.“
„Bestimmt sogar“, meint Carlotta.
„Sicher“, sagt Sofie.
Schweigend betrachten sie die schlafenden Welpen.
Mannomann!, denkt Carlotta. Da rettet Manu drei Hundebabys und keiner weiß was davon … Wer hätte das gedacht?
„Aber wie soll es weitergehen?“, fragt sie. „Du kannst sie schließlich nicht ewig hier verstecken, und ins Schloss mitnehmen kannst du sie auch nicht.“
„Ich weiß“, sagt Manu zerknirscht. „Bald sind sie groß, dann muss ich mir was einfallen lassen.“
„Und bis dahin willst du sie weiter hier versorgen?“, fragt Sofie.
„Was bleibt mir anderes übrig?“ Manu legt den schlafenden Mo behutsam in das Nest zurück. Carlotta und Sofie legen seine Geschwister neben ihn. Ohne aufzuwachen, kuscheln sich die drei Welpen eng aneinander und schmatzen leise im Schlaf.
„Sie sind so süß!“, flüstert Carlotta.
Sofie und Manu nicken.
Im Gewächshaus breitet sich fast
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