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Internat und ploetzlich Freundinnen

Internat und ploetzlich Freundinnen

Titel: Internat und ploetzlich Freundinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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mich schon verstanden.“
    „Denkst du nicht, du übertreibst ein bisschen?“, schnappt Carlotta. „Schließlich bist du nicht gelähmt! Wann kommt der bescheuerte Gips überhaupt ab? Ich hoffe bald. Das ist echt nicht mehr auszuhalten!“ Sie funkelt Manu wütend an. Doch die grinst nur.
    „Übernächste Woche kommt er runter, hat der Arzt gesagt. Aber bevor ich den Arm wieder voll belasten kann, wird’s noch ein bisschen dauern. Tut mir leid.“
    „Müsst ihr eigentlich immerzu streiten?“ Sofie knüllt ihre Serviette zusammen und steht auf. „Ich halte das nicht länger aus!“ Energisch schiebt sie ihren Stuhl unter den Tisch, nimmt ihr Tablett und bahnt sich einen Weg zum Geschirrwagen.
    Carlotta und Manu starren ihr sprachlos hinterher.
    „Was’n mit der los?“ Manu findet als Erste ihre Sprache wieder.
    Carlotta schluckt. „Keine Ahnung.“
    Als die beiden ein paar Minuten später in ihr Zimmer kommen, ist Sofie nicht da.
    „Bestimmt ist sie im Musikzimmer“, meint Carlotta. „Ihre Klarinette ist weg.“ Sie zeigt auf Sofies Schreibtisch. Wo sonst der kleine schwarze Klarinettenkoffer liegt, herrscht gähnende Leere. Nur ein paar Hochglanz-Modezeitschriften stapeln sich ordentlich neben der Schreibtischlampe.
    Manu schlüpft in ihre Reitstiefeletten.
    „Ich verdrück mich auch“, verkündet sie. „Wenn ich schon nicht mitreiten darf, will ich wenigstens zugucken. Ich bin im Stall bei der Reit-AG. Tschau.“ Sie winkt Carlotta zu und verschwindet aus dem Zimmer.
    Carlotta bleibt nachdenklich zurück. Die miese Stimmung geht ihr mächtig auf den Keks. Es ist fast so schlimm wie am Anfang ihrer Internatszeit, als sie, Sofie und Manu sich nicht ausstehen konnten und bei jeder Kleinigkeit aneinandergeraten sind. Erst nachdem sie und Sofie Manus Hundegeheimnis entdeckt und ihr bei der Rettung der Welpen geholfen hatten, haben sie sich miteinander angefreundet und festgestellt, dass die anderen doch nicht so übel sind, wie es zuerst den Anschein hatte.
    Fängt das dumme Gezicke jetzt etwa wieder von vorn an?, denkt Carlotta. Hoffentlich nicht!
    Sie geht an ihren Schreibtisch, zieht eine Schublade auf und nimmt ihre Digitalkamera heraus. Heute ist der erste AG-Tag. Fotografie und digitale Bildbearbeitung – es gibt schlimmere Arten, seine Freizeit im Internat zu verbringen, hat Carlotta festgestellt. Mit Rudern zum Beispiel. Nur weil ihr Vater während seiner eigenen Internatszeit in Prinzensee ein erfolgreicher Ruderer gewesen war, hatten alle gedacht, sie hätte sein Sportler-Gen geerbt. Pustekuchen. Die Ruder-AG von Herrn Dunker hatte sich als die größte Blamage ihres Lebens entpuppt. Carlotta wird jetzt noch knallrot, wenn sie daran denkt. Sie legt eine neue Speicherkarte ein und klappt den Fotoapparat zu. Draußen scheint die Sonne. Das Licht ist perfekt für ein paar schöne Außenaufnahmen. Bevor sie aus dem Zimmer geht, reißt sie schnell noch eine neue Tüte Gummibärchen auf, pickt ein paar weiße heraus und schiebt sie sich zwischen die Zähne. Die weißen mag sie am liebsten. Den Rest füllt sie in ein kleines Schälchen, das sie in Kunst getöpfert hat.
    „Tschüss, ihr Süßen“, sagt sie zu den Gummibärchen. „Wir sehen uns später!“
    Tatsächlich schickt Herr Frankenberg, der Projektleiter der AG, seine Schüler in den Park, um dort zu fotografieren und zu filmen.
    „Ihr habt eine Stunde Zeit“, sagt er. „In der zweiten Stunde gucken wir uns die Ergebnisse dann am PC an. Viel Spaß!“
    Paula fragt Carlotta, ob sie zusammen auf Motivsuche gehen wollen, aber Carlotta schüttelt den Kopf. Beim Fotografieren braucht sie ihre Ruhe und ist lieber für sich.
    „Klar, versteh ich. Kein Problem“, meint Paula, als Carlotta es ihr sagt. Sie hat von Herrn Frankenberg eine der neuen Videokameras bekommen und winkt damit. „Wir sehen uns nachher im Labor!“
    Carlotta wandert langsam über den Rasen der großen Parkanlage, die das alte Schloss umgibt, und schaut sich aufmerksam um. Den Fotoapparat hält sie in der Hand, damit sie gleich abdrücken kann, falls ihr ein schönes Motiv vor die Linse kommt.
    Bei zwei Eichen am Rand der Rasenfläche bleibt sie stehen. Die Bäume müssen uralt sein. Die Borke ihrer gewaltigen Stämme ist rau und zerfurcht. Carlotta macht ein paar Nahaufnahmen und bereut, die Gummibärchen nicht mitgenommen zu haben. Auf dem Display sieht die zerklüftete Baumrinde wie eine urige Kraterlandschaft aus. Ein, zwei bunte Bärchen würden sich davor bestimmt

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