Interregnum (Mundir) (German Edition)
stand auf und ging in die Küche.
„Ich heiße dich herzlich willkommen im Abór . Abór heißt in deiner Sprache Baum, die wahre Bedeutung dieses Wortes, lässt sich schlecht übersetzen, aber je länger du hier bist, desto eher wirst du verstehen. Worte können manchmal irreführen, aber sie stehen für Erlebnisse. Ich glaube, dass Erlebnisse die geteilt wurden, viel mehr bedeuten als Worte.“ Er schwieg.
Ich schwieg.
Er fuhr fort: „Es gibt am Tag drei feste Mahlzeiten, bei Sonnenaufgang, Mittag und bei Sonnenuntergang. Wie du vielleicht bereits gemerkt hast, ist die Sonne hier ein wenig anders, als woanders. Es sind genau sechs Stunden von Sonnenaufgang bis Mittag, und ebenfalls sechs Stunden bis Abends.“
„ Zu jeder Jahreszeit?“
„ Zu jeder Jahreszeit.“
„ Wie ist das Möglich?“
„ Es ist Möglich.“
Ich gab auf.
„Die nächsten Tage sollst du dich schonen. Wenn es dir unwohl sein sollte, meldest du dich bei mir. Wenn du Fragen hast, meldest du dich bei mir.“
Die dunkelblonde Elfe hatte sich daran gemacht, den Tisch abzuräumen.
„Wenn du zwischendurch Hunger oder Durst bekommst, kannst du dich auch an meine Partnerin Hara wenden, sie spricht deine Sprache nur ein wenig. Sie ist für die Verpflegung der Einwohner zuständig. Du kannst übrigens die gesamten Kleider in deinem Schrank verwenden, es ist kein Problem, jeden Tag etwas neues anzuziehen, lasse das getragene einfach am Boden liegen.“
„ Kann ich mich irgendwie nützlich machen?“
„ Ja, du kannst dich schonen.“
„ Wem nützt das?“
„ Dir.“
„ Gibt es irgendwelche Regeln, die ich beachten sollte?“
„ Die Regeln der Höflichkeit und des Respekts. Nichts außergewöhnliches, lauf ein wenig herum, schau dich um, erfahre. Weitere Fragen?“
Ich überlegte kurz. „Wo kann man seine äh, seine Notdurft verrichten.“
Der Elf überlegte kurz, „Ahh ich verstehe, ich hatte lange nicht mehr mit Menschen zu tun... folge mir.“
Er stand auf und ging die Treppe hinunter, ich folgte. Wir waren wieder in dem langen Flur, jetzt herrschte hier mehr Leben, Elfen gingen allein, zu zweit, in einer Gruppe geschäftig unterhaltend durch die Hallen, verschwanden oder kamen aus Türen, die in unregelmäßigen Abständen in die innere Wand eingelassen waren. Sonne flutete durch die Fenster der äußeren Wand und tauchte die ganze Szene in ein eigenartig überrealistisches Licht. Wir gingen den Gang entlang fast bis zu den Wendeltreppen nach unten, ich erkannte, dass es wohl ein System gab, auf der einen Treppe ging man nach oben, auf der anderen nach unten.
Er wies mich zu einem Raum und öffnete mir die Tür. „Ich hoffe du kommst von hier alleine zurecht. Wenn du Hilfe brauchst findest du mich...“, er stockte kurz und überlegte „am einfachsten ist, wenn du dich direkt an Hara wendest, sie ist meistens oben. Wenn nicht frag dich einfach nach Sigvar durch. Viel Erfolg.“
„ Ähh Danke!“, antwortete ich und betrat den Raum. Er war groß, es gab eine Badewanne, ein Waschbecken und ein Klo. Es war keine Latrine, wie ich sie aus dem Lager kannte, es hatte etwas in meiner Erinnerung an früher losgelöst, das war ein Klo, ich klappte den Deckel hoch, unter mir gähnende Leere mit einem Licht am Ende. Ich setzte mich und ließ der Natur ihren lauf. Dann sah ich mich um nach etwas mit dem ich mich abwischen konnte, neben mir hingen weiße Tücher, ich überlegte kurz, schaute mich nochmal um, fand keine Alternative. Ich nahm eines der Tücher und säuberte mich. Ich sah auf das Tuch, es war immer noch weiß und ungebraucht. Ich wischte nochmal, schaute auf das Tuch, es war blütenweiß. Ich roch daran, es roch gut, irgendwie blumig. Ich hängte es zurück und stand auf. Dann ging ich zum Waschbecken, ich drehte den Hahn auf und warmes Wasser floss heraus. Ich wusch Gesicht und Hände und betrachtete mich im Spiegel. Ich hatte einen drei Tage Bart, ich erinnerte mich an die Rasierklinge die jeder Legionär in seiner Ausrüstung hat, sie lag wohlverwahrt in meinem Zelt im Lager.
Ich zuckte die Schultern und trocknete mein Gesicht mit einem der Tücher, ich achtete darauf ein anderes zu nehmen. Ich schaute in den Spiegel und war überrascht, mein Spiegelbild wirkte nun wacher und sauberer, diese Tücher hatten es in sich. Ich staunte und stand da mit mir selbst.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also beschloss ich mir mal die Stadt anzusehen.
Die Wendeltreppe war gar nicht so hoch wie ich dachte, etwa
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