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Interview mit dem Tod - Domian, J: Interview mit dem Tod

Interview mit dem Tod - Domian, J: Interview mit dem Tod

Titel: Interview mit dem Tod - Domian, J: Interview mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Domian
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aber sind es auch bisher noch nicht erforschte chemische Prozesse, die in jedem menschlichen Gehirn ablaufen, sobald der Sterbeprozess beginnt. Quasi als Gnade der Natur, um das Erlöschen des Lebens für den Menschen erträglicher zu machen.
    Und so glaube ich, dass alle Betroffenen zwar eine extreme Lebenserfahrung gemacht haben, aber eben keine Todeserfahrung . Niemand, der wirklich die Schwelle zum Tod überschritten hat, der also biologisch tot war und nicht nur klinisch, ist je zurückgekehrt. Daher sagen Nahtoderlebnisse meiner Meinung nach nichts über den Tod an sich aus, geschweige denn darüber, was denn nach dem Tode ist.
    Dennoch habe ich großen Respekt vor den Erlebnissen dieser Menschen, die dem Tode so nahe waren. Sollten alle rationalen Erklärungen nicht greifen, so haben sie vielleicht eine tiefe mystische Erfahrung gemacht. Und ein jeder findet darin seine eigene Wahrheit, auf die es letztendlich nur ankommt.
     
    Große Aufmerksamkeit erzeugen auch immer wieder Berichte über so genannte Jenseitskontakte. Menschen, die vorgeben, eine besondere mediale Begabung zu haben, behaupten, mit Verstorbenen kommunizieren zu können. Diesen Schilderungen stand ich zwar
schon immer skeptisch gegenüber, dennoch wollte ich die Probe aufs Exempel machen und suchte in den 1990er Jahren ein Medium auf, eine Frau von etwa fünfzig Jahren. Natürlich steckte auch hinter dieser Aktion, trotz meiner Vorbehalte, die Sehnsucht nach Antworten. Würde diese Frau mir etwas über den Tod und über das, was danach kommt, erzählen können? Ich war zunächst gespannt und sogar etwas aufgeregt. Aber schnell merkte ich, dass ich mir das Ganze auch hätte sparen können. Nach knapp einer Stunde war ich zweihundert Mark los und hatte erfahren, dass sich um mich herum immer ein namenloser, stets lächelnder Schutzengel bewege. Meinen Wunsch, mit meinen im Krieg ermordeten Großeltern in Kontakt zu treten, konnte sie nicht erfüllen. Sie seien zu weit weg, sagte sie. Dafür bräuchte sie mehrere Sitzungen, dann allerdings würde es klappen, davon sei sie fest überzeugt. Natürlich bin ich nie wieder zu dieser Frau gegangen.
     
    Auch die Medien, die in meiner Sendung angerufen haben, konnten mich nicht überzeugen. Ich hörte von ihnen Allgemeinplätze oder sie flüchteten sich in vage Formulierungen. Solche Personen forderte ich immer zu einem Live-Experiment vor laufender Kamera auf. Entweder lehnten sie es ab, wie der mittlerweile recht prominente Schweizer Jenseitslauscher Pascal Voggenhuber, oder sie scheiterten grandios. So erzählten sie zum Beispiel von Personen aus der »Geistigen
Welt«, die sie während des Gespräches mit mir vor Augen hätten. Diese Toten würden mich gut kennen und ich sie ebenfalls. Es seien Personen aus meiner Vergangenheit. Spätestens als ich nach den Namen der Toten fragte, erwies sich das Ganze als Humbug. Die Namen waren mir nicht bekannt.
     
    Grundsätzlich aber möchte ich paranormale Phänomene nicht vom Tisch wischen und mich schon gar nicht darüber lustig machen. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die über nicht erklärbare Fähigkeiten verfügen. Was es genau mit diesen Begabungen auf sich hat, maße ich mir nicht an zu beurteilen. Beim Thema »Jenseitskontakte« aber bleibe ich skeptisch.
    Ich glaube allerdings, dass manch ein Trauernder schon Trost bei einem Medium gefunden hat. Was ist dagegen einzuwenden, wenn ein Medium der Mutter eines verstorbenen Kindes sagt, dass alles in Ordnung sei und es dem Kind »drüben« sehr gut gehe? Fragwürdig allerdings finde ich Mehrfach-Besuche. Es darf zu keiner Abhängigkeit zwischen Medium und Klient kommen. Denn wie soll ein Trauernder den Verlust eines geliebten Menschen begreifen und den Verstorbenen loslassen können, wenn er ständig mit ihm »spricht«?

    Gesprächsprotokoll
    Sollten sich die Menschen oft und eingehend mit dir und den Toten beschäftigen – oder ist es gesünder, mehr an das Leben als an den Tod zu denken?
    Die Menschen sollten sich stets bewusst sein, dass ich niemanden vergesse. Nie. Dies ist ja auch die einzige Gewissheit in eurem Leben. Und der, der richtig lebt, wird die Angst vor mir verlieren.
    Wie lebt man denn richtig?
    Im Jetzt – und ohne jemandem zu schaden. In Demut und mit Rückgrat. Und indem man nach ehrlichem Mitgefühl strebt.
    Oh, so eine empathische Empfehlung von dir?
    Du scheinst, wie so viele andere Menschen auch, ein falsches Bild von mir zu haben. Aber ziehe aus meiner Empfehlung keine

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