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Interview mit dem Tod - Domian, J: Interview mit dem Tod

Interview mit dem Tod - Domian, J: Interview mit dem Tod

Titel: Interview mit dem Tod - Domian, J: Interview mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Domian
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umgehen?
    Verändere dein Leben – jetzt! Das ist alles.
    Goethe sagt: Alle Schuld rächt sich auf Erden.
    Ja, dein Zorn, dein Hass, dein Neid und deine Gier schaden am meisten dir selbst. Daher vermeide es, dich in dieser Weise zu verhalten.
    Mein nächster Begriff lautet:
    Angst.

    Wer Angst hat, ist gefangen in den Illusionen des Lebens. In der Tiefe seiner Seele ist der Mensch frei, absolut frei. Er muss allerdings lernen, das Scheitern zu akzeptieren und die Dinge anzunehmen, wie die Dinge sind. Nur durch Scheitern und Leid kann ein Mensch zu wahrer Größe gelangen.
    Wie anstrengend – und wie schlimm! Warum ist das so?
    Darauf gibt es keine für die menschliche Ratio schlüssige Antwort. Du musst es akzeptieren, und diese Akzeptanz bringt dir Gelassenheit und Stärke.
    Hast du denn auch manchmal Angst?
    Auch wenn ich mit dir wie ein Mensch spreche, vermenschliche mich nicht. Der Tod kennt weder Angst noch Freude. An mir ist überhaupt nichts Menschliches. Ich gehe meiner Profession nach. Sonst gibt es über mich nichts zu sagen.
    Das fällt mir schwer zu glauben. Kann man dich eigentlich betrügen oder hinters Licht führen?

    Hat je jemand davon berichtet? Nein, mein Freund, wer glaubt, den Tod betrügen zu können, betrügt sich selbst.
    Gibt es denn Menschen, die du gar nicht haben willst?
    Ich will jeden.
    Egal, wie er sich in seinem Leben verhalten hat?
    Natürlich. Die Taten spielen für mich keine Rolle.
    Kurze Gesprächspause
    Nun, ich möchte zu den Begriffen zurückkommen. Zwei bitte ich dich noch zu kommentieren. Hier der erste: Trauer.
    Loslassen ist ebenso wichtig für den Sterbenden wie für den Hinterbliebenen.
    Das ist leicht gesagt.
    Ja, ich weiß. Fast jeder Abschied ist für euch Menschen schwer.
    Aber wie schafft man es denn, nach einem Trauerfall mit dem Gefühl allumfassender Traurigkeit fertigzuwerden?
    Das Beste ist, sich mit dem Abschiednehmen schon so früh wie möglich zu beschäftigen, in jeder Lebensphase.
    Du meinst, man sollte sich mit dem Verlust einer geliebten Person bereits befassen, wenn mit dir noch gar nicht zu rechnen ist?
    Mit mir ist immer zu rechnen.
    Gut, aber was soll ich tun, wenn der Trauerschmerz so groß ist, dass ich keinen Sinn mehr in meinem eigenen Leben sehe?
    Gehe in den Schmerz hinein – aber freue dich zugleich, dass es den Menschen, um den du trauerst, gegeben hat. Und achte ganz genau auf alles – denn alles ist ewiger Wandel, ist ewige Verwandlung. Nichts hat auf dieser Welt Bestand. Nichts. Wer dieses Grundprinzip des Seins erkennt und tief versteht, wird mit großer Trauer umgehen können. Vielleicht führt die Trauer ja sogar genau zu dieser Erkenntnis.
    Es geht immer nur um Loslassen und Annehmen.
    Das ist gut gesagt – aber manchmal ist die Verzweiflung über den Verlust eines Menschen so groß, dass man keine Kraft mehr hat, zu dieser Haltung zu gelangen ...
    Aber kommen wir zu meinem letzten Begriff: Humor.
    Der Tod lacht nie.
    Darf man denn über den Tod lachen?
    Natürlich, wenn du meinst, es tun zu müssen ... mir ist es egal.
    Ist das Lachen an sich gut für den Menschen?
    Lachen ist nicht gleich Lachen. Grundsätzlich wird zu viel, zu grell und zu laut gelacht in der Welt.
    Wie soll ich das verstehen? Das Leben ist schwer und kompliziert genug, sollen wir alle mit versteinerten Mienen unsere Tage fristen?
    Nein, auf keinen Fall, im Gegenteil! Im Lächeln und leisen Lachen liegt viel Weisheit. Dieser Humor ist ein Glück für die Menschen. Ein gutes Herz ist ernst – und lächelt.
    Das klingt so abgeklärt. Mir macht es manchmal großen Spaß, mir auf die Schenkel zu klopfen und laut zu lachen.
    Oh, du könntest ruhig noch öfter laut lachen, du Grübler, es würde dir guttun. Also, nur zu!

7
    »Ich werde nächste Woche in die Schweiz fahren und Sterbehilfe in Anspruch nehmen« – mit diesem Satz meldete sich vor vielen Jahren Hanna (45) in meiner Sendung.
    Die Themen »Sterbehilfe« und auch »Aktive Sterbehilfe« kommen in meiner Telefon-Talkshow immer wieder zur Sprache. Mit großer Resonanz übrigens, die TV-Einschaltquoten sind beeindruckend und die Zahl der Zuhörerreaktionen liegt bei dieser Thematik weit über dem Durchschnitt. Dies ist sicher damit zu erklären, dass »Sterbehilfe« in Deutschland nach wie vor ein großes Tabuthema ist und in der Öffentlichkeit wenig darüber gesprochen wird. Die Menschen aber wollen sich damit auseinandersetzen und sind mit der aktuellen Rechtslage zu diesem Thema nicht zufrieden.

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