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Interwelt

Interwelt

Titel: Interwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isidore Haiblum
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der Bursche ließ mich ächzend los. Ich packte den Strahler und schlug ihn ihm auf den Schädel, daß er zusammensackte.
    Auf der anderen Seite der Lichtung kroch der fette Arzt in seinen Wagen. Kopf und Schultern verschwanden auf dem Rücksitz, als prasselnde Flammen den Metalleib des Autos einhüllten. Spelville kam taumelnd und hechelnd heraus. Er schwankte über die Lichtung und fiel plötzlich. In seinen Armen hielt er einen Aktivator. Die fetten Finger schlugen nach den Flammen, die von seiner Jacke aufstiegen. Es sah aus, als fände ein verrücktes Ritual mit Feuer, Metall und Fleisch auf dieser Lichtung statt.
    Ich saß auf dem Boden – Langarm lag reglos neben mir – und schaute zu, wie der Wagen explodierte.
    Ohne den Aktivator loszulassen, quälte der feiste Arzt sich auf die Beine. Ich hatte den Laser auf ihn gerichtet und überlegt, ob ich ihn mit Worten oder der Waffe zu Vernunft bringen sollte.
    Da kam auf der entgegengesetzten Lichtungsseite eine hochgewachsene Gestalt aus dem Nebel, schnell und geschmeidig wie eine Großkatze.
    Die breite Krempe eines Hutes verbarg Stirn und Augen, der hochgeschlagene Mantelkragen Kinn und Lippen. Der lange schwarze Mantel flatterte um die Knie.
    Der fette Doktor drehte sich halb um. Seine Lippen bewegten sich, doch keine Worte kamen über sie. Den Aktivator drückte er fest an sich.
    Der Hochgewachsene hielt eine Pistole in den schwarzbehandschuhten Fingern.
    Dr. Spelville schien immer kleiner und rund wie ein Gummiball zu werden.
    Jetzt bewegten sich die Lippen des Hochgewachsenen. Er sagte etwas, das ich nicht hören konnte. Dann schoß er fünf Kugeln in den schwabbeligen Ball vor sich.
     
    MIT MEINER ÜBLICHEN SCHARFEN WAHRNEHMUNGSGABE SEHE ICH, KLOX, WIE DIE EREIGNISSE SICH ENTFALTEN. WIEDER IST DURCH DIE GUCKLÖCHER EIN ENTSCHEIDENDER AUGENBLICK ZU ERKENNEN. EIN TRUPP VON SECHZIG MECHS, SOWIE DUNJER UND SEYMOUR SALANT, SIND IM LABORGEBÄUDE DER FESTUNG FEUERGOLD. TUMULT HERRSCHT IN DEN KORRIDOREN. GRÖSSTE EILE IST GEBOTEN, DENN DIE VERZERRER DER DUNJER-MECHS SIND SCHADHAFT, UND SIE KÖNNEN DEM FEINDLICHEN ANSTURM NICHT LANGE WIDERSTEHEN. DIE LOGIK DER EREIGNISSE WIRD ZERSTÖRT. JETZT IST DER MOMENT GEKOMMEN, MEINEN ZWEITEN AKTIVATOR ZU BENUTZEN. ICH ÖFFNE DAS GUCKLOCH, SCHIEBE DEN AKTIVATOR HINDURCH. DER STOFF PLUDERT. ICH WRINGE UND STRECKE IHN UND VERÄNDERE SO BEHUTSAM DAS MUSTER. NUN IST DUNJERS OPTIMISMUS GERECHTFERTIGT: SEINE VERZERRER KÖNNTEN NICHT BESSER SEIN. ICH LASSE DEN STOFF LOS UND SEHE ZU, WIE ER DURCH DAS GUCKLOCH ZURÜCKSCHNELLT. WIEDER HABE ICH DEN TAG GERETTET. DOCH NUN IST MEIN ZWEITER AKTIVATOR VERBRAUCHT. ICH WERFE IHN VON MIR. LEDIGLICH EINER IST JETZT NOCH ÜBRIG: EINER GEGEN DAS CHAOS. WEISE ENTSCHLIESSE ICH MICH, NICHT MEHR DURCH DIE GUCKLÖCHER ZU SPÄHEN. DIE VERTREIBUNG DES CHAOS HAT NUN VORRANG. ICH REISE WEITER.
     
32.
     
    Dämmerung. Wir befanden uns in einem Park, von dem aus die Stadt zu überblicken war. Eine schlaffe Stille herrschte. Die vielen breiten Straßen schienen menschenleer zu sein. In den hohen, fernen Gebäuden gingen die ersten Lichter an.
    Ich schaute mich nach meiner Gefolgschaft um. »Ah, ich sehe, Sie haben auch das Liebespaar mitgenommen, Saß, eh?«
    »Und mich«, meldete sich Klox.
    »Wickeln Sie sich wieder in Ihre Handtücher, Sie Schamlosen«, wies Dr. Saß Yalta und Svett an. Zu mir sagte er: »Dieser Aktivator hat seine Mucken, fürchte ich. Ich hatte nicht vorgehabt, alle mitzunehmen.«
    »Wir werden von jetzt an meinen Aktivator benutzen«, bestimmte ich.
    »Sie wollen uns einfach zurücklassen?« fragte Lister anklagend.
    »Sie sind alle gleich, die Aktivatoren, also sind auch ihre Mängel identisch.« Zu Lister gewandt, sagte Saß: »Natürlich nicht, mein Junge.« Er senkte die Stimme. »Wissen Sie, Dunjer, all diese schrecklichen Katastrophen …«
    »Ich weiß, ich weiß«, unterbrach ich ihn gereizt.
    »Es ist das Linzeteum«, erklärte Saß. »Wir müssen Grample finden. Er ist irgendwo auf dieser Welt. Um ihn aufzuspüren, muß ich ein paar Justierungen am Aktivator vornehmen, aber dazu brauche ich Licht. Hat jemand eine Taschenlampe oder Streichhölzer dabei?«
    Natürlich nicht. Ich hätte es mir denken sollen. »Dann müssen wir hinunter in die Stadt, vielleicht finden wir eine Straßenlaterne«, meinte ich. Wir mußten im Dunkeln zwischen zahllosen Büschen und Bäumen hindurch und stolperten mehr als wir gingen, bis wir endlich eine Straße erreichten.
    »Alle da?« erkundigte

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