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Intimer Betrug

Intimer Betrug

Titel: Intimer Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Landon
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seinen Erben zurückzugeben, und beschied ihnen, dass sie am nächsten Morgen um das Stadthaus kämpfen könnten.
    Wenige Minuten später brachte ihnen ein Diener ein Tablett mit heißem Tee und Kaffee, dazu Teller mit Sandwiches und dem Gebäck, das das Küchenpersonal den ganzen Tag über gebacken hatte. Die Stunden zogen sich endlos langsam hin und schließlich suchte sich jeder von ihnen ein Plätzchen, wo er sich entspannen und ein paar Stunden dösen konnte.
    Alle außer Vincent und Wedgewood. Die Beklemmung, die sie gefangen hielt, ließ keinen Schlaf zu.

    Der Himmel verfärbte sich zu einem helleren Schwarz, dann zu einem faden Grau und schließlich zu einer Explosion aus Rosa-, Blau-, Violett- und Orangetönen. Vincent wusste nicht, wie er die Nacht überstanden hatte. Von Wedgewood ganz zu schweigen. Die tiefen Furchen auf Wedgewoods Stirn zeugten davon, dass es ihm nicht gut ging.
    »Verflucht!«, murmelte Wedgewood und lief im Zimmer auf und ab wie gefangenes Raubtier.
    Vincent hielt sich bereit, ihm jede Unterstützung anzubieten, die er vielleicht benötigen würde, wusste jedoch, dass er nichts tun konnte. Dass keiner von ihnen etwas tun konnte.
    Wedgewood lief zu den Doppeltüren, die zur Terrasse hinausgingen, und riss sie auf. Die Sonne stand schon am Himmel, der Tag war angebrochen. Und doch war es im Haus totenstill.Nicht einmal die Bediensteten wagten sich in die Nähe, während der Hausherr die Räume im Erdgeschoss durchstreifte.
    Seine Schritte hallten auf dem Boden, während er vom Arbeitszimmer durch die große Eingangshalle und zum Fuße der Treppe lief, wo er stehen blieb und darauf wartete, dass jemand herunterkam und ihn auf den neusten Stand brachte.
    Doch es kam niemand.
    »Warum dauert es so verdammt lange?«, wollte er wissen und lief mit großen Schritten zurück ins Arbeitszimmer. »Jetzt sind es schon zwölf Stunden. Es hat noch nie so lange gedauert. Nie.«
    »Geduld, Wedgewood«, beruhigte Baldwin ihn und mischte die Karten, mit denen sie am Abend zuvor gespielt hatten, aber seine Ruhe wirkte aufgesetzt.
    Carmody erhob sich aus seinem Stuhl und reckte die Arme. »Ja. Manchmal dauert es länger. Erinnerst du dich an meinen Erstgeborenen? Ich dachte schon, er würde sich nie bequemen, auf die Welt zu kommen.«
    »Bei meinem zweiten Kind war es auch so«, fügte Adledge hinzu und schob seine Tasse von einer Seite des Tisches zur anderen. »Ich dachte, ich würde den Verstand verlieren, bevor es soweit war.«
    »Nun, das erklärt, wo er abgeblieben ist«, erklärte Hansley.
    »Wo was abgeblieben ist?«
    »Dein Verstand.«
    Alle lachten, doch die aufgeräumte Stimmung, mit der sie den Abend zuvor begonnen hatten, war dahin. In ihre Unbeschwertheit mischte sich Vorsicht und Zurückhaltung. Sie wussten alle, dass es schon überaus lange dauerte. Und schon seit Stunden war niemand mehr heruntergekommen, um nach ihnen zu sehen oder sie auf den neusten Stand zu bringen.
    Nervosität hing über dem Raum wie ein Sargtuch. Vincent sah die Sorge in Wedgewoods Gesicht, sah, wie die Falten in seinem Gesicht tiefer wurden, der Ausdruck in den eingesunkenenAugen düsterer. Vincent kannte die quälende Angst. Er verspürte sie ebenfalls und sie machte ihm das Atmen schwer.
    »Ich kann nicht mehr warten«, knurrte Wedgewood und stieß sich vom Kaminsims ab, an dem er lehnte. »Ich werde nachsehen, was so lange dauert.«
    Er durchquerte das Zimmer mit ausholenden Schritten und war gerade an der Tür angekommen, als Grace mit ihren Schwestern Josalyn und Francine den Raum betrat. Ihre Wangen waren erhitzt, die Augen rot gerändert und alle drei wirkten erschöpft. Mehr konnte Vincent nicht sagen. Mehr verrieten ihre Mienen nicht.
    Wedgewoods Schultern versteiften sich und Vincent trat einen Schritt näher, um ihn, wenn nötig, zu stützen.
    »Die Geburt war schwierig«, erklärte Grace, »aber Caroline ist wohlauf. Sie haben eine Tochter, Mylord. Eine wunderschöne, gesunde Tochter.«
    Vincent hörte Wedgewoods erleichtertes Aufatmen und sah ihn durch die Tür eilen, nachdem er gerade lang genug stehen geblieben war, um jeder seiner drei Schwägerinnen einen Kuss auf die Wange zu drücken. Ohne einen Blick zurück lief er durch die Eingangshalle und die Treppe hinauf.
    Vincent konnte sich nicht rühren. Er stand stocksteif da, als wären seine Füße festgewachsen. Das Blut rauschte ihm in den Ohren, das Herz schlug ihm bis zum Hals und seine Erleichterung war überwältigend.
    Er sah Grace an und

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