Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intimer Betrug

Intimer Betrug

Titel: Intimer Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Landon
Vom Netzwerk:
Kopf. »Nein, nur dass er eine Schwester in Frankreich hat, die er besuchen wollte. Er hat einmal erwähnt, sie hätten sich als Kinder sehr nahe gestanden und dass sie von zu Haus weggelaufen sei.«
    Vincent fing Hannahs traurigen Blick auf, sah sie zitternd einatmen. »Glauben Sie, mein Großvater war auch so?« Sie hielt inne. »Ich will mir nur ungern vorstellen, dass es auf der Welt zwei solche Unholde gibt.«
    Vincent nahm wahr, wie Hannah nach Graces Hand griff und sie festhielt, doch sie schaute ihm weiter in die Augen.
    »Sie müssen ihn finden«, bat Hannah eindringlich und in ihren Augen stand Furcht, wie sie Vincent noch nie an ihr gesehen hatte. »Er glaubt wahrhaftig, dass er zu den Erwählten gehört, dass er von Gott gesandt ist, um alle Frauen für Evas Sünden zu bestrafen. Er hält sich für den einzigen moralisch aufrechten Menschen auf der Welt und glaubt, dass seine rechtschaffene Frömmigkeit ihn von anderen sündhaften Sterblichen unterscheidet. Und da Sie allen gezeigt haben, was für ein scheinheiliger Pharisäer er ist, will er Sie zerstören.«
    »Keine Sorge. Irgendwann muss er ja zurückkommen und dann werde ich auf ihn warten.«
    Als die Kutsche ihre Fahrt weiter verlangsamte, beugte sich Hannah vor, um Grace zum Abschied noch einmal zu umarmen. »Sei glücklich«, hörte er sie flüstern.
    »Das bin ich.«
    Sein Herz zog sich schmerzlich zusammen und er schluckte heftig. Diese drei kleinen Worte bedeuteten ihm mehr, als er es je für möglich gehalten hätte.
    Die Kutsche hielt, und Vincent half Hannah beim Aussteigen. Ohne einen Blick zurück lief Graces Jugendfreundin zu der Kutsche, die sie in ihr anderes Leben bringen würde. Das Leben der wunderschönen Madame Genevieve – eine der berühmtesten Kurtisanen in ganz London.
    Vincent stieg wieder ein und klopfte mit seinem Stock an die Decke der Kutsche. Er setzte sich neben Grace und nahm sie in die Arme.
    »Danke«, sagte sie und schmiegte sich an ihn.
    Ihr Kopf ruhte über seinem Herzen. Ein Herz, von dem er geschworen hatte, es nie mehr aufs Spiel zu setzen.
    Und es doch getan hatte.

    Vincent nahm auf seinem dick gepolsterten Sessel Platz und lauschte Grace, die eine Polonaise von Chopin spielte. Ihre Finger schienen über die Tasten zu fliegen, während sie völlig in der Musik aufging, in ihren Augen der Ausdruck einer Künstlerin, die sich in ihrer ganz eigenen Welt verliert.
    Er liebte es, sie spielen zu hören, ihr bei ihrer Kunst zuzusehen – wie sie sich vorbeugte, fast als hätte die Musik die Kraft, sie in sich hineinzuziehen. Das leichte Heben der Ellbogen, während sie zärtlich die Tasten streichelte, jede einzelne dazu verlockte, in Schönheit zu erklingen, kraftvoll und mächtig – und dabei war sie nur so ein kleines Persönchen. Es war faszinierend, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich so sehr in der Musik verlor, dass die Töne ein Teil von ihr wurden.
    Er liebte diesen Teil des Tages, die Zeit, in der sie allein waren. Die kostbaren Minuten, in denen es der Außenwelt nicht erlaubt war, sie zu stören.
    Die Finger von Graces rechter Hand meisterten die abschließenden Arpeggios und nach einem entschlossenen Schlussakkord hob sie die Hände schwungvoll von den Tasten. Ihre Brust hob und senkte sich, ihre Wangen waren gerötet und sie hielt den Blick weiter auf die Tasten gerichtet, als wäre ein Teil von ihr noch ganz von dem Zauber umfangen.
    Sie verharrte für einen Moment regungslos. Dann ließ sie die Arme sinken und wandte sich zu ihm um. »Stell dir nur vor, was Chopin uns noch hätte geben können, wenn er länger gelebt hätte«, seufzte sie.
    Vincent trat zu ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Ein Verlust für die Welt«, stimmte er ihr zu und massierte sanft ihre noch angespannten Muskeln. Er registrierte, dass sie unwillkürlich ihren Bauch streichelte.
    »Er ist von Chopin nicht eingeschlafen?«, fragte er.
    Lachend drehte sie sich auf der kleinen Bank herum. »Vielleicht hätte ich besser Haydn oder Beethoven spielen sollen.«
    Er half ihr auf die Beine und setzte sich mit ihr auf das weich gepolsterte Sofa. Er zog sie eng an sich.
    »Ich danke dir für heute«, sagte sie und schmiegte sich mit der Hand auf seiner Brust an ihn. »Hannah hat mir schrecklich gefehlt. Ich kann dir gar nicht sagen, wie schön es war, sie zu sehen.«
    Vincent hauchte ihr einen Kuss aufs Haar. »Fühlst du dich auch wohl? Bist du müde?«
    »Mir geht es gut, Vincent. Dem Baby geht es gut. Hier. Fühl

Weitere Kostenlose Bücher