Intimer Betrug
mir sicher.«
Seine Schultern hoben sich, während er tief Luft holte und sie mit einem tiefen Seufzer wieder ausstieß. Er trat auf sie zu und streckte die Hände nach ihr aus, als glaubte er, eine Umarmung könnte sie alle Fragen vergessen lassen.
Als sie sich von ihm losriss, hob er kapitulierend die Hände.
Er ging zum Arbeitszimmer und öffnete die Tür. »Na schön, Grace. Vielleicht können wir das unter vier Augen besprechen. Oder möchtest du lieber hier bleiben, damit alle Dienstboten unsere Privatangelegenheiten mit anhören können?«
Grace durchquerte die Eingangshalle und rauschte an ihm vorbei. Sobald sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, wirbelte sie zu ihm herum.
»Was hast du getan, Vincent? Was haben Wedgewood und Carmody mit unseren Angelegenheiten zu tun?«
»Es ist nicht wichtig, Grace. Nur Geschäfte.«
Sie ballte die Fäuste. »Sag mir nicht, dass es nicht wichtig ist! Ich habe die Dokumente gelesen! Ich weiß, was du getan hast. Dass du deine ganzen Liegenschaften, die nicht dem Fideikommissrecht unterliegen, nach deinem Tod auf mich übertragenhast, unter der Bedingung, dass sie an unseren Sohn gehen, wenn er mündig wird. Und dass du bis dahin Wedgewood und Carmody als Treuhänder eingesetzt hast.«
Sein Gesicht wurde blass. »Ich wünschte, du hättest dir die Dokumente nicht angesehen. Sie gehen dich nichts an.«
»Ach nein?«
Er machte eine unwillige Handbewegung. »Willst du mit diesen Fragen auf irgendetwas hinaus, Grace?«
»Ja, Vincent. Allerdings.« Wütend machte sie einen Schritt auf ihn zu. »Ich würde gerne deine Meinung hören. Glaubst du, dass mir Schwarz steht?«
Er hob ruckartig den Kopf, seine Kiefermuskeln arbeiteten heftig.
»Da wir erst vor Kurzem geheiratet haben, wird sicherlich von mir erwartet, es die vollen zwei Jahre zu tragen. Ich wollte nur deine Meinung dazu hören, was …«
»Hör auf, Grace!«
»Nein, Vincent. Wohl eher nicht. Wusstest du, dass ich heute Nachmittag sogar noch mehr Besucher hatte?«
Sie gab ihm keine Gelegenheit zu einer Antwort.
»Ja. Josie, Francie und Sarah haben vorbeigeschaut, um sich zu vergewissern, dass es mir gut geht. Nein«, korrigierte sie sich und hob die Hand. »Eigentlich kamen sie vorbei, um sich zu vergewissern, dass es
dir
gut geht. Vor allem, nachdem sie erfahren hatten, dass gestern wieder auf dich geschossen wurde.«
»Woher wussten sie davon?«, fragte er, als mache das irgendeinen Unterschied.
»Josie hat zufällig mitangehört, wie Wedgewood zu Carmody sagte, dass sie besser auf dich aufpassen müssen, weil die Kugel dich nur knapp verfehlt hat. Du kannst dir vorstellen, wie überrascht ich war.«
»Verdammt!«
»Wie bitte?«
»Nichts.«
»Und als sie wieder weg waren, wollte ich etwas frische Luft schnappen, um den Kopf frei zu bekommen, und wurde unterrichtet, dass du die Anweisung gegeben habest, ich dürfe nur in deiner Begleitung nach draußen gehen.«
Vincent rieb sich das Kinn und atmete tief durch.
Grace sah die Sorge in seinem Gesicht und die dunklen Ringe unter seinen Augen. Sie wusste, dass er in den letzten Nächten nicht viel geschlafen hatte, war jedoch davon ausgegangen, dass ihre Rastlosigkeit daran schuld war. Jetzt wusste sie, dass es nur zum Teil ihre Schuld war. Dass seine tagelange, unaufhörliche Suche nach dem Mann, der ihnen nach dem Leben trachtete, seinen Tribut forderte. Am liebsten hätte sie ihn getröstet, aber sie konnte nicht. Sie war immer noch zu wütend.
Sie trat noch einen Schritt auf ihn zu. »Warum hast du es mir nicht gesagt? Warum hast du mir nicht gesagt, dass er wieder da ist?«
»Was hättest du denn tun können, außer dich zu sorgen?«
Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Ich hätte dir verbieten können, das Haus zu verlassen, bis er gefunden ist. Ich hätte dich hier bei mir behalten können.« Sie lief vor ihm auf und ab. »Ich hätte auf dich aufpassen können, damit dir nichts zustößt.«
Die Absurdität ihrer Erklärung entlockte ihm ein Lächeln. Aber das bewirkte nur, dass es ihr das Herz zerriss und ihr die Tränen kamen, die sie bisher so erfolgreich unterdrückt hatte. Sie wischte sie mit zittrigen Fingern weg.
»Warum hast du mir nicht gesagt, dass er wieder da ist?«, flüsterte sie und ihre Stimme brach.
Vincent fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. »Ich habe es erst gestern erfahren. Seit dem Abend in der Oper habe ich sein Haus jeden Tag beobachten lassen. Er muss kurz darauf nach Frankreich abgereist sein und seitdem
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