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Intimer Betrug

Intimer Betrug

Titel: Intimer Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Landon
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plötzlich kam sie ihm so unglaublich zart vor. Der Ausdruck in ihrem Gesicht verriet ihm, dass ihr das, was sie während der Niederkunft ihrer Schwester erlebt hatte, alle Kraft geraubt hatte. Dass die Tortur ihre Nerven so strapaziert hatte, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch stand.
    Er machte einen Schritt auf sie zu und breitete die Arme aus. Sie kam zu ihm und er schlang die Arme um sie und hielt sie fest.
    Ihre Tränen flossen in Strömen, ihre Schluchzer kamen stoßweise und sie zitterte am ganzen Körper. Er hielt sie festund ließ sie weinen. Ließ sie sich all ihre Ängste und ihre Erleichterung von der Seele weinen. Die zwei Schwestern, die mit ihr nach unten gekommen waren, taten das gleiche bei ihren Ehemännern. Und die drei Schwäger von Grace, deren Frauen nicht nach unten gekommen waren, befanden sich nicht länger im Raum, sondern waren nach oben gegangen.
    Vincent hielt Grace im Arm und tröstete sie. Als er glaubte, dass sie sich soweit beruhigt hatte, trat er mit ihr durch die Türen auf die Terrasse, ohne sie aus seinen Armen zu entlassen.
    »Ich dachte schon, wir verlieren sie«, berichtete Grace und erbebte bei der Erinnerung. »Das Kind lag falsch herum und nichts von dem, was wir versucht haben, schien zu helfen.«
    Vincent brachte es nicht über sich, etwas zu erwidern. Konnte sich nicht überwinden, die beruhigenden Worte zu sagen, die sie hören wollte. Alles, was er tun konnte, war sie festzuhalten und sich einzureden, dass es nicht Grace war, die in Gefahr geschwebt hatte. Dass es anders wäre, wenn es bei ihr soweit wäre.
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er wollte es zwingen, langsamer zu schlagen, aber das funktionierte nicht. Er kämpfte darum, die Panik beiseite zu schieben, die ihm die Luft abschnürte, doch auch das misslang. Es war alles zu real. Er durfte nicht daran denken, sie zu verlieren. Nicht Grace. Das würde er nicht überleben. Er empfand inzwischen zu viel für sie, um sich eine Zukunft ohne sie vorzustellen. Er wusste, er würde sogar …
    »Vincent.«
    »Vincent!«
    Ihre Stimme holte ihn zurück in die Gegenwart, aus dem albtraumhaften Morast, der ihn hinabzuziehen drohte.
    »Sieh mich an. Bei mir wird es nicht wie bei Caroline. Ich bin gesund. Das Baby ist gesund.«
    »Das war sie auch.«
    »Ja, aber ich habe dir versprochen, dass mir nichts geschieht. Zweifle nicht an mir.«
    Doch woher wollte sie wissen, dass es nicht wie bei Caroline sein würde? Wie konnte sie von ihm verlangen, keine Zweifel zu hegen, dass sie die Geburt des Kindes überleben würde, wenn er die Risiken genauso gut kannte wie sie?
    Vincent schloss sie fester in seine Arme, sah den eindringlichen Ausdruck in ihren Augen. Dann senkte er den Kopf und küsste sie, küsste sie mit einer Verzweiflung, die größer war, als er sie je verspürt hatte.
    Er bekam nicht genug von ihr, konnte nicht nah genug bei ihr sein. Sie erwiderte jeden seiner Küsse, als fühlte sie dasselbe. Als versuchte sie verzweifelt, ihn zu beruhigen.
    Doch der Same des Zweifels war gesät und Vincent wusste, dass nichts, was Grace sagte oder tat, sie zum Schweigen bringen konnte.

Kapitel 19

    G race durchschritt das Erdgeschoss in seiner gesamten Länge – eine Runde um die Eingangshalle, vorbei an dem offenen Treppenaufgang auf einer Seite der Halle, über einen kurzen Flur ins Musikzimmer, durch die Verbindungstür in die Bibliothek, durch einen weiteren Flur ins Speisezimmer, dann einen breiten Korridor entlang, der zurück zur Eingangshalle führte, und vorbei an einem weiteren offenen Treppenaufgang auf der entgegengesetzten Seite der Eingangshalle. Als sie wieder mitten in der Halle stand, kam ein Diener mit einem Stuhl herbeigeeilt, damit sie sich setzen und eine Weile ausruhen konnte, bevor sie erneut durchs Haus wanderte.
    Der Stuhl stand direkt gegenüber dem Eingang, sodass sie Vincent nicht verpassen konnte, sobald er durch die Haustür trat. Die wiederholte Wanderung durch das Haus diente dazu, ihre Nerven zu beruhigen und ihre Wut abzureagieren, bevor er eintraf.
    Ihre Bemühungen waren vergebens.
    Sie war noch genauso wütend auf ihn wie vor über einer Stunde, als Josie, Francie und Sarah gegangen waren. Seit sie ihr gesagt hatten, was sie ihrer Meinung nach bereits wusste. Was er ihr, wie sie glaubten, doch sicher mitgeteilt hatte.
    Wie konnte er es wagen.
    Wie konnte er es wagen!
    Sie sprang vom Stuhl auf und begann ihre Wanderung von Neuem.
    Carver erschien neben ihr. »Vielleicht möchten Euer Gnaden

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