Intimer Betrug
denn?«
»Ja«, log sie. »Soweit es mich betrifft, ist diese Nacht niemals geschehen.«
»Und wenn Sie nun ein Kind erwarten?«
Der Raum drehte sich plötzlich um sie und sie streckte die Hand zur Wand aus, um sich abzustützen. »Das tue ich nicht.«
»Sind Sie sich sicher?«
Sie schnappte nach Luft. »Natürlich. Es braucht mehr als nur eine Nacht, um ein Kind zu empfangen.«
Er lachte. »Dieser Glaube hat schon viele junge Frauen zu Müttern gemacht.«
Sie wandte das Gesicht von ihm ab.
»Hat Ihr Monatsfluss wieder eingesetzt, seit wir uns geliebt haben?«
Graces Wangen brannten heiß.
»Ja oder nein?«
»Nein. Aber es ist noch zu früh.«
»Wann wissen Sie es sicher?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich will mit Ihnen nicht darüber reden.«
»Das müssten Sie auch nicht, wenn Sie mich nicht mit einer List in Ihr Bett gelockt hätten.«
Seine Worte sollten sie verletzen und das taten sie auch. »Ich habe mich bereits entschuldigt, Euer Gnaden. Bitte gehen Sie jetzt und vergessen Sie, dass wir uns getroffen haben.«
»Wann?«
Von seinen demütigend persönlichen Fragen gequält, ballte sie die Fäuste. »Ich weiß es nicht. Bei mir ist es nicht so … genau vorauszusagen wie bei anderen Frauen.«
»Verflucht noch mal.«
Er hatte die Worte geflüstert, doch das machte sie nicht weniger gefährlich. Die Heftigkeit, mit der er sich durch sein dichtes, dunkles Haar fuhr, unterstrich das noch.
»Bitte gehen Sie, Euer Gnaden. Sie tragen keine Verantwortung für mich. Ich werde Sie nicht glauben lassen, dass es anders ist.«
»Und wenn Sie in anderen Umständen sind?«
Sie umschlang ihren Bauch. »Ganz sicher nicht.«
»Ich habe nicht die Absicht, das Risiko einzugehen, dass der nächste Raeborn-Erbe außerehelich geboren wird.«
Ihr stockte der Atem. »Das würde ich niemals zulassen«, flüsterte sie, am ganzen Körper zitternd. Zum ersten Mal wurde ihr klar, was es bedeuten würde, wenn sie in jener Nacht, in der sie zusammen gewesen waren, empfangen hätte. Eine neue, weit größere Welle der Angst überrollte sie. Sie senkte den Blick und betrachtete angestrengt das Muster im Teppich. »Ich werde es Ihnen mitteilen, wenn ich feststelle, dass ich Ihr Kind erwarte.«
»Und was dann? Sollen wir die feine Gesellschaft mit einer überstürzten Heirat schockieren, obwohl niemand uns beide ein einziges Mal zusammen gesehen hat?«
Heirat!
Grace hatte das Gefühl, als zöge sich eine Schlinge um ihren Hals zusammen. »Noch brauchen Sie nichts dergleichen zu fürchten, Euer Gnaden. Ich bin mir sicher, Ihre Sorge ist unnötig.«
Der Duke schloss kurz die Augen und wandte den Blick ab, als glaubte er ihr nicht. Als wäre ihm der Gedanke, sie zur Frau zu nehmen, unangenehm. Grace bemühte sich darum, sich ihre Kränkung nicht anmerken zu lassen. Sie war nie so hübsch gewesen wie ihre Schwestern. Sie war unauffällig und unscheinbar, nur ihr dichtes, goldenes Haar und ihre großen dunklen Augen sprachen für sie. An der enttäuschten Miene des Dukes konnte sie erkennen, dass das nicht ausreichte.
Sie wollte seinem prüfenden Blick entkommen, zwang sich jedoch, stillzuhalten.
»Wohnen Sie hier in London im Stadthaus Ihres Vaters?«
Die Frage überraschte sie. »Nein. Ich wohne bei meiner Schwester und ihrem Mann. Sie waren so liebenswürdig, mich bei sich aufzunehmen, während ich in der Stadt bin.«
»Na schön. Ich spreche morgen bei Ihnen vor, damit wir uns weiter unterhalten können. Jetzt kehren wir besser zur Gesellschaft zurück, bevor man uns noch vermisst. Gehen Sie zuerst. Ich komme später nach. Wenn ich den Raum betreten habe, begleite ich Sie, wenn Sie sich eine Erfrischung holen. Unser Umgang miteinander wird zweifellos bemerkt werden. Morgen Nachmittag werden wir gemeinsam im Hyde Park ausfahren. Das wird zu noch mehr Gerede führen.
Sie können mir eine Auflistung der gesellschaftlichen Verpflichtungen geben, die Sie in den nächsten zwei Wochen wahrnehmen wollen, und ich werde meine Termine darauf abstimmen. Wir müssen oft zusammen gesehen werden, um Fragen zu vermeiden, sollte die Notwendigkeit für eine übereilte Hochzeit eintreten.«
Grace machte einen unsicheren Schritt zurück. »Das ist sicher alles nicht notwendig«, flüsterte sie und die Schlinge zog sich noch enger zusammen.
»Beten Sie darum, dass Ihr Monatsfluss bald einsetzt, Mylady. Ansonsten könnten die Risiken, die Sie eingegangen sind, Sie zu einer Ehe zwingen, die noch schlimmer ist als die, der Sie entgehen
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