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Intimer Betrug

Intimer Betrug

Titel: Intimer Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Landon
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Seine Stimme erschreckte sie, als er wieder sprach.
    »Meinen Sie, wir sollten damit beginnen, uns miteinander bekannt zu machen?«, fragte er, als er auch die letzte Lampe angezündet und auf einen Tisch an der Tür gestellt hatte. »Nach unserem gemeinsamen Erlebnis ist eine förmliche Vorstellung kaum von großer Bedeutung, aber …«
    »Hören Sie auf!«
    Grace umfasste fest die Kante des Kaminsimses. Jede Faser ihres Körpers schmerzte von der Spannung, die zwischen ihnen herrschte. »Mit Sarkasmus werden Sie das, was passiert ist, nicht ungeschehen machen«, sagte sie und verschränkte die Hände vor sich. Sie sah ihn offen und direkt an. »Ich bin Grace, die Schwester der Marchioness of Wedgewood.«
    Er runzelte die Stirn. »Und Ihr Familienname?«
    »Warren.«
    »Dann ist Ihr Vater …?«
    »Der Earl of Portsmont.«
    »Und Sie sind … 
Lady
Grace.«
    »Ja.«
    »Verdammt.«
    Er wandte ihr den Rücken zu, stellte sich hinter Wedgewoods riesigen Schreibtisch und starrte in die Dunkelheit jenseits der französischen Türen. Seine Finger umklammerten den Griff, als wollte er die Türflügel aufreißen und notfalls auch die Hölle durchqueren, nur um von ihr wegzukommen.
    »Wissen Sie, wer ich bin?«, fragte er, ohne sich zu ihr umzudrehen.
    »Nein. Aber es ist auch nicht notwendig, dass ich Ihren Namen kenne.«
    Er wirbelte herum und fixierte sie mit dem furchteinflößendsten Blick, den sie je gesehen hatte. »O doch, es ist notwendig, Mylady. Es ist sogar höchst notwendig. Ich bin Vincent Germaine, der Duke of Raeborn.«
    Graces Knie gaben nach. Raeborn. Der Duke of Raeborn. Sie konnte es nicht fassen, dass Hannah ausgerechnet Raeborn ausgewählt hatte, um sie zu entjungfern. Selbst ihr zurückgezogenes Leben auf dem Lande hatte nicht verhindern können, dass sie schon von dem berühmten Duke of Raeborn gehört hatte. Sie wusste, welch wichtige Stellung er in der Regierung innehatte. Wie einflussreich er nicht nur als politischer Führer im Parlament war, sondern gelegentlich auch als Ratgeber der Königin. Und sie hatte die traurige Geschichte seiner zwei Ehefrauen gehört, die er im Kindbett verloren hatte.
    Er trat einen Schritt näher zu ihr. »Wie kommt es, dass wir uns nie begegnet sind?«
    Grace bemerkte, dass sie ihn angestarrt hatte, und wandte hastig den Blick ab, schaute auf eine Stelle links von seinenbreiten Schultern. »Ich war in den vergangenen Jahren nur wenige Male in London, Euer Gnaden. Und dann auch nicht, um aktiv an der Ballsaison teilzunehmen.«
    »Warum nicht?«
    Die Fragerei war ihr unangenehm, doch ihr fiel kein guter Grund ein, ihm nicht zu antworten. »Ich bin die älteste von sieben Töchtern. Meine Mutter ist bei der Geburt meiner jüngsten Schwester Anne gestorben. Ich habe meiner Mutter versprochen, mich um die Erziehung meiner Schwestern zu kümmern und dafür zu sorgen, dass jede von ihnen den Mann ihrer Wahl heiratet. Meine Pflichten haben mir wenig Zeit für anderes gelassen.«
    »Und Ihr Vater? Hat er sich nicht an der Erziehung seiner Töchter beteiligt?«
    »Wir waren nicht seine Erben, Euer Gnaden. Gerade Sie sollten den Unterschied zwischen einer Tochter und einem Sohn verstehen. Multiplizieren Sie das mit sieben.«
    Der Duke machte einen Schritt auf Sie zu. »Verraten Sie mir, warum Sie es als notwendig erachtet haben, Ihre Jungfräulichkeit an einen Fremden zu verlieren.«
    Grace schnappte nach Luft. Sie würde sich von ihm nicht einschüchtern lassen. Sie bereute nicht, was sie getan hatte, und würde nicht zulassen, dass er sie dazu brachte, ihre Entscheidung in Zweifel zu ziehen. »Um meine jüngste Schwester vor der Heirat mit einem wahrhaft schrecklichen Mann zu bewahren, habe ich eingewilligt, ihren Platz einzunehmen, in dem Wissen, dass der Mann mich nicht mehr wollen würde, sobald er herausfände, dass ich keine … Jungfrau mehr wäre.«
    »Also haben Sie mich dieses kleine Problem für Sie aus der Welt schaffen lassen.«
    Sie senkte den Blick. »Ja.«
    »Hat Ihr Plan funktioniert?«
    »Ja«, flüsterte sie, unfähig, ihm ins Gesicht zu sehen.
    »Und welche Absichten verfolgen Sie jetzt?«
    »Absichten?«
    »Ja.« Er trat noch einen Schritt auf sie zu. »Was beabsichtigen Sie jetzt zu tun? Zurück aufs Land gehen, wo Sie bis zum Ende Ihrer Tage ein zurückgezogenes Leben führen können?«
    »Nein.« Sie konnte ihm nicht sagen, dass ihr Vater sie des Hauses verwiesen hatte. Dass sie nun abhängig von den sechs Schwestern war, die sie großgezogen

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