Intimer Betrug
der Atem.
»Seit wann?«
Sie half ihm, sich vorsichtig auf die Bettkante zu setzen, und griff nach dem Tee, um ihm eine Tasse davon einzuschenken. »Seit drei Tagen.«
»Dann ist es noch früh.«
Grace reichte ihm den Tee. Dann trat sie ans Fenster und blickte mit leerem Blick hinaus. »Tut mir leid.«
»Nein. Sagen Sie das
niemals
.«
Sie ließ den Kopf sinken und blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. »Kann ich das Gleiche zu Ihnen sagen?«
Als keine Antwort kam, stellte sie die Frage, die sie schon seit seiner Ankunft beschäftigte. »Wie haben Sie mich gefunden?«
»Lady Wedgewood hat es mir gesagt.«
Grace schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe sie gebeten, es nicht zu tun. Sie hätte es Ihnen nicht gesagt, es sei denn …« Graces Blick schoss zum Bett, wo er noch immer saß. »Das haben Sie nicht!«
»Ihrer Schwester gesagt, dass Sie in anderen Umständen sind? Doch. Spätestens, wenn wir mit der Sondererlaubnis zurückkommen, werden es sowieso alle wissen.«
»Die Erlaubnis haben Sie schon?«
»Wir heiraten am Freitagnachmittag. Lady Wedgewood hat eingewilligt, dass wir die Zeremonie in ihrem Hause abhalten können, und versprochen, Ihre Schwestern zu informieren, damit sie alle zugegen sind. Dass Sie Ihren Vater dabei haben wollen, konnte ich mir nicht vorstellen.«
Sie begann unkontrollierbar zu zittern. »Nein«, flüsterte sie und hielt sich am nächstbesten Gegenstand fest. »Nur meine Schwestern.«
»Grace?«
»Ja.«
»Kommen Sie her.« Er streckte die Hand nach ihr aus und deutete auf den Platz neben sich. »Setzen Sie sich.«
Nach kurzem Zögern gehorchte sie. Er wandte sich ihr zu.
»Geben Sie mir Ihre Hände.«
Er nahm ihre zitternden Hände in seine. »Ich weiß, dass das nicht leicht für Sie ist.«
Sie wollte etwas sagen, doch ein Blick von ihm ließ sie verstummen. »Für mich ist es auch nicht leicht«, beeilte er sich, hinzuzufügen. »Aber wir werden das Beste daraus machen. Wir werden einander kennenlernen und herausfinden, was wir voneinander erwarten. Ihnen wird es an nichts fehlen. Ich bin ein vermögender Mann und alles, was mir gehört, gehört auch Ihnen.«
»Und als Gegenleistung? Was habe ich Ihnen schon zu bieten? Ich habe keinerlei Aussteuer und ich bin auch nicht so schön, wie die Gesellschaft es von Ihrer Auserwählten erwarten würde. Ich bin unscheinbar und unauffällig, und wenn ich zu früh von dem Kind entbunden werde, werden alle wissen, dass ich Sie zur Heirat genötigt habe.«
Er lächelte. »Nein. Sie werden annehmen, und das zu Recht, dass ich so bezaubert von Ihrem Charme war, dass ich meine Leidenschaft nicht zügeln konnte. Sie werden eine stille Hochzeit von mir erwarten. Das ist immerhin meine dritte Ehe.«
Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Ich bereue vielleicht, was ich getan habe, würde es aber wieder tun.« In der Hoffnung, wenigstens einen kleinen Hinweis darauf zu erhaschen, dass er sie verstand, sah sie ihm tief in die Augen. Hoffte auf ein Anzeichen, dass er froh war, dass sie es getan hatte. Aber da war nichts. In seinem Blick lag nur Traurigkeit, eine quälende Resignation, die ihr sagte, dass er das Schicksal akzeptieren würde, das ihm aufgezwungen worden war, weil sie ihm keine andere Wahl gelassen hatte. Ein flüchtiger Ausdruck von Furcht und Verzweiflung. »Ich hätte Fentington nicht heiraten können.«
»Nein. Das hätten Sie nicht.«
»Aber was ich Ihnen angetan habe, bedauere ich.«
»Sie haben mir nichts angetan. Sie sind diejenige, die den Preis dafür bezahlen muss.«
»Oder die Früchte erntet.«
Er lächelte traurig, doch das Bild des edelmütigen Aristokraten erhielt er aufrecht. Sie wusste, dass sie von ihm unbeeindrucktbleiben sollte, dass es ihr Herz nur noch in größere Gefahr brachte, doch ihr Körper erwärmte sich in seiner Nähe. Ihre Haut glühte, wo sein Bein an ihren Schenkel stieß. Ihr Arm kribbelte von der Wärme seiner Hände auf den ihren von den Schultern bis zu den Fingerspitzen.
Sie betrachtete eingehend sein Gesicht, die leichten Falten, die seine Stirn durchzogen, die hohen Wangenknochen, das kräftige, kantige Kinn. Dann senkte sie den Blick auf seinen Mund. Auf die Lippen, die sie geküsst hatten. Ein Ausbruch feuriger Hitze stieg in ihr auf, sammelte sich in ihrer Magengrube und sank tiefer bis in ihren innersten Kern. An die Stelle, die er in ihrer Liebesnacht zum Leben erweckt hatte.
Ihre Wangen glühten und sie wandte sich von ihm ab und betete, dass er sie nicht
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