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Intimer Betrug

Intimer Betrug

Titel: Intimer Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Landon
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Graces Gesicht konzentrierte.
    Maudie lächelte ihn freundlich an und stach die Nadel durch seine Haut.
    »Was ist geschehen, Vincent?«, fragte Grace, zum Teil, um ihn abzulenken, damit er das Stechen der Nadel nicht spürte. Aber noch mehr, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnte, wie jemand auf ihn hatte schießen können. »Glauben Sie, es war ein Jäger?«
    Vincent brach zum ersten Mal den Blickkontakt mit ihr ab. Er richtete den Blick auf Herman, der am Bett stand und eine Lampe hielt, damit Maudie besser sehen konnte.
    Herman räusperte sich. »Hier in der Gegend gibt’s keine Jäger, Mylady. Nicht so nahe am Gutshaus.«
    Grace stockte der Atem. Ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen. »Vincent?«
    Vincent schloss die Augen. »Sie werden … das Haus nicht verlassen … es sei denn in meiner Begleitung. Haben Sie das verstanden, Grace?«
    Grace beobachtete, wie Maudies geschickte Finger die Nadel durch die Haut an Vincents Seite zogen, während sie zu verstehen versuchte, aus welchem Grund er eine solche Forderung stellte.
    »Ja, aber …«
    Vincent öffnete abrupt die Augen. Die Hand, die sie bis eben gehalten hatte, zuckte in einer abwehrenden Geste nach oben und hielt sie davon ab, den Satz zu beenden. »Verstanden?«
    Sie schluckte heftig. »Ja, Euer Gnaden.«
    Er seufzte schwer und schloss die Augen wieder. Grace sah die Entschlossenheit und den Schmerz in seinem Gesicht und hoffte, dass Maudie bald fertig wäre.
    »Seien Sie auf der Hut, Mr. Featherly«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. »Lassen Sie niemanden herein.«
    »Ja, Euer Gnaden. Sie können sich auf mich verlassen.«
    Grace schossen tausend Fragen durch den Kopf und die unfassbaren Schlussfolgerungen, die sie aus Vincents Befehlen ziehen musste, ängstigten sie. Sie würde später darüber nachdenken. Momentan wünschte sie sich nur, dass diese Tortur endlich vorüber wäre und er sich ausruhen konnte.
    »Fertig«, verkündete Maudie und schnitt den letzten Faden ab. »Geben Sie Seiner Gnaden noch einen Schluck Brandy. Ich glaube, er kann es gebrauchen.«
    Grace hob das Glas an seine Lippen und ließ ihn trinken. Dann bettete sie seinen Kopf wieder zurück aufs Kissen und zog ihm die Decke bis ans Kinn. Er beobachtete sie mit schmerzgetrübtem Blick.
    »Verlassen Sie mich nicht, Grace.«
    »Das werde ich nicht.«
    Beruhigt schloss er die Augen und schlief ein.
    Grace ließ ihre Finger durch sein Haar gleiten und strich ihm eine Locke aus der Stirn. Herman und Maudie sammelten den blutdurchtränkten Lappen und Vincents Kleidung ein und ließen sie mit ihm allein.
    Sie stand am Bett und sah zu, wie sich seine Brust hob und senkte. Sogar im Schlaf war er der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte. Sein Gesicht war wie gemeißelt und perfekt geformt, die breite Stirn, die dichten Augenbrauen, die hohen Wangenknochen, das markante Kinn. Sie ließ den Blick zu seinen Lippen gleiten. Sie waren weich genug, um mit ihren zu verschmelzen, wenn er sie küsste, und dabei fest genug, sie in eine Welt zu befördern, die ihr völlig unbekannt gewesen war, bevor sie bei ihm gelegen hatte.
    Sie erinnerte sich an die Farbe seiner Augen, die so dunkel, tief und durchdringend war, dass sie sich manchmal fürchtete, und doch so warm und tröstend, dass sie sich in ihren Tiefen verlieren konnte. Er war die Vollkommenheit und sie im Kontrast die Schlichtheit. Er war genau der Typ Mann, den zu finden und zu heiraten sie sich schon immer erträumt hatte.
    Doch das war, als sie noch Träume gehabt hatte. Bevor die Last, ihre Schwestern vor der Gier ihres Vaters beschützen zu müssen, jede Hoffnung zerstört hatte, die sie für ihre eigene Zukunft gehegt hatte. Als sie noch daran geglaubt hatte, dass jemand über ihr unauffälliges Äußeres hinwegsehen und etwas Besonderes in ihr erkennen könnte. Und den Rest seines Lebens mit ihr würde verbringen wollen.
    Stattdessen hatte sie einen Mann hintergangen, der nun keine andere Wahl mehr hatte, als sie zu seiner Frau zu nehmen.
    Grace zog sich einen Stuhl ans Bett und setzte sich. Seine Hand lag auf der Decke, die langen, eleganten Finger in den Stoff gekrallt, als kämpfe er sogar im Schlaf gegen den Schmerz. Sie streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, sein Leiden zu lindern – und hielt inne.
    Ihn zu berühren, sich noch mehr an ihn zu binden, war nicht klug, das wusste sie. Sie wusste, dass es ihr nur Kummer bringen würde, wenn sie sich gestattete, mehr für ihn zu

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