Intimitaet und Verlangen
Anweisungen gab. Mir fiel auf, dass das Händehalten bei ihnen etwas hölzern und mechanisch wirkte. Es war, als versuchten sie die Tatsache, dass sie einander berührten, zu ignorieren. Weder bestand eine positive emotionale Verbindung zwischen ihnen, noch machten sie Anstalten, eine solche Verbindung herzustellen. Sie achteten nicht einmal auf ihre physischen Empfindungen in den Händen und wirkten generell nervös und unbeholfen. Als ich nickte, lieÃen sie einander los.
Nun fragte ich sie, ob sie auch bereit seien, ihre Hände ein wenig anders zu halten. Kate und Paul erklärten sich dazu bereit. Sie sollten beim Ergreifen der Hand des Partners tief atmen und sich auf die Selbstberuhigung konzentrieren. Zunächst wirkten sie dabei sehr unbeholfen, doch später gelang es ihnen. Als sie anfingen, sich zu entspannen, lenkte ich ihre Aufmerksamkeit auf den Punkt des physischen Kontakts zwischen ihren Händen. Daraufhin wurde Kate wieder nervös, und sie kicherte, während Paul zuckte. Deshalb wiederholten wir den Prozess der Selbstberuhigung.
Kate und Paul bestätigten übereinstimmend, das Halten der Hand des Partners sei wesentlich angenehmer für sie gewesen, nachdem sie sich beruhigt hätten. Ich erklärte ihnen, dies sei im Kleinen der Effekt, den sie wahrscheinlich auch beim Sex erleben würden. Auch dabei könnten sie sich wesentlich besser fühlen als bisher â und wenn ihnen dies gelinge, werde es sich auch sehr positiv auf ihre Orgasmusfähigkeit auswirken.
Diese Anwendung der Vier Aspekte der Balance im Rahmen der Therapiesitzung und insbesondere die Nutzung von Stiller Geist, ruhiges Herz war für Kate und Paul eine Offenbarung. Statt darauf vertrauen zu müssen, dass es mir gelänge, ihnen zu helfen, hatten sie selbst ein Experiment durchgeführt, um herauszufinden, wie es weitergehen könnte. Am Ende unserer ersten Sitzung waren Kate und Paul bereit, Umarmen bis zur Entspannung auszuprobieren. Dies überraschte Kate, weil Paul Umarmungen normalerweise nicht mochte. Paul erklärte sich bereit, die Ãbung auszuführen, weil ihm das Händehalten gefallen hatte, was es normalerweise nicht tat.
Paul fragte, ob ihm dies bei der Ãberwindung seiner Orgasmusprobleme helfen werde. Ich antwortete, das könnte der Fall sein, er und Kate könnten aber gemeinsam noch wesentlich mehr dafür tun, wenn sie ihren Körper, ihren Geist und ihr Gehirn einbeziehen würden. Sich mit den Problemen auf diesen drei Ebenen auseinanderzusetzen mache es sehr wahrscheinlich, dass Paul seine Orgasmusprobleme und Kate ihre Probleme bezüglich des sexuellen Verlangens überwinden werde. Möglicherweise wirke sich dies auch positiv auf Pauls problematische Emotionsausbrüche und auf Kates Angst- und Depressionsanfälle aus. Paul und Kate schauten einander schweigend an.
Dann äuÃerte ich meine Ansicht, dass sanfter und liebevoller Sex ihnen helfen werde. Allerdings müssten diese sexuellen Begegnungen ihnen beiden viel bedeuten, und beide Partner müssten den Geist des anderen spiegeln. Wie sich herausstellte, war es für beide schon allein ungeheuer wichtig, beim Umarmen bis zur Entspannung und bei Köpfe auf Kissen den Geist des Partners zu spiegeln.
Neue Möglichkeiten, bekannte Werkzeuge zu nutzen
Im Laufe der nächsten Sitzungen führten Kate und Paul die Ãbung Umarmen bis zur Entspannung auf verschiedene Arten aus. Zunächst konzentrierten sie sich darauf, Geist und Gehirn zu beruhigen, während sie einander umarmten. Ich empfahl ihnen, sich einen Punkt in ihrem Kopf vorzustellen, der in der Mitte zwischen beiden Ohren (also im emotionalen Zentrum des Gehirns) lag, und darauf zu fokussieren.
Nachdem sie dies ein halbes Dutzend Mal getan hatten, beruhigten sie sich und waren in der Lage, sich schneller und tiefer zu entspannen. Sie selbst nahmen den Unterschied wahr. Mit dem Partner zusammen zu sein und zu spüren,wie er sich beruhigte, statt dass er immer aufgebrachter wurde, war für sie ein wichtiges Erlebnis.
Ich forderte sie auf, von diesem Punkt aus weiterzugehen. Mit Hilfe von Umarmen bis zur Entspannung wurden sie der noch in ihrem Körper verbliebenen Anspannung gewahr, entspannten die betreffenden Bereiche bewusst und gelangten so gemeinsam in einen tieferen Entspannungszustand. Ich erklärte ihnen, wenn es ihnen gelinge, sich gemeinsam zu entspannen und sich in ihrem Körper zu
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