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Intimitaet und Verlangen

Intimitaet und Verlangen

Titel: Intimitaet und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schnarch
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versucht, Sally zum Sex zu animieren, und Sally hatte darauf willig, aber ohne Enthusiasmus reagiert. Deshalb hatte Robert einen Wutanfall bekommen, und Sally hatte sich zurückgezogen. Sie hatten zwar Sex gehabt, aber Robert war am nächsten Tag immer noch in einem depressiven Zustand gewesen. Kurz darauf war Robert wieder auf Jason wütend geworden. Er war völlig außer sich geraten und hatte Jason mehrmals als »wertlos« bezeichnet.
    Sally hatte sich einige Tage lang Vorwürfe gemacht, weil sie sich nicht gewehrt hatte. Aus Furcht davor, auch den letzten Rest Selbstachtung zu verlieren, hatte sie Robert aufgefordert, mit ihr ins Schlafzimmer zu gehen. Dort hatte sie Klartext geredet: Sie würde keine herabsetzenden Äußerungen Roberts mehr dulden, weder ihr noch Jason gegenüber. »Wenn wir uns selbst und einander ein wenig respektvoller behandeln, entwickelt Jason vielleicht auch Respekt uns gegenüber.«
    Â»Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?!«, brauste Robert auf.
    Â»Wagen? Was passiert denn, wenn ich es nicht wage?«, entgegnete Sally bestimmt. »Jason kann uns nicht ertragen, und das kann ich verstehen. Ich kann mich ja selbst nicht ertragen. Und dich ertrage ich auch nicht. Du bist ständig wütend, und ich entschuldige mich ständig bei dir. Ich willige ein, mit dir zu vögeln, damit du dich beruhigst. Du zwingst Jason, dir zu gehorchen, weil du fürchtest, dass er dich sonst nicht respektiert. Sicher, das tut er nicht, und ich tue es auch nicht! Ich habe nicht einmal vor mir selbst Respekt! Diese ganze Situation ist so unschön und unattraktiv, warum sollte ich da Sex wollen? Wir alle drei gehen dabei drauf. Und solange sich das nicht ändert, brauchst du nicht darauf zu hoffen, dass ich mit dir noch jemals Sex haben will.«
    Dies war ein machtvoller »Augenblick der Begegnung«. Weil Robert Sallys Geist spiegelte, wusste er, dass sie das, was sie gesagt hatte, ernst meinte. Das war kein Spaß gewesen. Sie hatte nicht schuldbewusst zu Boden geblickt, sondern ihn unerschrocken angeschaut. Sie hatte zwar verstört, aber auch zu allem entschlossen gewirkt. Besonders beunruhigte ihn, dass ihre Stimme nicht schrill klang und nicht zitterte. Robert sagte, er wolle über die Sache nachdenken und später mit ihr darüber reden.
    Einige Tage lang war Robert danach ziemlich wortkarg; doch sein Rückzug war diesmal anders als sonst. Er bedrängte Sally nicht emotional, sondern waroffenbar mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und überlegte, was er tun könnte. Sally ließ ihn schmoren.
    Nach vier Tagen begann Robert ein Gespräch mit Sally. Er sagte, er habe über ihren Vorwurf nachgedacht, er achte weder sich selbst noch sie. Seine Stimme klang traurig und nach innen gewandt. »Ich habe dich gebraucht, um mich wie ein Mann zu fühlen, genauso wie ich es gebraucht habe, dass Jason mich als Mann respektiert. Ich glaube, ich bin bedürftiger, als ich bisher dachte. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass das so klar auf der Hand lag.« Robert schaute zu Boden. Ihn beschäftigte noch mehr als das, was er gesagt hatte, aber nachdem er zu reden aufgehört hatte, konnte er sich nicht mehr dazu durchringen, erneut anzufangen. Er schaute Sally an, lächelte schwach und sagte leise gute Nacht.
    Am nächsten Morgen beim Frühstück geschah etwas Ungewöhnliches zwischen Robert und Jason. Jason verschüttete Milch auf dem Tisch. Weil er erwartete, deswegen ausgeschimpft zu werden, bereitete er sich innerlich auf eine Auseinandersetzung mit Robert vor. Doch statt sich auf seine eigenen Gefühle zu fixieren, versuchte Robert, sich in Jason hineinzuversetzen. So wurde ihm klar, dass sein Sohn nicht respektlos war, sondern sich vor seinem Vater nur wie ein Idiot fühlte.
    Plötzlich sah Robert die Situation völlig neu. Er entschärfte die in der Luft liegende Spannung, indem er eine Scheibe Toastbrot nahm, die Milch damit vom Tisch aufsaugte und das Brot dann aß. Jason blickte ihn ungläubig an. Einen Augenblick lang hatte er vermutet, sein Vater wolle sich über ihn lustig machen. Jason starrte Robert an und versuchte herauszufinden, was in ihm vorging.
    Einen Augenblick später sagte Robert: »Der Toast schmeckt nicht ohne Milch. Er ist dann zu trocken.« Dann lächelte er Jason an.
    Mentale Einfühlung endet nie
    In den folgenden Tagen verhielt sich Robert

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