Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
schaukelte, als er mit einem Satz auf die Bühne sprang. Während die Jungs sich bereitmachten, schob sich Claudia näher an mich heran und lächelte aufgeregt. Die ganze Zeit ignorierte ich Jake und Melissa.
Fast gleichzeitig zogen sich Lowe und Beck die Gitarrengurte über den Kopf, gefolgt von Denver, dem Bassisten. Matt setzte sich ans Schlagzeug. Nur Denver und Lowe standen in der Nähe der Mikros, und das von Lowe befand sich in der Mitte der Bühne.
Ich sah mich in dem vollen Raum um und stellte fest, dass viele Leute in unserem Alter waren. Etwa die Hälfte waren Mädchen, die aussahen wie Löwinnen in Zeichentrickfilmen, weil sie Beck und Lowe anstarrten, als wären sie saftige Zebrasteaks.
Ich grinste und drehte mich in dem Moment wieder nach vorn, als der erste Gitarren-Riff durch den Raum pulsierte. Dann begann Lowe mit einer weichen, tiefen Stimme zu singen – so sexy, dass ich sofort meinen Vibrator dagegen eingetauscht hätte. Ich stand sofort auf den Sound der Band. Lowe hatte recht. Die Texte waren super. Sie waren real, kein Märchenzeug, als habe er die Hoffnung noch nicht aufgegeben, obwohl er schon viel Scheiße erlebt hatte. Ich hatte es von Musikern immer mutig gefunden, ihre Seele in einen Song zu legen. Jetzt, da ich die Band persönlich kannte, war ich erst recht beeindruckt.
Nach ein paar Songs sang Lowe einen, in dem es darum ging, in der Oberflächlichkeit verlorengegangen zu sein, und ich schaute unwillkürlich zu Jake.
Als sich unsere Blicke trafen, blieb mir fast die Luft weg.
Er konzentrierte sich nicht auf den Auftritt der Band. Er sah mich an.
Ich schaute weg, ignorierte das Rauschen des Blutes in meinen Ohren und wandte mich wieder nach vorn zur Band. Aber es nutzte nichts. Nicht einmal Lowes geile Stimme konnte mich von Jake und der Erinnerung an uns ablenken.
Während der restlichen Zeit rutschte ich unbehaglich auf meinem Stuhl herum und war beinahe dankbar, als Lowe ins Mikro raunte: »Das war The Stolen. Danke Leute, und gute Nacht.« Er lächelte zu mir rüber, während die Menge klatschte und pfiff. Ich lächelte zurück, flehte ihn mit den Augen förmlich an, zu mir zu kommen und mich von meinen Gedanken an Jake Caplin zu erlösen.
Kapitel 6
Indiana, Oktober 2008
»A lso …« Mrs Tate, unsere Englischlehrerin, schaltete den Fernseher aus. »Da ihr ja nun alle das Buch gelesen haben solltet und wir den Film gesehen haben, möchte ich euch fragen, was ihr denkt. Wir haben nicht mehr viel Zeit, also bitte ich um kurze erste Eindrücke.«
Ich sah mich um und wartete, dass einer meiner Mitschüler sich meldete. Die meisten der Jungs schienen eingeschlafen zu sein, während wir uns den Film ansahen. Bis auf Jake. Unsere Blicke trafen sich. Er saß auf der anderen Seite des schmalen Gangs, nachdem er Nikki Wells gebeten hatte, eins weiterzurücken. Natürlich hatte sie es getan und dabei zu ihm hochgegrinst, als wäre er die Wiederkunft des Herrn.
Ich hatte mich bisher dreimal mit Jake getroffen, und in der Schule hingen wir viel gemeinsam herum. Alle dachten, wir wären zusammen, aber ich war mir da nicht so sicher. Obwohl wir uns zueinander hingezogen fühlten, hatte der größte Casanova der Klasse es bisher nicht für nötig gehalten, mich zu küssen. Freitagabend waren wir zusammen ausgegangen, und er hatte es nicht einmal versucht. Und heute, am Montagmorgen, hatte ich ihn bei den Schließfächern mit einem Mädchen aus der Zwölf flirten sehen. Ich war an ihm vorbeimarschiert und hatte ihm nur kurz zugenickt.
Ging ihm etwa das Gequatsche dieser Arschlöcher von Brett Thomas und seinem Gefolge doch an die Nieren? Sie ließen ihn nicht in Ruhe, nicht nur wegen mir. Jakes Dad, Logan, hatte für Ärger gesorgt, als er seine Anwaltskanzlei in der Stadt eröffnete, und Ed Brackett, Bretts Onkel, Klienten abspenstig machte. Ed war ein ruhiger, zurückhaltender Kerl, das komplette Gegenteil von seinem Schwager. Die Schwierigkeiten, die Jakes Dad am Hals hatte, verdankte er Trenton Thomas. Gerüchten zufolge bedrohte Thomas jeden, der überlegte, mit seinen Geschäften zu Logan Caplin zu wechseln.
Eigentlich fand ich Lanton toll, und manchmal hasste ich es, in einer Kleinstadt zu leben. Jakes Dad tat mir leid, und es ärgerte mich, dass Brett Jake so zusetzte. Das gab Jake allerdings nicht das Recht, mit mir Spielchen zu spielen. Jetzt blinzelte Jake mir zu, und ich zog herablassend eine Augenbraue hoch.
»Charlotte?« Mrs Tates trockener Tonfall zog meine
Weitere Kostenlose Bücher