Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
dieses Gefühl ist mit jedem Tag tiefer geworden.«
Einen Moment lang war ich so sehr damit beschäftigt, auf einer Wolke purer Euphorie zu schweben, dass es bestimmt eine Minute dauerte, ehe ich kapierte, was er gesagt hatte: »Ich liebe dich auch .«
Ich schnappte hörbar nach Luft, denn plötzlich fiel mir ein, was ich kurz vor dem Einschlafen gemurmelt hatte. »Ich habe es laut gesagt, stimmt’s?«
Er nickte. »Aber es wäre schön, wenn du es trotzdem noch mal sagst.«
Obwohl ich lag, schwindelte mir vor lauter Adrenalin. Ich sah in Jakes sanfte, warme Augen. Sein Geständnis, dass er mich genauso liebte wie ich ihn, hatte mich auf eine Weise bestärkt, die ich nicht beschreiben konnte. Ich war erst sechzehn und hatte nicht danach gesucht, aber jetzt, da ich sie gefunden hatte, spürte ich, dass diese Liebe etwas war, wonach alle sich ihr Leben lang sehnen. Jeder Mensch möchte seinen Platz im Leben finden, den Ort, an den er gehört. Es ist ein Ort, an dem er so angenommen wird, wie er ist. Möglicherweise formt dieser Ort uns, macht uns zu einem besseren Menschen, aber vor allem beschützt er uns – wir erleben dort Frieden und das Gefühl, niemals allein zu sein, was immer wir auch tun und wer wir sind.
Ich hatte das Glück, diesen Ort zu finden, als ich sechzehn Jahre alt war. Er war tief in Jake verwurzelt. Und das machte mir gleichzeitig höllisch Angst.
»Ich habe Angst, Jake«, gestand ich ihm flüsternd. »Wir sind noch so jung. Wir haben noch so viele Jahre vor uns, in denen die Gefahr besteht, dass wir das hier wieder verlieren.«
»So darfst du nicht denken«, erwiderte er, und sein Ton war streng und unerbittlich. »Wir werden das hier niemals verlieren, Charley, das verspreche ich. Und jetzt sag mir, dass du mich liebst.«
Ich holte tief Luft. »Ich liebe dich, Jacob Caplin.«
Er grinste und küsste mich leidenschaftlich, während seine Hand zum Bund meiner Jeans wanderte. »Schaffst du es, leise zu sein?«, murmelte er gegen meine Lippen.
Ich lächelte über seine Dreistigkeit. »Ich bin sicher, du findest einen Weg, meine ekstatischen Schreie zu dämpfen, du Hengst.«
Er lachte mir in den Mund, und es fühlte sich toll an. Als er den Kopf hob, wirkte Jake glücklicher, als ich ihn je gesehen hatte. »Bleib bitte für immer eine Klugscheißerin. Das gehört zu den Dingen, die mir an dir am meisten gefallen.«
»Ich bin keine Klugscheißerin.« Das war meine automatische Antwort auf diese Behauptung. »Aber wenn ich es wäre, würde ich mich freuen, dass du das an mir magst.«
»Ich liebe alles an dir.«
»Sogar meinen viel zu langen großen Zeh?«
Jake verdrehte gespielt die Augen. »Sogar den«, flüsterte er. »Nur möchte ich jetzt endlich von dir flachgelegt werden.«
Da wir bisher nicht miteinander geschlafen hatten, fragte ich mich, ob er damit meinte, es jetzt zu tun. Aber sosehr ich auch dazu bereit war, ich wollte es nicht, wenn seine Eltern nebenan lagen. »Richtig flachgelegt? Oder bis zu einem bestimmten Punkt flachgelegt?«
Ich spürte seine Zähne an meinem Ohrläppchen und erschauerte. »Nicht zusammen schlafen. Nur all die guten Sachen, die wir schon gemacht haben.«
Allein bei dem Vorschlag spürte ich, wie sich mein Körper für ihn bereitmachte. Ein weiterer Klugscheißer-Kommentar spazierte die Treppe von meinem Gehirn hinunter in Richtung Mund, aber ich stellte ihm ein Beinchen, bevor er womöglich diesen Augenblick ruinierte. Stattdessen drehte ich den Kopf und suchte Jakes Mund. »Ich werde niemals aufhören, dich zu lieben«, versprach ich.
»Gut«, antwortete Jake, und ich konnte hören, dass seine Stimme vor Rührung ganz rau war. Tränen traten mir in die Augen. »Ich werde auch nie aufhören, dich zu lieben. Was auch immer passiert.«
Kapitel 11
Edinburgh, November 2012
I nsgesamt war die Menge an Gedanken, die Claudia und ich uns wegen der Jungs machten, ein Anzeichen von Schwachsinn. Jungs! Ich wünschte, ich wäre wieder fünfzehn und sie würden mich nicht die Bohne interessieren.
Am Tag nach Halloween kurierte ich meinen Kater aus und verteilte die übrige Zeit gleichmäßig darauf, mich in Selbstmitleid zu suhlen, mein Referat zu schreiben und zu versuchen, die Wahrheit aus Claudia herauszubekommen.
Nachdem ich ein Aspirin geschluckt und die türkische Pizza verdrückt hatte, die Claudia hatte auftreiben können, schnitt ich das Thema an, das ich besser vor ihrem verkorksten One-Night-Stand angesprochen hätte.
»Was ist los mit dir?«,
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