Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
bescheuerten Dienstplan durch die Straßen von Chicago patrouillieren.«
Lowe lächelte mich an. »Und sonst nichts? Kein Typ? Oder ein Mädchen?« Er zwinkerte mir zu.
»Diese Phantasie kannst du knicken, Lowe. Ich stehe nicht auf Mädchen.« Ich knuffte ihn ausgelassen in die Rippen und starrte dann auf meinen Teller, um Jake nicht ansehen zu müssen. »Dass es dann einen Mann in meinem Leben geben könnte, ist eine schöne Vorstellung. Wer weiß?«
Lowe schnaubte. »Es wird einen Kerl geben, Charley«, sagte er und klang absolut überzeugt.
Ich hob eine Augenbraue. »Bist du Hellseher?«
»Nee. Aber nicht blind. Es grenzt an ein Wunder, dass du momentan Single bist.«
Das Kompliment war nett gemeint, aber es saß. Ich schüttelte den Kopf, versuchte, seine Worte zusammen mit den anderen wegzulachen. Das war nicht leicht, weil ich dabei spürte, wie Jakes durchdringender Blick auf mich gerichtet war.
»Claud, wo siehst du dich in fünf Jahren?«, fragte Matt. »Zusammen mit mir, nicht wahr?«
Ich lachte, während Claudia zum zweiten Mal an diesem Abend die Augen verdrehte. »Wenn ich in fünf Jahren mit irgendjemandem zusammen bin, dann ist es Will McPherson.«
»Wer zur Hölle ist Will McPherson?«, knurrte Beck.
Ich antwortete für Claudia. »Der heiße Lehrer, den sie seit zwei Jahren anschmachtet, bei dem sie aber zu feige war, ihn anzubaggern.«
»Warum solltest du zu feige sein, jemanden anzubaggern?«, wieherte Matt. »Hast du dich mal im Spiegel beguckt?«
»Willst du mich mit Komplimenten töten, Matt?«
»Aufbauen, Claud, nicht töten.«
»Scheint nicht zu funktionieren«, stellte Beck grinsend fest.
»Also«, meldete sich Melissa mit übertrieben fröhlicher Stimme zu Wort, »in fünf Jahren schreibe ich hoffentlich an meiner Dissertation und verbringe Thanksgiving mit meiner ganzen Familie und Jake.«
Meine Finger verkrampften sich um das Weinglas. Als ich mich traute, zu ihr hinüberzusehen, blickte sie mich demonstrativ an. Ich schaffte es, nur innerlich zusammenzuzucken, und trank noch einen Schluck Wein.
Die nette Melissa war Vergangenheit. Jetzt hatte ich es mit einer Melissa zu tun, die wild entschlossen war, um ihren Freund zu kämpfen.
»Jake?«, wandte sie sich an ihn. »Was ist mit dir?«
Er sah sie nicht an, sondern starrte nur auf die Bierflasche in seiner Hand und zupfte an dem Etikett herum. »Was soll mit mir sein?«, antwortete er ausdruckslos.
»Wo siehst du dich in fünf Jahren?«
Er zuckte mit den Schultern und betrachtete mit angestrengtem Grinsen seine Kumpels. »Als Roadie für The Stolen.« Die Jungs lachten und halfen ihm damit aus der Klemme. Lowe wechselte schnell das Thema.
Als ich an jenem Abend in mein Bett fiel, fragte ich mich nicht zum ersten Mal, ob Jake die ganze Zeit an unser erstes gemeinsames Thanksgiving gedacht hatte … und an unser Versprechen, dass wir nie aufhören würden, einander zu lieben.
Kapitel 12
Indiana, Dezember 2008
Z um ersten Mal, seit ich meine Schwester vor dem SUV gerettet hatte, wünschte ich bei Gott, ich wäre Supergirl. Ich hatte die alten Comics nie gelesen, aber Supergirl wäre doch in meiner Lage bestimmt nicht so nervös gewesen? Oder vielleicht doch. Ich wusste es nicht. Womöglich war sie wie ich. Sie baute eine Fassade auf, gab sich total selbstbewusst, dabei war sie in Wahrheit genauso ängstlich wie jedes andere Mädchen.
Ich wusste nicht, warum ich so nervös war bei dem Plan, meine Jungfräulichkeit an Jake zu verlieren. Während der vergangenen drei Monate war ich diejenige gewesen, die immer den ersten Schritt machte, auf den ersten Kuss drängte und darauf, rumzumachen. Wir hatten eine Menge »Sachen« miteinander gemacht, und auch dabei war ich anfangs aufgeregt gewesen, aber ich war nie so nervös wie jetzt.
Der eigentliche Grund war, dass ich Jake nicht enttäuschen wollte. Ich bekam aus ihm heraus, dass er schon mit vierzehn mit einem Mädchen ins Bett gegangen war. Er wollte mir nicht sagen, mit wie vielen er geschlafen hatte, was mich ein bisschen beunruhigte, aber er versicherte, dass es auch nicht annähernd so viele gewesen seien, wie ich womöglich dachte. Trotzdem, Jake war für sein Alter erfahren. Das lag vermutlich auch daran, dass er nicht aussah wie sechzehn.
Da war zum Beispiel Stacy Sullivan, die Kellnerin aus dem Hub’s. Mir war klar, dass die Gerüchte stimmten und Jake mit ihr geschlafen hatte. Das wusste ich, weil Jake mit mir nie dorthin wollte. Angeblich mochte er das Essen
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