Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
Brust liegen. Meine ernsten Augen trafen Ricks fragenden Blick. »Claudia hatte ein schreckliches Weihnachtsfest.«
Als Claudias Maschine auf dem O’Hare-Flughafen landete, war es fast zwei Uhr morgens. Ich war vollgepumpt mit Koffein, um während der Fahrt wach zu bleiben. Rick hatte mitkommen wollen, aber ich fand, dass es besser war, Claudia allein abzuholen. Sie war bestimmt in mieser Verfassung, und dann jemanden um sich zu haben, den sie nicht gut kannte, war wenig hilfreich.
Mom und Dad wollten, dass ich mit ihr über Nacht in Chicago in einem Hotel blieb, aber ich wollte sie möglichst schnell zu uns bringen, an einen Ort, wo sie sich geliebt und willkommen fühlte.
Als ich ihr im Flughafengebäude endlich gegenüberstand, nahm ich sie in die Arme, und sie begann zu weinen. Ich hielt sie lange einfach nur fest, bis sie sich schließlich von mir löste und mir ein zittriges Lächeln schenkte. »Habe ich dir schon mal gesagt, dass du meine allerallerbeste Freundin bist?«
»Du gehörst zu meiner Familie«, antwortete ich leise, nahm ihre Hand und führte sie zum Wagen. »Nichts ist wichtiger, am allerwenigsten Schlaf«, neckte ich sie.
Sie lachte leise und stieg ein, während ich ihr Gepäck in den Kofferraum lud.
Als wir aus Chicago raus waren und nach Indiana fuhren, erzählte sie noch mal alles von Anfang bis Ende. Bisher hatte ich ihren Dad immer für ein Arschloch gehalten – jetzt war er in meinen Augen nur noch Abschaum. Diesen Kerl schien es nicht die Bohne zu interessieren, was er seiner Tochter mit dieser Neuigkeit angetan hatte.
Er hatte Claudia noch nicht einmal angerufen, obwohl sie schon vor über sechs Stunden von zu Hause abgehauen war.
Abschaum.
Nach einer Weile wurde Claudia still. Ich schaute zu ihr und sah, dass sie nervös mit einem Stück Papier herumspielte. »Alles wird gut«, versicherte ich ihr.
Sie nickte, sagte jedoch nichts.
Wie lange brauchte ich wohl mit dem Auto bis Kalifornien? Ob Rick mir helfen konnte, den perfekten Mord zu begehen?
Als Claudias Handy klingelte, schraken wir beide zusammen. Während sie es aus ihrer Tasche holte, hielten wir den Atem an. Sie sah mich erstaunt an und sagte: »Es ist Beck. Als ich vorhin auf dich wartete, habe ich ihm eine SMS geschickt, aber ich dachte, er würde längst schlafen.«
»Geh ran.«
Das tat sie. »Hey. Hattest du schöne Weihnachten?« Sie wartete und runzelte dann die Stirn. »Was? Nein, das erkläre ich dir später. Es geht mir jetzt wieder gut … nein, alles in Ordnung … Hör zu, das mit meinen Eltern war ein ziemlicher Hammer, aber ich komme … ich bin schon bei ihr. Charley hat mich am O’Hare abgeholt. Wir sind auf dem Weg zu ihr nach Hause … Na ja, weil ich dich nicht stören wollte … Beck, nein, es geht mir gut … es ist nichts … Okay, ich verspreche es … nächstes Mal rufe ich dich an … Ich erzähle es dir später … ja, hab ich doch gesagt, Charley hat mich abgeholt … ich bin sicher … Oh. Was ist passiert? … Machst du Witze?« Ich spürte, dass sie mich mit großen Augen ansah. »Ja. Ich sag es ihr … wir reden später … Ja … du auch.«
Als sie auflegte, schlug mir das Herz bis zum Hals. Was auch immer Beck zuletzt gesagt hatte, es musste mit mir zu tun haben. Claudia atmete mühsam aus, das dunkle lange Haar fiel ihr vors Gesicht. Sie strich es hinter die Ohren und sah mich an. »Er ist sauer, weil ich nicht ihn angerufen habe, damit er mich abholt.«
»Natürlich«, murmelte ich und verlor allmählich die Geduld mit Becks Verhalten Claudia gegenüber. Das viele Koffein, die Müdigkeit, Claudias Schreck und die Tatsache, dass irgendetwas passiert sein musste, minderten meine Reizbarkeit nicht gerade.
»Also … Jake hat sich von Melissa getrennt. Am ersten Tag, als sie wieder in Chicago waren.«
Ich hatte plötzlich Mühe, Luft zu bekommen. Als hätte sie mir keine Neuigkeit mitgeteilt, sondern sich auf meine Brust gestellt. Ich umklammerte das Lenkrad und brachte keinen Ton heraus.
»Offenbar hat er versucht, Kontakt zu dir aufzunehmen?«
Ich schluckte mühsam und nickte.
»Und …?«
Ich sah in ihr erwartungsvolles Gesicht und schüttelte den Kopf, tat mein Bestes, die Neuigkeiten über Jakes Trennung und alle Fragen zu verdrängen. »Dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Du bist wichtiger. Wir werden nach Hause fahren und deinen Kummer in Schokoladenkuchen ertränken. Okay?«
Sie starrte mich einen Moment lang an, und ihre Besorgtheit war förmlich
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