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Intruder 5

Intruder 5

Titel: Intruder 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bevor noch jemand vorbeikommt und uns fragt, was wir hier machen.«
    »Meinetwegen«, seufzte Frank. Er sah Mike an. »Und du?«
    »Ich habe keine Lust, mich mit einem Staatsanwalt zu unterhalten«, antwortete Mike, »aber ...«
    »Na, dann ist ja alles klar«, unterbrach ihn Stefan.
    »Verschwinden wir. Auf der Stelle.«
    Frank sah Mike nur weiter fragend an. Irgendwie lag die Entscheidung plötzlich bei ihm. Er zögerte; fünf, zehn, fünfzehn endlose Sekunden. Dann nickte er.
    Wieso hatte er dabei eigentlich das Gefühl, einen entsetzlichen Fehler zu begehen?
    »Na also«, sagte Stefan. »Wenn es nach mir ginge, würde ich den ganzen Laden anzünden. Wäre kein großer Verlust.«
    »Kommt nic ht in Frage«, sagte Frank.
    »Ist dir klar, wie viele Fingerabdrücke wir hinterlassen haben?«, fragte Stefan.
    »So etwas soll in einem Hotel vorkommen.« Frank schüttelte so entschieden den Kopf, dass Stefan es nicht wagte, seinen Vorschlag zu wiederholen, und drehte sich demonstrativ zur Tür. Stefan warf noch einen Beistand heischenden Blick in Mikes Richtung, aber auch der sah rasch weg und beeilte sich dann, Frank nach draußen zu folgen.
    Ihre Maschinen standen unversehrt an der Stelle, an der sie sie am vergangenen Abend abgestellt hatten. Schnee bedeckte die Sättel und bildete winzige Verwehungen auf den Lenkern und hinter den Scheiben. Unter Stefans Intruder hatte sich ein hässlicher schwarzer Fleck gebildet, wo Öl aus dem Motor getropft war und den Schnee zusammengeklumpt hatte. Der Anblick gefiel Mike gar nicht. Als Stefan jedoch den Zündschlüssel ins Schloss schob und den Anlasser betätigte, sprang die Intruder auf Anhieb an, und soweit Mike das beurteilen konnte, lief der Motor rund.
    Mike saß auf, legte probehalber die rechte Hand auf den Lenker und stellte ohne Überraschung fest, dass es vollkommen unmöglich war, die Maschine mit der bandagierten Hand zu lenken. Er begann die Stoffstreifen abzuwickeln, mit denen Frank seine Hand verarztet hatte. Es tat so weh, wie er erwartet hatte, und den schweren Lederhandschuh überzustreifen, trieb ihm die Tränen in die Augen. Er spürte, wie seine Knöchel wieder zu bluten begannen, als er die Finger krümmte. Es würde ein echter Spaß werden, den Handschuh wieder auszuziehen.
    Bevor er den Helm aufsetzte, ließ er seinen Blick noch einmal über den Parkplatz schweifen. Der beständig fallende Schnee hatte das Durcheinander aus Reifenspuren schon fast wieder ausgelöscht. Vermutlich würde es höchstens noch eine Stunde dauern, bis auch die Leiche, die auf der anderen Seite im Straßengraben lag, unter einer weißen Decke verschwunden war. Das Heck des riesigen Schneeräumers, das aus der zertrümmerten Wand ragte, war dagegen beim besten Willen nicht zu übersehen. Stefan hatte Recht. Sie mussten machen, dass sie hier wegkamen, bevor sie jemand mit diesem Chaos in Verbindung brachte.
    Sie fuhren los. Mikes Hand begann wütend zu pochen und tat noch mehr weh, als er sie um den Lenker schloss. Nach den ersten Metern war er fast sicher, die schwere Maschine nicht halten zu können. Als sie die Straße erreichten, wurde es sogar noch schlimmer.
    Die erste Serpentine bereitete ihm Todesangst. Doch dann zwang er sich gewaltsam, sich an das zu erinnern, was ihm Frank für eine Fahrsituation wie diese geraten hatte: einfach auf das zu hören, was die Maschine wollte und ihrem Willen zu folgen, statt ihr seinen Willen aufzuzwingen.
    Was konnte ihm schon passieren? Schlimmstenfalls würde er die Kurve verpassen und fünfzig Meter tief auf Felsen stürzen.
    Im Vergleich zu dem, was ihnen vielleicht bevorstand, wenn die Sache hier schief ging, war das gar keine üble Alternative.
    Er schaffte es.
    Die Intruder nahm die enge Kehre so souverän, als wisse sie um den miserablen Zustand ihres Fahrers und hätte sich vorgenommen, sich um ihn zu kümmern. Mike war immer wieder von der Qualität der Maschine überrascht. Vor ihnen lag jetzt eine lange Gerade. Zur Rechten gähnte der Abgrund, und auf der linken Seite erhob sich ein schmaler Waldstreifen.
    Irgendwo in seinen nachtdunklen Schatten verborgen, stand der schwarze Van, und nicht weit davon entfernt lagen Strongs Leiche und die der Indianer.
    Als er die Stelle passierte, hinter der die Lichtung lag, tauchte eine gebückte Gestalt zwischen den Baumstämmen auf. Es war ein alter Mann, der einen Mantel aus langem schwarzem Büffelfell trug und sich schwer auf
    einen Speer mit einer gewellten Spitze aus Feuerstein

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