Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 5

Intruder 5

Titel: Intruder 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
sterbend. Mike hatte nicht vergessen, was Strong über den 44er erzählt hatte.
    Eine Waffe, mit der man ein Loch in einen Motorblock schießen konnte. Wer von einem solchen Geschoss getroffen wurde, der hatte keine Chance.
    »Du ... du verdammter Idiot«, sagte Strong gepresst. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst ... aufpassen.« Er drehte sich um, aber ihm fehlte die Kraft, um die Bewegung ganz zu Ende zu führen. Er sank gegen den Baum, neben dem er gestanden hatte, und glitt zitternd daran zu Boden. Seine linke Hand war gegen den Leib gepresst. Blut lief in Strömen unter seinen Fingern hervor und malte schwarze Spuren auf seine Lederjacke. Als er weitersprach, quoll es auch rot und zähflüssig über seine Lippen.
    »Du verdammter ... Blödmann. Kannst du denn gar nichts ...
    richtig machen?«
    Er brach zusammen. Mike sprang instinktiv vor, um ihn aufzufangen, wich dann aber im letzten Moment und genauso schnell wieder zurück, als ihm klar wurde, dass dieser riesige Mann ihn einfach von den Füßen gerissen hätte. Strong fiel aufs Gesicht, wälzte sich stöhnend herum und hob die Magnum, wie um damit auf ihn zu zielen und ihn für seine Unaufmerksamkeit zu bestrafen. Noch bevor er die Bewegung halb zu Ende gebracht hatte, ließ er den Arm wieder sinken.
    Mike fühlte sich wie gelähmt. Er hatte noch gar nicht richtig begriffen, was passiert war - er wollte es nicht begreifen, weil es einfach zu schrecklich war! -, aber ganz langsam machte sich ein eiskaltes, lähmendes Entsetzen in ihm breit, schlimmer als alles, was er jemals zuvor gespürt hatte.
    »Das ... das wollte ich nicht«, stammelte er. »Bitte, das müssen Sie mir glauben! Ich habe nichts gesehen und nichts gehört!«
    Tatsache war, dass er nicht hingesehen und nicht hingehört hatte. Er war so fasziniert von dem gewesen, was Strong tat, dass er nicht einmal eine Büffelherde gehört hätte, die einen Meter hinter ihm durch den Wald stampfte. Was hatte Strong gesagt? Kannst du denn gar nichts richtig machen? Es war seine Schuld. Seine Schuld. SEINE SCHULD.
    Ganz langsam sank Mike vor Strong in die Knie. Der große Mann sah ihn aus Augen an, in denen das Leben bereits im Erlöschen begriffen war. Er zitterte am ganzen Leib. Zwischen seinen Fingern quoll noch immer Blut hervor, das den Schnee unter ihm schwarz färbte.
    »Es ... es tut mir Leid«, stammelte Mike. »Ich werde einen Arzt rufen. Irgendwo finden wir schon ein Telefon, und ...«
    »Zu spät«, stöhnte Strong. Seine Stimme war ein grässliches Blubbern, das sich anhörte, als wäre er dabei, an seinem eigenen Blut zu ersticken. Mühsam hob er die Hand und streckte die Waffe in Mikes Richtung, aber diesmal lag nichts Drohendes in der Bewegung. »Nimm ... sie.«
    Ganz instinktiv griff Mike zu und nahm den 44er in beide Hände. Die Waffe war viel schwerer, als er erwartet hatte. Sie sollte heiß sein, nachdem Strong zweimal damit geschossen hatte, doch das Metall fühlte sich eiskalt an. Und tödlich. Es war eine reine Vernichtungsmaschine, die er da in der Hand hielt, und sie hatte rein gar nichts Beruhigendes an sich.
    Seine Schuld. Seine Schuld. Seine Schuld.
    »Und jetzt ... haut ab«, gurgelte Strong. »Haut alle ab. Ihr könnt ... schon im Flugzeug sitzen, bevor jemand merkt, was hier ... passiert ist. Haut ab!«
    Die beiden letzten Worte hatte er geschrien. Plö tzlich bäumte er sich auf, schrie noch einmal: ein gellender, unartikulierter, durch und durch unmenschlicher Laut voller grauenhafter Pein, in dem Mike aber auch ganz zum Schluss, im letzten, allerwinzigsten Bruchteil einer Sekunde so etwas wie Erleichterung zu hören glaubte. Dann sank Strong in den Schnee zurück und starb. Mike konnte regelrecht fühlen, wie sich etwas Körperloses und ungemein Mächtiges von ihm löste und davonglitt.
    Er war tot.
    Tot.
    Kannst du denn gar nichts richtig machen?
    Seine Schuld. Seine Schuld. Seine Schuld.
    Mike schrie gellend auf, schleuderte die Magnum in hohem Bogen in den Wald und stürmte davon.
    Er war rücksichtslos durch den Wald gebrochen, ohne auf die Äste und Zweige zu achten, die ihm ins Gesicht peitschten und die Haut zerkratzten. Den Hang war er auf Händen und Knien hinaufgekrochen; vielleicht war er auch ein- oder zweimal gestürzt und wieder ein Stück zurückgeschlittert, er erinnerte sich nicht. Die Realität war endgültig zu einem Albtraum geworden, in dem Zeit keinerlei Bedeutung mehr hatte.
    Keuchend und am ganzen Leib zitternd, erreichte er das Motel und stürmte

Weitere Kostenlose Bücher