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Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Elliott
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ich, dass es sich so verhält. Aber ich versuche, mir Gewissheit zu verschaffen.«
    »Ich glaube, du hast recht.« Der Mann presste die langen, knochigen Finger zusammen. Die hölzerne Schlange hatte das verschüttete Licht bis auf den letzten Tropfen aufgeleckt und glitt nun zurück zu dem Mann. Sie kroch an einem Bein hoch und wand sich den Arm entlang, bis sie seine Hand erreichte und mit einem trockenen Knarren erstarrte. »Du erkennst ihn nicht?«, fragte die Schlange.
    »Erkennen?«, wiederholte der Ratgeber des Herzogs. »Absurd! Sollte ich?«
    »Aden, wie er sich nennt, erschien dem Weltenmacher in seinen Träumen«, erklärte die Schlange.
    Der Mann sah Aden prüfend an. »Die Träume! Du liebe Güte, das wäre etwas. Aber sofern ich nicht große Teile meines Gehirns verlegt habe … nein! Absolut nein. Das würde ihn in der Tat zu einem höchst bedrohlichen Omen machen.« Der Mann kniff die Augen zusammen und trat ganz dicht vor Aden hin. »Nun warte mal, eine kleine Sekunde nur! Ich glaube, du bist da auf etwas gestoßen. Ja, ohne jeden Zweifel, das Gesicht ist mir vertraut.«
    »Wissen Sie, dass Sie nur eine Figur sind?«, meinte Aden. »Wissen Sie das?«
    »Will er mich beleidigen?«, fragte Torak die Schlange.
    »Da bin ich mir nicht ganz sicher«, erwiderte sie.
    »Könnten Sie mir einen Riesengefallen erweisen?«, fuhr Aden fort.
    »Kommt ganz darauf ein, du sonderbar vertraute Gestalt.«
    »Könnten Sie mir sagen, wo ich bin? Bitte? Ich glaube es zu wissen, aber ich muss wissen, ob Sie es wissen.«
    »Du stehst auf der Straße, wie es scheint.« Torak wiederholte langsam: » Auf – der – Straße. Auch wenn es dich zu verblüffen scheint, bist du nicht der Erste, der das tut, Obwohl sich nach der Sperrstunde kaum noch jemand hierher wagt, nicht seit der letzten Runde öffentlicher Hinrichtungen durch den Henker, mit all den wehklagenden Müttern und Unmengen von neugierigen Gaffern, diesen blutrünstigen Schätzchen. Um es zu präzisieren: Die Straße gehört zum Dorf, das Dorf heißt Days Past, Days Past gehört zu Nightfall, und wozu das gehört, kann sich jeder selbst zusammenreimen. Und du bist gefährlich nahe daran, eine Ernte der Nacht zu werden, genauer gesagt, ein Traum.«
    »Traum. Traum. Wovon reden Sie eigentlich, verdammt noch mal? Ist das hier alles ein Traum? Soll das der tiefere Sinn Ihrer Worte sein? Dass ich tot bin und träume?«
    In diesem Moment bewegte sich ein grelles Objekt hinter der Schulter des Mannes vorbei. Grünes Licht flammte auf, zweifellos das gleiche fahlgrüne Licht – und in der Tat wohl das gleiche Objekt –, das sich vom Himmel gesenkt hatte, als Aden auf der Straße lag. Nun wanderte das schimmernde Ding seitwärts und ergoss sein fahles Grün in das Sternenlicht. Es schwebte einige Fuß über dem Boden wie eine schleichende Fata Morgana und erhellte den Grashang zum Fluss hin. Gestalten drehten und krümmten sich im Innern der Leuchterscheinung. Aden erspähte ein vertrautes Gesicht. Ein alter Mann versank in einem brodelnden Meer.
    Der Anblick seines Großvaters traf Aden wie ein elektrischer Schlag. Da war er! Herbert Keenan schrie lautlos und ruderte heftig mit den Armen, um nicht unterzugehen. Die Regenwolken über ihm bestanden aus Menschenteilen: Unzählige Handgelenke und Arme, zu einem dichtmaschigen Netz verflochten, schleuderten ihr farbloses Nass in die Tiefe. Die Wolkenhände öffneten und schlossen sich.
    Aden stand wie erstarrt da. Ihm entging, dass sich der Ratgeber des Herzogs hinter ihn schlich und ein langes, dünnes Messer zog. Seine Gesichtszüge waren mit einem Mal schlaff und ausdruckslos. Das Messer näherte sich langsam Adens Ohr. »Opa?«, schrie Aden.
    Mit sichtlicher Anstrengung senkte Torak das Messer und trat einen Schritt zurück. Er schüttelte sich, als müsste er sich aus den Fängen des Schlafs befreien. »Wie bitte?«, fragte er.
    Aden rannte auf das brodelnde grüne Chaos zu. Sein Großvater schwebte in der Luft, gefangen in einer Gaswolke. »So helfen Sie ihm doch!«, rief er.
    »Helfen …?«, fragte der Mann in der langen Robe. »Hast du noch nie einen Traum gesehen? Bist du erst heute Abend geboren, mein verwirrter junger Freund?«
    Aden drehte sich um und starrte den Mann ungläubig an. »Warum stehen Sie einfach tatenlos da? Er ertrinkt! So sieht es zumindest aus. Und was hat dieses grüne Leuchten zu bedeuten?«
    Torak verbarg das Messer im Ärmel und beugte sich zu der Schlange hinunter, die ihm etwas ins Ohr

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