Invaders: Roman (German Edition)
Zeitreiseführer, eine Kaution zu zahlen und für einen Rechtsbeistand zu sorgen.«
»Oder sagen wir, einer Ihrer Touristen wird von einem Bus angefahren«, setzte Eric hinzu. »Dann wird von Ihnen erwartet, dass Sie innerhalb von Minuten am Unfallort erscheinen und den Betreffenden in die Zukunft zurückbringen, damit er dort die richtige medizinische Behandlung bekommt.«
»Ein guter Zeitreiseführer ist von großer Wichtigkeit, wenn es um Leben und Tod geht«, fuhr Tim fort, »und das wissen diese Touristen sehr gut. Deshalb wird man dich mit ungeheurem Respekt behandeln, während du hier bist.«
Geoff warf einen Blick auf die Umstehenden, die ihn jetzt fast alle anstarrten. Als er zögernd ein paar Schritte vorwärtsging, traten rasch alle zur Seite, was ihn einigermaßen nervös machte.
»Das ist Geoffrey Stamp«, erklärte ein Mann in viktorianischem Kostüm seiner Tochter. »Ein sehr wichtiger Mann aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert.« Das kleine Mädchen blickte kurz zu Geoff hoch, vergrub das Gesicht dann aber verschämt in ihrem Teddybären.
Geoff wurde immer unbehaglicher zumute. Er hatte es noch nie erlebt, dass ihn so viele Leute auf einmal fixierten, abgesehen von damals, als er eines Nachts zufällig in einem Zug eingeschlafen und am nächsten Morgen inmitten unzähliger Pendler aufgewacht war, die sich nicht darüber schlüssig werden konnten, ob er tot war oder nicht.
Jedenfalls musste er so schnell wie möglich von hier weg.
»Mr. Stamp!«, rief jemand. »Mr. Stamp!«
Geoff blieb stehen und blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Sie schien zu einem mittelalterlichen Ritter zu gehören, der sich in scheppernder Rüstung einen Weg durch die Menge bahnte.
»Ich möchte nur sagen, wie sehr ich mich freue, Sie kennenzulernen«, teilte ihm der Ritter mit und schob sein Visier hoch, um Geoff kriecherisch anzugrinsen. »Ich darf Ihnen versichern, dass mein nächster Trip auf alle Fälle ins einundzwanzigste Jahrhundert gehen wird!« Er streckte seinen Panzerhandschuh aus, um Geoff die Hand zu schütteln.
Da Geoff nicht wusste, wie er sich verhalten sollte, schüttelte er dem Ritter die Hand, lächelte verkrampft und setzte seinen Weg zum Zollschalter am Ende der Halle fort. Mehr und mehr Leute um ihn herum erwähnten jetzt seinen Namen, der die Gespräche so stark beherrschte, dass er von dem, was die Leute sonst noch sagten, kaum etwas verstand. Nur vereinzelte Gesprächsfetzen schnappte er auf – jemand sagte, er habe den Job abgelehnt, ein anderer wies darauf hin, er sei früher Zeitungsausträger gewesen. Doch hauptsächlich hörte er seinen Namen: »Geoffrey Stamp … Geoffrey Stamp … Geoffrey Stamp … Geoffrey Stamp«, tönte es, immer lauter werdend und fast zum Sprechchor anschwellend, von allen Seiten, bis Geoff der Kopf dröhnte. Um dieser akustischen Marter zu entgehen, eilte er am Rest der Schlange vorbei und steuerte auf einen Zollbeamten zu.
»Name?«, fragte der Mann und leckte seinen Bleistift an.
»Dreimal dürfen Sie raten«, erwiderte Geoff und starrte den Beamten mit ausdrucksloser Miene an.
»Das ist Geoffrey Stamp«, sagte Tim. »Der neue Zeitreiseführer fürs einundzwanzigste Jahrhundert.«
»Noch’n Zeitreiseführer?«, erwiderte der Beamte, während er etwas auf seinem Klemmbrett notierte. »Das ist schon der vierte, den ihr Jungs heute hier anschleppt! Hab grad einen Pharao aus dem Jahr 3000 v. Chr. abgefertigt. War auch ein neuer Zeitreiseführer.«
»Na ja, wir wollen dieses Jahr eine Menge neuer Reiseziele anbieten«, teilte Tim dem Beamten mit. »Wie lange wird das hier denn dauern?«
»Tja, wir brauchen eine DNA -Probe von ihm. Außerdem müssen Sie ihn impfen.«
»Impfen?« Erschrocken blickte Geoff seine beiden Betreuer an.
»Bei uns gibt es ein paar Viren, mit denen das Immunsystem im einundzwanzigsten Jahrhundert nicht fertig wird«, erklärte Eric. »Das ist alles schon erledigt«, informierte er den Zollbeamten. »Ich habe Mr. Stamp gleich bei seiner Ankunft geimpft, und Proben seines Bluts, seiner Haare, seines Speichels, seines Samens und seines Gewebes haben wir ebenfalls schon entnommen.«
»Sie haben was ?«, fragte Geoff, dem förmlich der Unterkiefer runterklappte.
»Nur keine Aufregung«, beruhigte ihn Tim. »Das ist nichts als eine Vorsichtsmaßnahme. Wir brauchen Unterlagen über jeden, der hier ein und aus geht.«
Geoffrey war entsetzt. Das war ja eine schreiende Verletzung der Menschenrechte. Im
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