Invaders: Roman (German Edition)
Vergleich dazu nahmen sich die Bedingungen, die in seinem Vertrag mit dem Onlineservice für Computerspiele standen, richtig harmlos aus. Gerade als er im Begriff war zu protestieren, nahm er aus den Augenwinkeln eine Gruppe bewaffneter Securityleute wahr.
Er drehte sich um und sah sie sich näher an. Es waren insgesamt zehn, alle in hellblauen Uniformen. Jeder hatte eine Sonnenbrille auf, einen Minisender im Ohr und hielt ein großes Gewehr in den Händen. Ihre Gesichter waren so ausdruckslos, als bestünden sie aus Stein.
»Wozu all diese Sicherheitsmaßnahmen?«, erkundigte sich Geoff.
»Bei uns ist es in diesem Monat zu etlichen versuchten Terroranschlägen gekommen«, antwortete Eric, schob sich seinen Krückstock unter den Arm und nahm dem Beamten das Klemmbrett ab. »Heutzutage kann man gar nicht vorsichtig genug sein …«
»Wovon zum Teufel reden Sie da eigentlich?«, fragte Geoff.
»Es gibt hier Leute, die nicht nur auf Reisen gehen wollen, sondern noch etwas anderes vorhaben«, erklärte Eric, während er irgendetwas abhakte. »Diese Leute versuchen, die Zeitreiseeinrichtungen zu benutzen, um die Vergangenheit nach ihren politischen Vorstellungen zu verändern.« Nachdem er noch ein paar Punkte überprüft hatte, reichte er Tim das Klemmbrett und stützte sich wieder auf seinen Krückstock.
»Es gibt Leute, die versuchen, die Vergangenheit zu verändern?«
»Ja, leider«, sagte Tim, der irgendetwas auf das Klemmbrett kritzelte. »Seit der Eröffnung dieser Einrichtung hat es mehrere Versuche gegeben, sich der Zeitreisetechnik zu bedienen, um den Lauf der Geschichte zu ändern. Da waren zum Beispiel Leute, die in die Vergangenheit zurückkehren und Guy Fawkes helfen wollten, das Parlament in die Luft zu sprengen. Oder entfernte Verwandte von Holocaustopfern, die die Absicht hatten, Hitler zu ermorden. Friedensaktivisten, die versuchten, den Vierten Weltkrieg zu verhindern. Es kursiert sogar das Gerücht, dass einige Leute versuchen …« Er verstummte, als hielte er es für klüger, nicht weiterzusprechen.
»Die was versuchen?«, hakte Geoff nach.
»Nichts. Sagen wir einfach, dass jeder Versuch, den Gang der Geschichte zu ändern, als terroristischer Akt angesehen wird.« Er gab dem Beamten das Klemmbrett zurück.
»Hat Ihnen Mr. Knight von meinem Supercomputer erzählt?«, wandte sich Eric an Geoff. »Der vorhergesagt hat, dass Sie als menschliches Wesen völlig bedeutungslos sind?«
»Kann sein, dass er es kurz erwähnt hat«, erwiderte Geoff. Daran wollte er nicht unbedingt erinnert werden. »Hören Sie, sind Sie da absolut sicher? Bin ich wirklich so bedeutungslos? Vielleicht hat dieser Super computer ja einen Fehler gemacht!«
»Ich habe siebzehn Jahre meines Lebens damit verbracht, den aus sechs Milliarden Zeichen bestehenden Algorithmus zu schreiben, auf dessen Basis der Computer diese Vorhersagen macht«, sagte Eric und strich sich über den Bart. »Meinen ersten Nobelpreis habe ich allein dafür bekommen, dass ich das Ganze mal in einer Kneipe theoretisch entwickelt habe. Der Computer ist jetzt seit fünfzehn Jahren in Betrieb. In dieser Zeit hat er nicht einen einzigen Fehler gemacht, das kann ich Ihnen versichern. Schon die Tatsache, dass sich nichts geändert hat, als wir Sie aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert geholt haben, beweist das zur Genüge.«
»Trotzdem könnte ihm ein Irrtum unterlaufen sein«, entgegnete Geoff.
Eric holte tief Luft.
»Der Computer kann alles vorhersagen. Er ist hundertprozentig zuverlässig. Er hat noch nie einen Fehler gemacht und sagt sogar vorher, dass er nie einen machen wird . Er ist unfehlbar. Deshalb lassen wir jeden, der auf Zeitreise gehen will, von ihm scannen. Wenn der Computer ermittelt, dass es aufgrund einer bestimmten Reise zu beabsichtigten oder zufälligen Veränderungen im Raum-Zeit-Kontinuum kommt, darf der betreffende Tourist nicht in die Abreisekammer und wird sofort wieder nach Hause geschickt.«
»Wie das alles funktioniert, zeigen wir dir später«, sagte Tim, der den Eindruck hatte, dass sie gerade ein wenig zu weit vorgriffen.
»Sie drei dürfen jetzt in die Ankunftshalle gehen«, sagte der Zollbeamte und winkte sie durch, wobei er Geoff eine kleine Plakette reichte. »Stecken Sie sich die an, bevor Sie irgendwelche Sperrzonen betreten«, sagte er und wandte sich dem Nächsten in der Schlange zu.
Geoffrey betrachtete die Plakette, auf der ein Hologramm seines Gesichts sowie eines seiner Fingerabdrücke zu sehen war.
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