Invaders: Roman (German Edition)
Außerdem trug sie die Aufschrift: GEOFFREY STAMP – ZEITREISEFÜHRER – 21. JH . Da er keine Lust hatte, dass ihn noch mehr Leute ansprachen, um ihm die Hand zu schütteln, ließ er die Plakette rasch in seiner Jackentasche verschwinden und folgte Tim und Eric.
In der Ankunftshalle wimmelte es ebenfalls von seltsam gekleideten Touristen, deren unterschiedliche Outfits Aufschluss darüber gaben, wo man überall hinreisen konnte. Links von Geoff holten gerade ein paar Leute im Kostüm der Tudorzeit ihr Gepäck von einem der zahlreichen Förderbänder. Rechts von ihm tollten Kinder herum, die nur mit Feigenblättern bekleidet waren. Tim und Eric drängten sich durch die Menge und blickten ab und zu zurück, um sich zu vergewissern, dass sie Geoff nicht verloren hatten. Sie schienen auf eine Reihe hell erleuchteter Fahrstühle am anderen Ende der Halle zuzusteuern. Vorsichtig bahnte sich Geoff einen Weg durch die Leute und folgte Tim und Eric in einen der Fahrstühle.
»Bitte nennen Sie Ihr Ziel«, verlangte eine synthetische Frauenstimme. Wenn sich Geoff nicht täuschte, war es ebendie Stimme, die er im Fahrstuhl gehört hatte, als er mit Ruth zu seinem Einstellungsgespräch gefahren war.
»Abreisehalle«, sagte Tim.
6 Der Lift setzte sich nach unten in Bewegung.
»Diese Lifts«, sagte Geoff, während er sich in der Kabine umsah. Auch hier fehlten die Knöpfe. »Die erkennen die menschliche Stimme, ja?«
»Richtig«, erwiderte Tim.
»Sind die leicht zu verwirren?«
»Was?«
»Sind die leicht zu verwirren?«, wiederholte Geoff.
»Wie meinst du das?«
»Na, sagen wir mal, wir unterhalten uns über jemand im Souterrain und erwähnen dabei das Wort Souterrain . Würde der Fahrstuhl dann denken, dass wir zum Souterrain wollen? Oder weiß er, dass wir einfach nur so Souterrain gesagt haben?«
»Ist das irgendwie wichtig?«, fragte Tim. »Wieso willst du das wissen?«
»Aus reiner Neugier.«
»Der Fahrstuhl ist so programmiert, dass er bei der Entscheidung, ob es sich um einen Befehl handelt, den Kontext des Wortes berücksichtigt«, erklärte Eric. »Er weiß, ob man mit ihm spricht.«
»Man kann ihn also nicht reinlegen?«
»Keine Ahnung«, sagte Eric. »Ich habe Besseres zu tun, als einen Fahrstuhl auszutricksen und mich von ihm zu einem Stockwerk bringen zu lassen, in das ich gar nicht will.«
»Ist wahrscheinlich albern«, gab Geoff zu, um sogleich hinzuzufügen: »Souterrain!«
Der Fahrstuhl setzte seinen Weg unbeirrt fort.
»Vielleicht gibt es hier gar kein Souterrain«, vermutete Geoff.
»Oder vielleicht weiß der Fahrstuhl, dass Sie versuchen, ihn reinzulegen.«
»Woher sollte er das wissen?«
»Weil Sie seit gut zwei Minuten davon reden, ob man den Fahrstuhl konfus machen kann, indem man Souterrain sagt, und anschließend haben Sie es gesagt. Da muss man kein Genie sein, um rauszufinden, dass das nichts als Verarschung ist.«
»Aber das würde ja heißen, dass der Fahrstuhl alles, was wir sagen, versteht!«, schlussfolgerte Geoff.
»Völlig korrekt«, erwiderte Eric.
»Aber … finden Sie das nicht unheimlich?«, sagte Geoff, dem plötzlich ein wenig unbehaglich zumute war. »Mir wäre es jedenfalls lieber, wenn der Fahrstuhl unserm Gespräch nicht zuhören würde!«
»Und mir wäre es lieber, wenn ich unserm Gespräch nicht zuhören müsste«, sagte Tim.
»Abreisehalle«, verkündete der Fahrstuhl und machte abrupt halt.
Die Tür öffnete sich, und sie traten in eine weitere riesige Halle, die wie der Ankunftsraum im gotischen Stil gestaltet war. Die Menschenmenge hier war noch größer als in der Ankunftshalle und musste in die Zehntausende gehen. Viele saßen auf Bänken und blickten erwartungsvoll zu großen Anzeigetafeln hoch, die in der Luft zu schweben schienen. Andere hatten es eiliger und drängten sich mit ihrem Gepäck im Schlepptau durch die Menge.
»Die Abreisehalle ist der Ausgangspunkt für alle Zeittouristen«, erklärte Tim mit erhobener Stimme, um das Gemurmel der Menge zu übertönen.
Hier war wirklich sehr viel los. Zahllose fremdartig gekleidete Touristen eilten an Geoff vorbei, der sich einen Spaß daraus machte, die unterschiedlichen Kostüme zu betrachten und zu raten, welche Epoche die Leute wohl aufsuchen wollten. In den meisten Fällen war das ziemlich einfach. Die als Cowboys verkleidete Gruppe da drüben wollte offenbar in den Wilden Westen, und die Soldaten in Uniformen aus dem Zweiten Weltkrieg reisten sicher in die Vierzigerjahre des zwanzigsten
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