Invaders: Roman (German Edition)
packte den Touristen beim Arm und zog ihn zur Seite. Ein anderer Beamter regulierte etwas am Detektor, damit er aufhörte zu piepen, dann winkte er die restlichen Touristen durch.
»Dass manche Leute so was immer noch versuchen, macht mich wirklich wütend«, sagte Eric zu Tim. »Wie viele Bekanntmachungen sind eigentlich noch erforderlich, um diese Typen von solchem verbrecherischen Unsinn abzuhalten?«
»Ich frage Sie noch einmal, Sir«, sagte der Beamte zu dem Touristen. »Versuchen Sie, etwas in die Vergangenheit mitzunehmen, das im Jahr 1666 noch nicht erfunden war?«
»Das ist doch lächerlich«, erwiderte der Mann. »Welchen Schaden könnte so ein kleines, harmloses Ding denn anrichten?«
»Das weiß ich nicht, Sir«, sagte der Beamte. »Aber wenn Sie es mir geben, verrate ich es Ihnen.«
Der Mann kramte in seiner Tasche herum und holte eine kleine Metallscheibe hervor. »Sehen Sie?«, sagte er. »Nur ein Hologramm.«
Der Beamte drehte die Scheibe hin und her und drückte auf einen Knopf an der Seite. Sofort projizierte die Scheibe ein kleines, flimmerndes Bild mitten in die Luft, das den Mann zusammen mit einer Frau und zwei Kindern zeigte.
»Meine Familie«, erklärte der Tourist.
»Entzückend«, meinte der Zollbeamte. »Trotzdem dürfen Sie das nicht mitnehmen«, fuhr er fort, während er das Gerät ausschaltete. »Wär viel zu gefährlich.«
Der Mann sah den Beamten verständnislos an. »Aber wieso denn?«
»Stellen Sie sich doch mal vor, Sie verlieren das Ding, und es fällt jemandem in der Vergangenheit in die Hände, der herausfindet, wie man es anstellt …«
»Na und?«, fiel ihm der Mann ins Wort. »Selbst wenn ich es verliere und jemand anders es findet – was würde das denn ausmachen?«
»Sagen Sie mal, sind Sie schwachsinnig oder was?«, schnauzte Eric den Touristen an und fuchtelte mit seinem Krückstock herum. »Im siebzehnten Jahrhundert steht auf Hexerei noch die Todesstrafe!«
»Hexerei?«, erwiderte der Tourist. »Was hat dieses blöde Hologramm mit Hexerei zu tun?«
»Oh, für uns heutzutage ist ein Hologramm nichts Besonderes«, sagte Eric. »Aber können Sie sich vorstellen, was im siebzehnten Jahrhundert mit jemandem geschehen würde, der in der Lage ist, ein flimmerndes Bild in die Luft zu projizieren? Das würden die Leute für Zauberei halten. Man würde den Betreffenden beschuldigen, mit bösen Geistern Umgang zu haben, und ihn hinrichten. Was, wenn es sich bei dieser Person um Ihren Vorfahren handelt? Oder um meinen Vorfahren? Oder um den Vorfahren von sonst wem?«
»Genau. Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können«, schaltete sich der Zollbeamte ein.
»Ich werd es ganz bestimmt nicht verlieren«, sagte der Tourist ungehalten und versuchte, sich das Gerät wieder zu schnappen. »Ich pass schon auf. Großes Ehrenwort.«
»Ich kann Ihnen garantieren, dass der Computer Sie damit nicht passieren lässt«, sagte der Beamte und warf das Gerät einem seiner Kollegen zu. »Wenn Sie sich jetzt bitte mit Ihrer Gruppe zur Scanning-Anlage begeben. Das hier wird Ihnen bei Ihrer Rückkehr wieder ausgehändigt.«
»Blöder Computer«, murmelte der Tourist, folgte aber der Anweisung des Beamten.
Blöder Computer. Das kann man wohl sagen, dachte Geoff. Das war der Computer, der ihn für bedeutungsloser hielt als bestimmte Pilzarten. Der behauptete, er sei unbeliebt. Uninteressant. Unattraktiv. Selbst wenn der Algorithmus, der ihn zu diesem Schluss gebracht hatte, aus sechs Milliarden Zeichen bestand, konnte das trotzdem alles Quatsch sein.
Um zur Scanning-Anlage zu gelangen, mussten die Touristen einen schummrig beleuchteten Korridor entlang, an dessen Wänden Plakate hingen, auf denen Vorträge und Ratgeber empfohlen wurden, die den Zweck hatten, die Leute besser auf den Scanning-Test vorzubereiten. »Letztes Jahr wurden dreißig Prozent aller Touristen zurückgewiesen, weil es ihnen an Kenntnissen über die Sitten und Gebräuche ihrer Zielperiode mangelte«, hieß es auf einem der Plakate. »Diese Leute hätten das Buch Trinkgelder in Restaurants: 1950–2150 lesen sollen.« Offenbar war das ein Bestseller.
Geoff merkte, dass er seinen Schritt ein wenig beschleunigte. Warum, wusste er nicht. Es war fast so, als zöge ihn eine unsichtbare Kraft den Korridor entlang. Und nicht nur ihn – auch alle anderen schienen irgendwie in Trab zu fallen.
»Was hat denn das zu bedeuten?«, fragte Geoff. »Ich hab das Gefühl, als würde ein aufgeregter Hund an der Leine
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