Invaders: Roman (German Edition)
Ton fort, als erzählte er am Lagerfeuer eine Geschichte, »und die Glocke hat gerade zehn Uhr abends geschlagen. In ungefähr zwei Stunden wird in der Pudding Lane ein Feuer ausbrechen, und zwar in der Bäckerei von Thomas Farynor. Zunächst werden die zuständigen Autoritäten diese Gefahr ignorieren, doch in den nächsten vier Tagen wird sich das Feuer dann über ganz London ausbreiten, die Royal Exchange sowie die St. Paul’s Cathedral zerstören und erst kurz vor dem Palast in Whitehall haltmachen, wo gegenwärtig Charles II . als König von England residiert.«
»Meine Güte«, sagte einer der Touristen. »Könnte das irgendwie gefährlich werden … für uns?«
»Überhaupt nicht«, versicherte William. »Während des großen Brands selbst gab es nur wenige Todesfälle. Die Mehrzahl der Opfer starb erst hinterher, als Zehntausende von Menschen obdachlos waren und Hunger litten. Solange wir alle zusammenbleiben, werden Sie den Brand völlig ungefährdet als lehrreiches Spektakel erleben können.«
»Der ist ja echt redegewandt«, stellte Geoff fest. »Der sollte zum Radio gehen.«
»Bei einigen der früheren Zeitreiseführer war ein bisschen Nachhilfeunterricht nötig«, sagte Tim. »Aber William hat alles sehr erfolgreich gemeistert.«
William ließ den Blick über die Gruppe schweifen und bemerkte Tim und Geoff.
»Wenn Sie mich bitte einen Moment entschuldigen würden«, sagte er zu den anderen und trat auf die beiden zu. »Tim, alter Freund!«, rief er aus und schüttelte Tim die Hand. »Wie schön, dich wiederzusehen!«
»William, darf ich dir Geoffrey Stamp vorstellen?«, erwiderte Tim, indem er Geoff auf den Rücken schlug. »Du wirst dich sicher erinnern, dass ich dir vor ein paar Wochen von ihm erzählt habe.«
»Ah ja. Das ist der, den du als Zeitreiseführer fürs einundzwanzigste Jahrhundert gewinnen wolltest, nicht?«
»Genau.«
»Dann hat er die Stelle angenommen?«
»So ist es. Und da heute sein erster Tag ist, hab ich gedacht, ich bring ihn mit zu dir, damit er mal einen guten Zeitreiseführer in Aktion erleben kann. Sozusagen zur Einführung. Macht dir doch nichts aus, oder?«
»Natürlich nicht.« William lächelte. »Nach allem, was du für mich getan hast – wie könnte ich da Nein sagen?«
»Hey, ich hab doch gar nichts für dich getan«, wiegelte Tim ab, der aussah, als werde er gleich rot.
»Unsinn. Tim war derjenige, der mir diesen Job verschafft hat«, erklärte William Geoff. »Ohne ihn wüsste ich überhaupt nicht, was ich jetzt machen würde.«
»Ich schon«, sagte Tim. »Deshalb hab ich dich ja ausgesucht.«
»Diesen Typ hast du also auch angeworben?«, fragte Geoff.
»Nicht angeworben«, stellte Tim richtig. »Ich hab dir doch schon erzählt, dass ich selbst niemanden einstelle. Ich halte nur nach potenziellen Zeitreiseführern Ausschau, bereite sie auf ihre Rolle vor und rege an, dass man sie in Betracht zieht. Ob sie den Job dann wirklich bekommen, liegt allein bei ihnen.«
»Wie viele Zeitreiseführer hast du denn in der Vergangenheit schon gefunden?«
»Mit dir zusammen zwölf.«
»Zwölf? Aber … aber ist das nicht eine ganze Menge, wenn man bedenkt, wie viele Jahre es dauert, bis wir so weit sind? Ich meine, wie lange hast du dich noch mal um mich gekümmert? Sieben Jahre?«
»Stimmt. Aber gewöhnlich kümmere ich mich um zwei oder drei Kandidaten gleichzeitig, in unterschiedlichen Epochen. Deshalb musste ich immer mal wieder für ein paar Tage verreisen. Wenn ich nicht bei dir war, war ich bei einem der anderen Kandidaten.«
»Verstehe«, erwiderte Geoff. »Immer wenn du in viktorianischer Kleidung nach Hause gekommen bist, hast du mir erzählt, du hättest einen Freund, der dauernd bizarre Kostümpartys schmeißt. Warst du dann in Wirklichkeit in der Vergangenheit, um einen deiner anderen Kandidaten aufzusuchen?«
»Du hast es erfasst.«
»Und all diese langweiligen Liniencharts in deinem Zimmer«, fuhr Geoff fort, »was war das?«
»Analytische Darstellungen des Raum-Zeit-Kontinuums«, erklärte Tim. »Die mir dazu dienen, eventuelle Paradoxa oder Lücken im Auge zu behalten, die als Folge einer Kontaktaufnahme im Zeitablauf auftreten könnten.«
»Aha.« Geoff lächelte. »Hört sich eigentlich wie ein ganz interessanter Job an.«
»Oh, ich liebe meinen Job«, sagte Tim. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für eine dankbare Aufgabe es ist zu beobachten, wie sich ein Zeitreiseführerkandidat im Laufe der Jahre entwickelt. Zu
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