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Invaders: Roman (German Edition)

Invaders: Roman (German Edition)

Titel: Invaders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ward
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Zeitreiseführer zu sein?«, erkundigte sich Geoff.
    »Oh, es ist großartig«, antwortete William und warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass die Gruppe ihm noch folgte. »Schlichtweg großartig. Bevor ich Zeitreiseführer wurde, hatte ich nichts zu essen, kein Geld und kein Zuhause. Jetzt hingegen …«
    »… sind Sie reich, haben eine wunderschöne Frau und ein Haus auf dem Lande?«, ergänzte Geoff in hoffnungsvollem Ton.
    »Nein, nein«, erwiderte William und führte die Gruppe um eine Ecke. »Ich darf nie heiraten, weil das von vornherein nicht vorgesehen war. Wenn ich es doch täte, würde ich mich damit in das Schicksal von jemand anderem einmischen. Und ein Zuhause darf ich auch nicht haben, weil ich dann in einem Haus wohnen würde, das jemand anderem gehört hätte. Dasselbe gilt für Geld – besäße ich welches, würde ich damit Dinge kaufen, die jemand anders hätte kaufen sollen.«
    »Moment mal«, warf Geoff ein. »Wollen Sie damit sagen, dass wir nicht bezahlt werden?«
    William schüttelte den Kopf. »Hat man Ihnen das denn nicht erklärt?«
    »Nein.« Geoff kniff die Augen zusammen. »Aus irgendeinem Grund blieb das unerwähnt …«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte William. »So schlimm ist das gar nicht.«
    »Sind Sie da sicher?«, fragte Geoff. »Ist die Tatsache, dass wir nicht bezahlt werden, nicht ziemlich … beschissen?«
    »Begreifen Sie denn nicht? Bevor ich Zeitreiseführer wurde, hatte ich absolut nichts.«
    »Aber das ist doch immer noch so!«
    William schüttelte erneut den Kopf, als entginge Geoff irgendwie der Kern des Ganzen.
    »Sie hätten mich damals sehen sollen, Mr. Stamp. Ich hatte unzählige Krankheiten und konnte kaum laufen. Um mich am Leben zu erhalten, musste ich tote Ratten essen. Dann ist Tim auf mich aufmerksam geworden. Jetzt bekomme ich jederzeit etwas zu essen und kann in alle Epochen reisen, die mich interessieren. Man hat mich sogar gegen die Beulenpest geimpft, die letztes Jahr ausgebrochen ist. Auch wenn dieser Job nicht bezahlt wird – er ist hundertmal besser als das, was ich von früher gewohnt bin. Er hat mir das Leben gerettet.«
    »Ja, ja, das ist natürlich großartig«, entgegnete Geoff. »Trotzdem gefällt es mir nicht, all das für … gar nichts zu machen.«
    »Sehen Sie es doch mal so«, sagte William. »Ihre Bezahlung mag zwar nicht in Gold oder Silber bestehen, aber dafür haben Sie die Genugtuung, etwas ganz Besonderes zu machen, faszinierende Leute kennenzulernen und ihnen etwas über die Vergangenheit beizubringen. Wenn man bedenkt, was Sie sonst mit Ihrem Leben angefangen hätten – ist das dann nicht Bezahlung genug?«
    »Nicht wirklich«, meinte Geoff. »Ich kann doch schlecht in einen Laden gehen und sagen: Hören Sie, ich hab zwar kein Geld, aber einen sehr befriedigenden und interessanten Job. Könnte ich jetzt bitte einen Fernseher haben? «
    »Fernseher? Was ist das?«, fragte William.
    »Etwas, auf dem man seine Wäsche trocknen kann«, erwiderte Geoff. »Sehr nützlich, diese Dinger.«
    Nach kurzer Zeit erreichten sie die Bäckerei von Thomas Farynor, die in einem Gebäude untergebracht war, das so wacklig und unstabil aussah, als hätte der Architekt beim Zeichnen des Bauplans den Tatterich gehabt. Es erinnerte Geoff an die Vexierkabinette in Vergnügungsparks, in denen man abschüssige Gänge entlangstolpern, Treppen mit ungleichmäßigen Stufen hinunterfallen und sich in Zerrspiegeln betrachten kann – und die man mit dem Gefühl verlässt, dass man mehr für sein Geld bekäme, wenn man betrunken durch die eigene Wohnung liefe.
    William trieb die Touristen in einer dunklen Ecke der Straße zusammen. Dort fielen sie nicht weiter auf, hatten das Gebäude aber gut im Blick. Geoff sah sich um. Wenn er sich nicht irrte, stand auf der anderen Seite der Straße eine weitere Touristengruppe plus Zeitreiseführer und gab sich alle Mühe, kein Aufsehen zu erregen. Und auf einem zur Straße gehenden Balkon erblickte er noch eine Gruppe. Ihm fiel ein, dass Tim gesagt hatte, es gebe für den großen Brand von London ein paar Hundert Zeitreiseführer. Wie viele andere Touristen aus der Zukunft sich wohl noch in der Nähe versteckt haben mochten?
    »Wir sind da«, flüsterte William. »Das ist die Bäckerei von Thomas Farynor. Zurzeit befindet sich die Familie im oberen Stockwerk und schläft tief und fest. Doch in wenigen Sekunden wird ein Stück glühendes Holz aus dem Kamin im Erdgeschoss fallen

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