Invaders: Roman (German Edition)
picklige Bürogehilfe mit, der sie begleitet hatte. Der Mann hatte fettige Haare, trug einen Anzug, der zwei Nummern zu groß für ihn war, und roch leicht nach Mayonnaise. »Dürfte aber nicht mehr lange dauern.«
»Sagen Sie ihm, es sei dringend«, erwiderte Tim. »Wir müssen sofort mit ihm sprechen.«
Der Bürogehilfe nickte, verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Das Büro des Verteidigungsministers war von einer altmodischen Protzigkeit, die alles übertraf, was Geoff in dieser Hinsicht bisher gesehen hatte. Weder ein riesiger Schreibtisch aus Eiche noch ein dicker roter Teppich fehlten, und der Raum war so hoch, dass man eigentlich erwartete, Wolken an der Decke zu sehen. Die Bogenfenster gewährten einen phantastischen Blick auf die Themse, und an der linken Wand stand eine Reihe wuchtiger Bücherschränke, die mit tadellos erhaltenen, in Leder gebundenen Büchern gefüllt waren. Keines davon sah so aus, als wäre es jemals gelesen worden. Geoff nahm eines aus dem Regal und blätterte es durch, um sich zu vergewissern, dass es wirklich ein Buch war und nicht bloß eine dieser blöden DVD -Hüllen, die die Leute kaufen, um sich einen gebildeten Anstrich zu geben. Nachdem Geoff sich davon überzeugt hatte, dass das Buch tatsächlich echt war und nicht als Tarnung von Police Academy 3 diente, stellte er es ins Regal zurück und schlenderte mit erhobenem Kopf und hinter dem Rücken verschränkten Händen zu einem der hohen Fenster, ein Verhalten, das sehr an das von Besuchern moderner Kunstgalerien erinnerte, die sich betont lässig geben, um sich nicht anmerken zu lassen, dass sie nicht so recht wissen, was ihnen Blumen sagen sollen, die aus einem weiblichen Keramikhintern sprießen.
Tim setzte sich in einen knarrenden Ledersessel mit hoher Lehne und betrachtete ein überdimensionales Porträt des Verteidigungsministers, das über dem großen offenen Kamin hing. Es zeigte den Minister in vollem Ornat, mit Amtsstab und allem Drum und Dran, im Sitzungssaal des Unterhauses. Die Detailgenauigkeit des Bildes war beeindruckend – man konnte jedes einzelne Haar auf seinem Kopf erkennen, jede einzelne Falte seiner Kleidung, und selbst die Textur seiner Haut kam gut rüber. In der Ecke rechts unten stand: Adobe Photoshop Version 145.7 b. Geoffs Blick wanderte von dem Bild nach unten zum Kamin. Wenn er sich nicht täuschte, hatte dort jemand vor Kurzem Papiere verbrannt. Die verkohlten Überreste irgendwelcher Dokumente lagen schwelend auf den glühenden Holzscheiten.
Bevor Geoff Gelegenheit hatte, sich die Papiere näher anzusehen, öffnete sich die Tür des Büros, und Mr. Knight kam herein, gefolgt von Ruth. Sie waren beide lässiger gekleidet, als Geoff es von ihnen gewohnt war. Ruth trug Jeans mit einem grauen Pullover, Mr. Knight eine braune Cordhose und ein Hemd.
»Wir sind so schnell wie möglich hergekommen«, keuchte Mr. Knight, zog seine Jacke aus und warf sie über die Armlehne eines Sessels. »Was ist los?«
»Wir sollten lieber auf den Verteidigungsminister warten«, erwiderte Tim und spielte nervös an der Ledernaht seines Sessels herum. »Dann brauche ich nicht alles zweimal zu erzählen.«
Wie aufs Stichwort stürmte in diesem Moment der Verteidigungsminister ins Zimmer, mit einem großen Aktenordner unterm Arm.
»Also, worum geht’s?«, sagte er, nachdem er hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte. »In einer halben Stunde soll ich ein Holovisionsinterview zu diesem verdammten Zeitreiseführerfiasko geben, und der Premierminister hat mir gerade mein Budget für das nächste Jahr zerpflückt. Ich hoffe also, es geht um was Wichtiges.«
»Um etwas ausgesprochen Wichtiges«, versicherte Tim und stand auf.
»Was zum Teufel macht der denn hier?«, fragte der Minister, als er Geoff bemerkte. »Ich dachte, ich hätte Sie angewiesen, alle Zeitreiseführer in ihre eigene Epoche zurückzuschicken.«
»Geoff ist der Grund, warum wir hier sind«, erklärte Tim mit ruhiger Stimme und trat zum Schreibtisch. »Hören Sie, Herr Minister. Ich glaube, wir haben ein kleines Problem.«
»Ein Problem?«, entgegnete der Minister. »Was denn für ein Problem?«
»Tja, ich sage das zwar nicht gern«, erwiderte Tim, »aber wir glauben, es ist jemandem gelungen, Erics Algorithmus auszutricksen.«
»Was?«
»Wir glauben, jemand hat das Raum-Zeit-Kontinuum verändert.«
»Aber … aber …«, stammelte der Minister und sah Mr. Knight an, »aber Sie haben doch gesagt, es sei unmöglich
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