Invasion 02 - Der Angriff
ihrer Produktion rationiert. Boote mit hoher Fischproduktion kriegen mehr Treibstoff.«
»Richtig, so weit«, nickte Harry und nahm ebenfalls einen Schluck Kaffee.
»Und elektrischen Strom gibt es auf den Inseln seit Monaten nicht mehr. Deshalb brauchen Sie ein Dieselaggregat, um Wasser zu destillieren und Eis zu machen. Und den Treibstoff für den Generator müssen sie von dem abzweigen, den man Ihnen für die Boote zuteilt?«
»Richtig.«
»Und der Preis für Fisch ist Monat für Monat ebenso wie die Treibstoffzuteilung heruntergegangen.«
»Auch richtig«, nickte Harry. »Nächsten Monat wird es wahrscheinlich nicht mehr genug Treibstoff für alle Boote und zum Eismachen geben. Wenn wir die Fische nicht so lange lagern können, bis die LKWs kommen, können wir ebenso gut aufgeben.«
»Und was ist mit dem Zeug, das Sie gehortet haben?«, fragte Mike vorsichtig.
Harry zuckte mit keiner Wimper. »Was für Zeug?«, fragte er.
Mike lachte und hob sein Handgelenk, so dass man das AID sehen konnte. »Mein AID hat die Satellitenaufzeichnungen für die Gegend hier über die letzten zwölf Monate analysiert. Danach halten Sie etwa zwanzig Prozent Ihrer Produktion zurück.«
Harry schnitt eine Grimasse und nickte dann. »Stimmt. Aber das wird weit verteilt. Das ist nicht … richtig verfügbar.«
»Dann sollten Sie es vielleicht verfügbar machen«, sagte Mike ruhig. Lebensmittel hamstern hatte sich zu einem echten Problem entwickelt, und immer mehr Leute reagierten auf die bevorstehende Invasion mit Panikmentalität.
Harry seufzte. »Wenn wir das tun würden, würden wir damit das Einzige verlieren, was die Arbeit hier noch lebenswert macht.« Er hielt inne, überlegte eine Weile. »Der Vorrat, den wir uns angelegt haben, besteht nicht nur aus Fisch. Da sind auch andere Dinge dabei, die leichter transportabel sind. Getrocknetes Muschelfleisch beispielsweise und Hummerschwänze. Muscheln. Solches Zeug.«
»Was machen Sie denn damit?«, fragte Mike.
»Hauptsächlich tauschen«, antwortete Harry und hob seine Kaffeetasse. »Es gibt kleine Händler, die überall auf den Inseln und bis hinauf zum Festland tätig sind. Muschelfleisch ist sehr haltbar. In Florida gibt es einen Markt dafür. Die Händler besorgen sich in Miami Sachen, die man beispielsweise in Kuba nicht kriegt, und bringen dafür Rum und Kaffee.«
»Oh«, machte Mike und nickte. Er war sich bewusst, dass die allgemeine Knappheit einen blühenden Schwarzmarkt ins Leben gerufen hatte, aber das hier war ja fast wie in den Pionierzeiten. Es klang nach einem Dreieckshandel.
»Einen Teil davon bekommen die Delphine«, fuhr Harry fort. »Sie sorgen zwar großteils für sich selbst, aber ein wenig Futter zweigen wir immer noch für sie ab. Und dann treiben wir auch mit dem Trader Handel, der hier durchkommt.« Wieder schnitt er eine Grimasse. »Der verdammte Dieb.«
»Ist es so schlimm?«, wollte Mike wissen.
»Die Hälfte von dem Zeug, das er führt, verkauft er nur zu Schwarzmarktpreisen. Er hat beispielsweise zwei Kartons mit Maismehl, aber offiziell nur einen. Und sobald der erste Karton verkauft ist, nimmt er für den zweiten Wucherpreise.«
»Verdammt«, sagte Mike, dessen ohnehin schon finstere Miene sich weiter verdüstert hatte. »So sollte das aber ganz sicher nicht laufen.«
»Wir haben nicht genug Treibstoff, um jede Woche oder auch nur jeden Monat nach Miami zu fahren. Also sind wir von dem einen ›offiziellen‹ Händler oder den freien Händlern abhängig. Aber die freien Händler sind ausschließlich Schwarzmarkt, und man weiß auch nie, was sie gerade haben.«
»Und jeden Monat gehen die Preise von dem Zeug in die Höhe, und die Fischpreise gehen herunter.« Mike nickte.
»Richtig«, sagte Harry im gleichen Tonfall. Er sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
Mike nickte nachdenklich. Letzte Nacht war ihm etwas durch den Kopf gegangen, das jetzt allmählich Gestalt annahm. »Hören Sie mal, Harry – was würde passieren, wenn Sie das Eishaus außer Betracht lassen?«
»Wie denn?«, fragte Harry. »Wir müssen das Aggregat laufen lassen, um die Fische kühl zu halten. Außerdem ist die Destille die einzig verlässliche Quelle für Süßwasser. Wir können das nicht einfach ›außer Betracht lassen‹.«
»Aber was wäre denn, wenn Sie den Treibstoff nicht für den Generator benutzen könnten?«, fragte Mike. »Was dann?«
»Na ja, nachgedacht haben wir natürlich darüber«, räumte Harry ein. »Wir haben an ein Windrad
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