Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Invasion 02 - Der Angriff

Invasion 02 - Der Angriff

Titel: Invasion 02 - Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
Vom Netzwerk:
immer größere Einheiten zu erlangen – und dabei ihre schriftlichen Arbeiten vernachlässigen. Ein Militär andererseits, dessen Ränge von Schreibtischtätern bevölkert sind, bläht sich auf und gerät außer Kontrolle, während die Bürokraten immer neue Strukturen entwickeln, in denen sie, und nur sie, das Sagen haben.
    Der bevorstehende Krieg mit den Posleen würde zugegebenermaßen Unmengen von Erbsenzählern erfordern. Aber nach übereinstimmender Ansicht von General Horner und General Taylor hatte die Personalpolitik der letzten Phase längst dafür gesorgt, dass es bereits auf jeder Ebene mehr als genug Bürokraten gab. Was jetzt gebraucht wurde, waren Führer und Krieger.
    Die erste »Ernte« war allerdings schon ein wenig … nun ja, angeschimmelt.

    »Weshalb hat man Sie geholt?«
    Der Mann, der die Frage stellte, war Anfang der siebzig, hoch gewachsen und durchtrainiert. Er hatte irgendwie das Gefühl, den Mann zu kennen, der ihm gegenübersaß, wusste aber nicht so recht, wo er das Gesicht hintun sollte.
    Der Befragte sog an dem Sauerstoffrohr, das in seiner Nase steckte, und keuchte eine Antwort. »Ich habe die Medal in Holland bekommen«, ächzte er. Damit löste er einen Hustenanfall aus, der schließlich in Gelächter überging. »Die werden ihren Spaß an mir haben!« Sein Lachen löste erneuten Husten aus, bis er blau im Gesicht anlief.
    »Stehen Sie das durch?«, fragte sein Gegenüber.
    »Aber sicher. Wenn dieses verdammte Zeremoniell nicht zu lange dauert. Wofür haben die Sie geholt? Ich kenne Sie nicht von den Treffen.« Letzteres klang anklagend. Die Gruppe bestand hauptsächlich aus ehemaligen Empfängern der Medal of Honor. Der ehemalige Fallschirmspringer kannte die Liste auswendig und konnte diejenigen, die auf ihr fehlten, mit sämtlichen Einsatzdaten und ihrem Todestag herunterbeten. Dafür erinnerte er sich nicht mehr so deutlich daran, was er zum Frühstück gegessen hatte. Aber gefallene Kameraden vergaß er nie.
    »Mich hat man nach dem Punktsystem ausgewählt«, erklärte der ehemalige Lieutenant Colonel. Er hatte nie daran gedacht, dass er jemals wieder das Grün der Army tragen würde, es war geradezu lächerlich. Wenn er es sich richtig überlegte, gab es wahrscheinlich in dieser fünfeckigen Klapsmühle mehr Leute, die ihn am liebsten abgeschrieben hätten, als auf der restlichen Welt. Wenn die es je schafften, ihren Kram in Ordnung zu kriegen, war er so gut wie tot.
    Der alte Mann mit dem Sauerstoffröhrchen in der Nase gab einen Grunzlaut von sich und lauschte wieder dem tiefen Dröhnen. Er glaubte zu wissen, mit wem er es zu tun hatte, aber dann wurde ihm bewusst, dass der Schwarze ihm gegenüber die Zügel in der Hand hatte. Unglaublich, was aus der Welt geworden war.
    »Was soll der Lärm?«, fragte der Fallschirmspringer aus dem Zweiten Weltkrieg und fing erneut zu husten an. Er schüttelte die Flasche, damit sie ihm genügend Sauerstoff liefern sollte, aber das half nichts.
    Sein Befrager lachte nur.
    »Abschließend«, sagte General Taylor, »will ich ein paar Worte dazu sagen, wo man Sie vermutlich einsetzen wird. Die meisten von ihnen denken, ›Ach was, ich hab die Medal‹. Die wagen es nicht, mich an einem Ort einzusetzen, wo ich ins Gras beißen könnte. Dazu kann ich nur sagen – tut mir schrecklich Leid. Die Lage ist wirklich beschissen. Ich kann es mir nicht leisten, echte Soldaten auf Schreibtischposten in der Etappe zu schicken, oder auf Tour, damit die Leute Kriegsanleihen zeichnen. Sie können damit rechnen, dass man Sie bei der Line einsetzt und Sie von einer Front zur anderen schickt, überallhin, wo Not am Mann ist. Sie werden so etwas wie die Speerspitze sein, die Männer, die man in die Bresche schickt.
    Damit das klar ist, die meisten von ihnen haben immer wieder Mist gebaut, anders hätten sie das Lametta nicht bekommen, das sie jetzt auf ihrer Brust herumtragen.«
    Diese letzte Bemerkung löste bei den etwa zweihundert Versammelten meckerndes Gelächter aus. »Wenn ich dort sein müsste, könnte ich mir keine bessere Gruppe vorstellen, die ich neben oder hinter mir haben möchte. Das ist also das Mindeste, was ich für meine Soldaten tun kann.
    Im Augenblick«, schloss er, »läuft bei den Bodentruppen und überall in Amerika eine ganze Menge schief. Unsere Aufgabe ist es, das in Ordnung zu bringen. Und genau das werden wir tun.«

27
    No-Name-Key, Florida,
    United States of America, Sol III

    2022 EDT, 3. Oktober 2009

    Mit theatralischerer

Weitere Kostenlose Bücher