Invasion 02 - Der Angriff
ja?«
»Das werden wir«, sagte Sharon.
»Und lasst von euch hören«, fügte Karen hinzu und lächelte. »Herman möchte über eure großen Abenteuer auf dem Laufenden bleiben.«
»Okay«, strahlte Cally und drückte die Frau an sich. »Ich schreib ihm ganz bestimmt.«
»Also«, machte John, »ich halt nicht viel von schlabberigen Abschiedsszenen, und außerdem muss ich aufpassen, dass ich die Flut erwische.« Er drückte Sharon und Cally an sich und winkte Mike zu. »Grüßen Sie diesen hässlichen Mistkerl Kidd von Poison.«
»Wird gemacht«, versprach Mike.
»Und sagen Sie Taylor, er soll mir den Buckel runterrutschen.«
»Okay.«
»Und immer die Beine schön zusammenhalten, Schlange«, schloss er und ging zum Landungssteg. Dort musste er erst einmal nach zwei fehlenden Mitgliedern seiner Mannschaft herumbrüllen. Als er dabei ein stechendes Gefühl im Kopf verspürte, das ihn an zu viel ›weißen Blitz‹ vom vergangenen Abend erinnerte, überlegte er es sich anders, hüpfte in das Schlauchboot, band es los und ruderte zur Hafenmündung hinüber.
Als er die Öffnung erreichte, kamen die beiden nur zur Hälfte bekleideten Zeitgenossen dicht gefolgt von zwei schimpfenden Frauen aus einem der verlassenen Bungalows und rannten zum Ufer hinunter, auf das sich entfernende Ruderboot zu.
»Was haben die beiden Frauen gesagt, Mom?«, fragte Cally unschuldig.
»›Bis später, Honey‹, denke ich«, antwortete Sharon und schob sie auf den Rücksitz.
»Oh«, machte Cally, »weißt du, es hat mehr wie ›Und was ist mit unserem Geld?‹ geklungen.«
Mike lachte und schüttelte Harry die Hand. »Danke, dass wir hier wohnen durften.«
»War mir ein Vergnügen«, antwortete Harry. »Wiedersehen.«
Mike nickte, lächelte und stieg dann in den Tahoe. Er drehte sich zu Sharon hinüber und zuckte die Achseln. »Bereit zu einer langen, anstrengenden Fahrt?«
»Sicher. Aber diesmal lassen wir meine Eltern links liegen.«
»Soll mir recht sein. Wenn wir über Mayport fahren, kriegst du dort vielleicht sogar einen Shuttle. Dann fahren Cally und ich zu Dad zurück. Ich kann in Atlanta oder Greenville ein Shuttle nehmen.«
»Okay«, antwortete sie mit einem traurigen Lächeln. »Und eine letzte Nacht?«
»Yeah«, antwortete er. »Eine letzte Nacht. Bis zum nächsten Mal.«
Sharon nickte. Natürlich würde es ein nächstes Mal geben. Diesmal hatten sich höchste Stellen einschalten müssen, um sie beide loszureißen. Und sie hatten beide mit Kampfhandlungen zu rechnen; trotzdem würde es ein nächstes Mal geben. Mike legte den Gang ein, und sie rollten, jeder mit den gleichen Gedanken beschäftigt, von dem Parkplatz, den mit zerstampften Muscheln belegten Weg hinunter.
29
Geo-synchroner Orbit, Sol III
1444 EDT, 9. Oktober 2009
»Geh zur Flotte und sieh dir die Welt an, was, Takagi?«, sinnierte Lieutenant Mike Stinson zum wohl hundertsten Mal und sah durch die klare Plastikscheibe seiner Jägerkanzel auf die Sternenfülle hinaus.
»Ja, mein Freund. Zumindest in dem Punkt haben die Werber nicht gelogen.«
Captain Takao Takagi galt als der beste Pilot der japanischen Selbstverteidigungskräfte, als er die Chance wahrnahm, in die Jägertruppe von Fleet Strike einzutreten. Er gab sich hinsichtlich der Situation, in der sie sich befanden, keinen Illusionen hin: ohne Dreadnoughts, mit denen man den Battleglobes der Posleen beikommen konnte, würden die Raumjäger nur an der Oberfläche herumstochern können. Vermutlich würden die Weltraumwaffen der Posleen die wenigen zur Verfügung stehenden Jäger einfach vom Himmel fegen. Ihm war bewusst, dass seine Chancen, jemals die schneebedeckten Bergkuppen von Honshu wieder zu sehen, äußerst bescheiden bis nicht existent waren. Aber ebenso begriff er auch das uralte Mantra des japanischen Kriegers, die Worte, die jeder japanische Soldat tief im Herzen trägt, gleichgültig welcher Waffengattung er angehört: Pflicht wiegt schwerer als Berge, der Tod leichter als eine Feder.
Irgendjemand musste den Posleen entgegentreten, ehe sie auf der Erde landeten. Und bis der Flotte genügend schweres Gerät zur Verfügung stand, bedeutete das eine zusammengewürfelte Schar aus umgebauten Föderationsfregatten und den wenigen Raumjägern, die vom Fließband kamen. Wenn das Eintreffen der Posleen sein Tag zum Sterben war, dann mochte das eben so sein, solange er nur ein paar von ihnen zu seinen Ahnen mitnehmen konnte.
Und der Gedanke daran tat nicht einmal weh.
Die ersten drei
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