Invasion 02 - Der Angriff
Leitungen zu reparieren? Oder vielleicht die, die die Preise so niedrig festsetzt, dass keiner auch nur einen müden Cent beiseite legen kann, oder wenn er das doch tut, ihn besteuert, bis nichts mehr übrig ist?«
Harry hob beide Hände, um jeden weiteren Disput abzuwürgen. »Nein, Schluss damit!«, tönte er. »Heute Abend haben wir Elektrizität, niemand ist krank, die Blutegel sind weg und es gibt genug zu essen. Welche Brücke wir verbrennen, darüber sollten wir uns morgen den Kopf zerbrechen.«
John nickte. »Amen, Mann. Du hast Recht.« Er sah Karen an und grinste schief. »Tut mir Leid, Mädchen. Mich darfst du nicht ernst nehmen. Ich bin besoffen.«
»Und stoned auch.« Sie lachte, hob den glimmenden Joint auf und nahm selbst einen Zug. »Verdammt«, sagte sie und hustete, »kein Wunder, dass du stoned bist.«
John lachte auch und hob sein Glas mit Rum. »Ich rauche nur den besten Stoff! In Kuba macht man nicht nur gute Zigarren!«
»Weil wir gerade von Zigarren reden«, sagte Mike, sichtlich erfreut, das Thema wechseln zu können, »was nehmen Sie denn für ein paar Kistchen Zigarren und Rum?«
John überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Ich hab gelernt, dass ich keine Geschäfte mache, wenn ich besoffen bin«, lachte er. »Aber hol’s der Teufel. Wie viel von diesem weißen Gesöff haben Sie denn?«
»Zwei Kisten Alkohol, weißes Teufelszeug und Muskadin Brandy in Literflaschen. Und ein paar Kisten Bier habe ich auch. Und dann noch geräucherten Wildschweinschinken in Dosen. Ich habe auch einen 5-Gallonen-Kanister Benzin. Das Benzin können Sie haben, aber den Kanister will ich wieder zurück.«
Honest John nickte. »Na ja, dafür gebe ich Ihnen eine Kiste Panatelas«, erklärte er.
Mikes üblicherweise finsterer Gesichtsausdruck wandelte sich zu einem Lächeln. »Jetzt weiß ich, warum die Sie ›Honest John‹ nennen.«
»Mike«, sagte Sharon mit einem strahlenden Lächeln, »überlass mir das Feilschen.«
»Oh, oh«, sagte John und setzte den Joint ab. »Das klingt aber gar nicht gut.«
»Habe ich schon erzählt, dass ich sechs Monate Beschaffungsoffizier war?«, fragte sie, ließ die Fingerknöchel schnappen und beugte sich vor. »So, und jetzt frage ich mich, ob die örtlichen Behörden eigentlich über Ihre Ladung hinreichend gut informiert sind …«
28
No-Name-Key, Florida,
United States of America, Sol III
0832 EDT, 5. Oktober 2009
Mike stellte vorsichtig die letzte Kiste handgerollter Imperiais auf den Stapel. Die Zigarren waren in 50er-Bündeln mit Schnur zusammengebunden, jeweils ein Dutzend solcher Bündel füllte eine Kiste. Der Stapel aus Zigarrenkisten und Rumfässchen passte schlecht in den Laderaum des Offroaders.
Honest John rieb sich das Gesicht und grinste. »Herrgott, eigentlich müsste ich wissen, dass man nicht feilschen soll, wenn man besoffen ist.«
»Und auch nie mit ihr Poker spielen«, riet Mike. »Sharon nimmt Sie sonst aus wie eine Weihnachtsgans.«
»Das hat sie bereits«, beklagte sich der Händler.
»Ach, Unsinn«, wandte Karen ein. »Du weißt ganz genau, dass sich dieses mit Schnaps getränkte Wildbret in Havanna glänzend verkaufen wird. Ganz zu schweigen von dem Brandy. Du wirst dick verdienen.«
Der Händler schnaubte darauf bloß, lächelte dann aber. »War schön hier«, sagte er zu Mike und Sharon. »Passt auf, dass euch nichts passiert, Leute. Und baut mir keinen Unfall.«
Mike wandte sich von seinem Fahrzeug ab, auf dem er gerade den leeren Benzinkanister festgeschnallt hatte, und sah den Händler mit finsterer Miene an. »Wie war das gleich? Welche Rangstufe haben Sie bekleidet?«, fragte er.
»Petty Officer dritter Klasse«, antwortete John. Er lächelte und tastete über die Taschen seines blumengemusterten Hemds, bis er schließlich eine Panatela und Streichhölzer fand. »Warum?«
»Mhm«, machte Mike. »Und sagten Sie nicht, dass die Ihnen gerade einen Einberufungsbefehl geschickt haben?«
»So vor zwei Wochen, denke ich«, nickte John, plötzlich vorsichtig geworden. »Warum?«
»Oh«, machte Mike und lächelte, »bloß so. Die meisten Einberufungsbefehle sind letztes Jahr rausgegangen. Ich wüsste bloß eine Gruppe, die man in den letzten paar Monaten zurückgerufen hat.«
»Wovon redet ihr beiden eigentlich?«, fragte Sharon mit gerunzelter Stirn.
»Nichts«, sagte Mike und schloss die Rückwand des Tahoe.
»Leute«, sagte Harry und nahm Sharon in die Arme und drückte sie. »Passt gut auf euch auf,
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