Invasion 02 - Der Angriff
gerade noch erträglich. Im Falle von Takao Takagi war das ein Augenblick, den er sein ganzes Leben lang nicht vergessen würde. Als der kurzzeitige Schock vorüber war, feuerte er eine Salve Antimaterie-»Lanzen« ab. Die kleinen »brillant strahlenden« Waffen hatten etwa die Größe eines konventionellen AMRAAM mit Hypergeschwindigkeitsantrieb und einer Eindringhilfe, die sicherstellen sollte, dass sie Posleen-Panzerung durchschlugen. Antimateriesprengköpfe der Klasse Vier sollten imstande sein, ein Landungsschiff zu zerstören oder zumindest schwer zu beschädigen. Dass sein AID ohne ausdrückliche Weisung Warnungen absetzen würde, wusste er, also sparte er sich das.
Der Battleglobe unmittelbar vor ihm war der einzige, um den er sich kümmern konnte, er hörte aber verstreute Berichte, dass man noch weitere gesichtet hatte. Das Posleenschiff flog auf einem von der Erde weg führenden Vektor, war aber bereits dabei, bedächtig in den Orbit zurück zu manövrieren.
Das Ding war so gigantisch groß; man konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass das ein Schiff war. Tagakis Jäger, der immerhin etwa die Größe eines Bombers aus dem Zweiten Weltkrieg hatte, wirkte im Vergleich dazu wie eine Mücke, die ein Haus angreift; die schwarze Kugel durchmaß mehrere Kilometer. Während sein Jäger selbsttätig zahllose Ausweichmanöver vollführte, die ihn trotz der Gurte auf seinem Sitz hin und her schleuderten, hatte es den Anschein, als wäre jede einzelne dieser Waffen auf ihn gerichtet.
Der gigantische schwarze Globus bestand aus Tausenden einzelner Schiffe. Er konzentrierte sich nicht auf die belanglose Mücke, die außen auf ihm herumpickte, sondern schleuderte nach allen Richtungen Geschosse, Plasma und Laserstrahlen. Während die Posleen in Richtung Erde fielen, schienen sie alles in ihrer Umgebung zerstören zu wollen. Ob das nun ziellose Gewalttätigkeit oder kalkulierte Abschreckung war, es entging jedenfalls nichts ihrer Wut. Satelliten flackerten auf und starben, verbrannten wie Motten in einer Flamme, als Plasmazungen oder Laserstrahlen ihre zerbrechlichen Skelette berührten. Die immer noch im Bau befindliche internationale Raumstation, ein mutiges Gemeinschaftsprojekt, das zugunsten dringlicherer Pläne und echter Tiefraumarbeit zurückgestellt worden war, wurde zum Ziel eines Antimateriegeschosses. Winzige Brocken Weltraumschrott, Teile von Satelliten, die seit den sechziger Jahren im Orbit nichts anderes getan hatten, als im Wege zu sein, wurden aus dem Weltraum gefegt, als die extraterrestrischen Monster über die Erde herfielen.
Leichte kinetische Energiewaffen wurden auf den Planeten abgeworfen, entweder um mögliche Abwehrstellungen auszuschalten, vielleicht aber auch nur, weil ein Gottkönig sich eine eindrucksvolle Explosion wünschte. Dutzende der kleinen, cleveren Eintrittsfahrzeuge fielen durch die Atmosphäre und beschossen Städte und Militärstützpunkte überall auf der Erde. Vier von ihnen wählten aus unerfindlichem Grund die Pyramiden vor Kairo als Ziel, ein halbes Dutzend andere nahm sich verlassene Gebiete im zentralamerikanischen Dschungel vor. Die Detonationen – jede von der Größenordnung einer 10-Kilotonnen-Atombombe – waren aus Weltraumsicht winzige, weiße Nadelstiche auf der Planetenoberfläche.
Nach einem Zeitraum, der ihm wie Tage vorkam, aber in Wirklichkeit nur Stunden gedauert hatte, hatte Takao all seine Lanzen verschossen und musste sich jetzt darauf beschränken, die mächtige Kugel mit seinen zwei Terawatt-Lasern zu beschießen. Der Globus fing jetzt an auseinander zu brechen, setzte die verwundbareren Landungsschiffe und die wesentlich wichtigeren Kommando-Dodekaeder seinem Feuer aus, während er der Erdatmosphäre immer näher rückte.
Obwohl er jetzt eher hätte Schaden anrichten können, musste Takao den Angriff abrechnen. Space Falcons waren genau das, was ihr Name sagte: Weltraumfalken. Sie waren nur aerodynamisch gebaut und besaßen keinen Hitzeschild, würden also zu Asche verbrennen, wenn sie in Gefechtsgeschwindigkeit in die Atmosphäre eindrangen.
Zutiefst beschämt darüber, das Unvermeidbare nicht aufhalten zu können, kehrte der Pilot zum Mondstützpunkt Luna Farbase zurück und beobachtete auf dem Monitor seiner Heckkamera, wie die schwarze Kugel in einen Todesschwarm auseinander brach, der sich dem Pazifik und den Inseln seiner geliebten Heimat entgegensenkte.
30
Pentagon, Virginia,
United States of America, Sol III
1749 EDT, 9. Oktober
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