Invasion 02 - Der Angriff
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Das war kein betresster General, der kam,
nur ein Mann in Khaki, der mit Männern etwas umgehn konnte,
auf dem Bettzeug-Zettel stand nur Sergeant Dingsbums.
»Pharao und der Sergeant«
»Mein Name ist Sergeant Major Jake Mosovich.« Die Deckenbeleuchtung spiegelte sich in der silbernen Plakette an seinem grünen Barett.
Jake fand die Umgebung, in der er sich befand, in hohem Maße unpassend. Aber die Empfangshalle der First American All Episcopal United African Church war gerammelt voll, es wimmelte dort förmlich von sehr alten und sehr jungen Männern und Frauen. Und alle drängten sich um Tische, auf denen kunterbunt Waffen, Haushaltsgeräte und aller mögliche Kram verteilt war. Das neue Special Forces-Team mit ein paar alten Gesichtern hatte sich im Raum verteilt und hielt sich bereit auszubilden oder sich einzuschalten, je nach dem, was sich als notwendig erweisen sollte. Ungewöhnlich war, dass es in dem Saal überhaupt keine jungen Männer gab. Praktisch jeder für den Militärdienst einsatzfähige Mann in den Vereinigten Staaten war bereits eingezogen worden, und falls es unter den Teenagern von Atlanta welche gab, die sich dem Militärdienst entzogen hatten, würden diese ganz bestimmt nicht bei einem Seminar der Special Forces auftauchen, in dem lokale Verteidigung geübt werden sollte. Auch dann nicht, wenn eine warme Mahlzeit angeboten wurde – selbst an einem so kalten Tag wie diesem.
»Ich gehöre seit fünfundzwanzig Jahren den Special Forces der US Army an. Man nennt uns die Green Berets. Wir sind eine von den Spezialeinheiten, die Sie jahrelang mit Ihren Steuergeldern finanziert haben, und jetzt kriegen Sie davon etwas zurück.« Wie üblich lachten an dem Punkt ein paar seiner Zuhörer.
»Die Special Forces sind dafür zuständig, ortsansässige Streitkräfte in irregulären Taktiken auszubilden. Das läuft darauf hinaus, dass man uns in fremde Länder schickt, um den Vereinigten Staaten freundlich gesinnte Guerillas beizubringen, wie man im Guerilla-Geschäft noch besser wird. Offiziell haben wir diesen Auftrag nie ausgeführt.« Er lächelte grimmig, und wieder lachten ein paar. Einige von ihnen hatten kapiert.
»Aber dazu hat man uns ausgebildet. Und Guerillas haben im Allgemeinen keinen Zugang zu regulären Waffen oder regulärem Kriegsgerät. Sie müssen mit dem klarkommen, was es gibt. Und Guerillas haben auch keine umfangreichen Versorgungssysteme, den ›Schwanz‹, wie wir Typen vom Militär das nennen.«
Sein Gesicht verfinsterte sich. Das und seine Narben ließen ihn wie ein Wesen aus einem Albtraum aussehen. »Wir wissen alle, was auf uns zukommt«, sagte er und wies zur Decke – und damit sinngemäß in den Weltraum. »Und wir wissen auch alle, dass die Flotte noch nicht bereit sein wird, wenn die Posleen zuschlagen. Die brauchen endlos lange, um die Schiffe zu bauen. Und solange nicht alle fertig sind, würde es uns gar nichts einbringen, die wenigen, die hier tatsächlich fertig sind, in den Kampf zu schicken. Das würde nämlich die Verteidigungsplanung um Jahre zurückwerfen.
Und die Politiker haben auch endlich zugegeben, dass wir keine große Chance haben, die Küstenebenen zu verteidigen.« Er verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln über diese schlichte Formulierung. »Falls unter Ihnen jemand ist, der das noch nicht gehört hat – wenn ich hier von Küstenebenen spreche, schließt das auch Atlanta ein. Und Washington und Los Angeles sowie Baltimore und Philadelphia und so ziemlich jede andere größere Stadt in Amerika.« Sergeant Major Mosovich teilte diese Meinung nicht ganz und fragte sich, wer eigentlich nicht der Meinung war, dass das politischer Selbstmord war. Aber die Entscheidung war gefallen.
Wieder schüttelte er den Kopf. »Und ich weiß auch, dass die meisten nicht weggehen werden.« Er sah sich im Saal um, ließ den Blick über die Gesichter der Menschen schweifen. Alte Frauen und Männer, Jungen und Mädchen. Ein paar wenige Frauen zwischen zwanzig und fünfzig. Zwei Männer in derselben Altersgruppe, einer, dem beide Beine fehlten, der andere offensichtlich mit Schüttellähmung. »Zumindest nicht, bis die Invasion begonnen hat. Ich habe mehr Kriege gesehen als die meisten von Ihnen Kinofilme, deshalb sage ich Ihnen: Da haut nie einer vor dem letzten Augenblick ab. Und dann fangen plötzlich alle wie verrückt zu rennen an. Irgendeiner bleibt da immer zurück oder wird vergessen. Es gibt immer einen ganz hinten in der Reihe.« Wieder
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