Invasion 02 - Der Angriff
schüttelte er den Kopf, und sein Gesicht war jetzt grau und finster.
»Und deshalb sind wir jetzt hier und wollen Ihnen so gut wie möglich beibringen, wie man hinter den feindlichen Linien überlebt. Wie man lebt und kämpft, ohne dass einem einer hilft, und das ohne reguläre Waffen. Wir hoffen, dass Ihnen das wenigstens einen kleinen Vorteil verschafft, wenn Sie dann mit dem Rücken zur Wand stehen. Vielleicht wird es das, vielleicht auch nicht.« Er tippte sich auf die Brust, die eine Uniformbluse in Tarnfarben bedeckte, und sah ein kleines Mädchen in einer der vorderen Reihen an. »Das steckt hier drinnen. Und dann werden wir Ihnen beibringen, wie man mit regulärem Gerät möglichst viel Unheil anrichten kann, für den Fall nämlich, dass Sie an reguläres Gerät herankommen«, fuhr er fort und nahm wieder Haltung an.
»Lassen Sie mich Folgendes sagen. Ich hoffe, ich muss das nicht, aber wir haben ausdrücklichen Befehl – was wir Ihnen beibringen ist, wenn kein Krieg ist, absolut und strengstens verboten. Pastor Williams hat uns dankenswerterweise für fünf Tage die First American Church zur Verfügung gestellt, und wenn wir hier fertig sind, dann wissen Sie, wie man Waffen herstellt, im Vergleich zu denen die Sache in Oklahoma City wie ein Knallfrosch aussieht. Aber so wahr mir Gott helfe – und das ist ein heiliger Eid vor dem Herrn –, wenn auch nur ein Einziger von Ihnen das gegen einen anderen amerikanischen Bürger einsetzt, dann werde ich ihn jagen und zur Strecke bringen, und wenn ich den Rest meines Lebens darauf verwenden muss.« Er sah sich im Saal um, und sein Narbengesicht sah aus wie aus Granit gemeißelt.
»Sie werden das, was ich Ihnen beibringe, nicht gegen Ihre Mitmenschen einsetzen. Sie müssen das jetzt schwören, bei Gott dem Herrn, ehe ich mit der ersten Lektion anfange. Wollen Sie das schwören?«
Zustimmendes Murmeln ertönte. Er fand, dass das ausreichte. Der Pastor schien seine Herde zu kennen, und die meisten der Anwesenden stammten aus seiner Gemeinde.
Die Ausbildung hatte eine doppelte Zielsetzung. Man rechnete nicht damit – und das würde er den Leuten hier im Laufe der nächsten paar Tage immer wieder einhämmern –, dass diese Leute imstande sein würden, das Land, auf dem sie lebten, zu halten. Man hatte bereits mit dem Bau unterirdischer Notunterkünfte begonnen, in denen der größte Teil der Flüchtlinge unterkommen konnte. Aber wie er gesagt hatte, lag es in der menschlichen Natur, erst dann wegzugehen, wenn es zu spät war. Er würde ihnen ein paar Tricks beibringen, die einige wenige von diesen Bürgern vielleicht gegen den Feind einsetzen würden, und außerdem würden sie gemeinsam mit dem Pastor Einheimische auswählen, die die Evakuierungsmaßnahmen koordinieren sollten. Die Evakuierungskoordinatoren würden eine halb offizielle Stellung bekleiden, ähnlich etwa den Luftschutzwarten im Zweiten Weltkrieg. Falls es zu einer Landung der Posleen kam, würden sie ihren Nachbarn den Weg zu den für sie zweckmäßigsten Evakuierungsrouten weisen und wenn nötig die örtliche Verteidigung organisieren.
Statistisch gesehen stand es fest, dass einige dieser Leute, die sie hier ausbildeten, hinter den Linien der Posleen zurückbleiben würden. Und wenn man es ganz nüchtern betrachtete, war es in diesem bedauerlichen Fall um so besser, je mehr Posleen sie mit in den Tod nehmen konnten. Vietnam hatte die Amerikaner gelehrt, dass selbst ein Baby eine Mine vergraben kann, wenn man es nur richtig ausbildet. Und diese Leute hier würden so gut ausgebildet werden, wie Mosovich das in fünf kurzen Tagen nur gerade konnte.
»Wir fangen heute mit der Waffen-Grundausbildung an. Ich weiß, dass viele von Ihnen schlechte Erfahrungen mit Schusswaffen gemacht haben. Bis zu dem Augenblick, wo sämtliche Gangs einberufen worden waren, war diese Gegend praktisch abgeschrieben. Ich weiß, dass da ständig Kugeln herumflogen und dass einige schreckliche Dinge geschehen sind. Nun, wir werden Ihnen beibringen, wie man richtig mit Waffen umgeht und wie man sie wirksam einsetzt. Ich garantiere Ihnen, dass dann die Kugeln alle in die richtige Richtung schwirren werden.
Die Polizeibehörde richtet einen Schießplatz für das Viertel hier ein, und der wird den ganzen Tag über besetzt sein. Ich empfehle Ihnen allen dort hinzugehen und zu schießen. Die Ausbildungsmunition kostet nichts, und es werden Standardwaffen zur Verfügung gestellt. Sie dürfen sie nur nicht mit nach Hause nehmen!
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