Invasion 02 - Der Angriff
der Kommandeur die Zeit, der Kompanie beim Eingraben zuzusehen. Zumindest galt das für die paar Angehörigen des Zweiten Platoon, die in Sichtweite waren. Der Befehl war klar und eindeutig gewesen und wurde auch von niemandem in Zweifel gezogen. Zwei Mann Kampfstellungen, überlappendes Schussfeld, M-60E-Maschinengewehrstellungen mit extra Deckung, Sandsäcke davor, alles nach Reglement. Mit Ausnahme einiger weniger Kleinigkeiten, die in die Zuständigkeit des Kompaniechefs fielen.
»Wie läuft’s denn?«, fragte er den First Sergeant. Der Mann war zu seiner Einheit versetzt worden, ein Hüne mit mächtigem Bierbauch, der noch vor ein paar Jahren Anlass genug gewesen wäre, ihn aus der Army zu entlassen. Der Kompaniechef hätte darüber ohne weiteres hinwegsehen können – schließlich funktionierten Armeen seit undenklichen Zeiten, ohne dass berufsmäßige Langstreckenläufer die Norm darstellten –, wenn er ein kompetenter Sergeant gewesen wäre. Unglücklicherweise war er das nicht. Der First Sergeant war ein netter, stiller Einfaltspinsel, der den Aufstieg zu seiner gegenwärtigen Rangstufe einer Reihe von Vorgesetzten zu verdanken hatte, denen es genügte, einen netten, ruhigen Einfaltspinsel als Sergeant zu haben. Wie das in der Prä-Posleen-Armee passiert war, wusste Captain Brantley nicht. Die Armee, von der er sich vor zehn Jahren verabschiedet hatte, pflegte im Allgemeinen Material dieser Art etwa auf der Stufe eines Staff Sergeant auszusondern.
»Äh, okay, Sir«, sagte der First Sergeant mit einer schlampigen Ehrenbezeigung. Er zog die Bluse seines Kampfanzugs herunter, um die Falten zu glätten, und versuchte seinen Waffengurt festzuschnallen, womit er freilich seinen Bierbauch nur noch deutlicher zur Geltung brachte. »Äh, das Erste Platoon hat jetzt die Mehrzahl seiner Leute, aber vom Dritten haben wir immer noch nichts gehört. Und von der Bravo-Kompanie haben wir bisher noch keine Spur entdeckt, deshalb hat die Zweite niemanden auf der linken Seite.«
»Ist ja großartig. Na schön, die Mörser sind endlich in Stellung und stehen bereit, aber sie haben nur zwei Geschütze. Sind die Positionen schon bekannt? Und wissen wir etwas über warmes Essen?«
»Also drüben beim Ersten Platoon sind wir noch nicht so weit wie hier. Und den XO kriege ich nicht ans Telefon, also weiß ich nicht, wie es mit Essen steht.«
Captain Brantley unterdrückte ein Seufzen. Er erinnerte sich an den First Sergeant, den er während seiner letzten Dienstperiode in der Kompanie gehabt hatte. Ein Unteroffiziersdienstgrad, der als einer der letzten noch in Vietnam gedient hatte und der eine Feldküche aufspüren konnte, ganz gleich, wie sehr sie »verloren« gegangen war, und der, wenn er sie wider Erwarten doch mal nicht fand, einfach Pizza liefern ließ. Per Helikopter, wenn notwendig. Seit den Zeiten Wellingtons mindestens, wenn nicht seit Gustav Adolf, hatte es nie Zweifel darüber gegeben, dass eine ordentliche Mahlzeit vor einer Schlacht von äußerster Wichtigkeit war. Brantley war nicht gerade erbaut davon, mit zwei Dritteln seiner Kompanie, mit niemandem an seiner linken Flanke und mit Soldaten ohne warme Mahlzeit im Bauch in die Schlacht ziehen zu müssen.
»Okay, nehmen Sie meinen Humvee. Oben an der Interstate ist ein McDonald’s. Holen Sie einhundertzwanzig Hamburger und dreißig Cheeseburger.« Er zog die Brieftasche heraus und reichte dem First Sergeant Geld für den Einkauf. »Wenn die damit einverstanden sind, versuchen Sie ihnen einen Voucher für das Essen zu geben. Wenn sie geschlossen haben, holen Sie das Material für das Essen aus dem Gebäude. Nehmen Sie Specialist Forrier mit.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Funkoffizier, der auf der Rampe des Bradley saß. Der Junge hatte schon genügend Ärger hinter sich, so dass es ihm wahrscheinlich großen Spaß machen würde, mit höchster Erlaubnis ein wenig Abwechslung zu kriegen.
»Wenn Sie dort nichts Warmes zu essen finden, dann suchen Sie weiter, bis Sie einen Lebensmittelladen oder ein Restaurant oder dergleichen gefunden haben. Klar?«
»Yes, Sir.« Der First Sergeant sah ihn mit traurigen Augen an. »Ich will Sie nicht allein lassen, Captain. Wir wissen nicht, wann die Posleen hier auftauchen.«
»Dann sorgen Sie eben dafür, dass Sie mit was Ordentlichem zu futtern hier sind, ehe die kommen. Und achten Sie darauf, dass die Funkverbindung nicht abreißt. Ich möchte Sie erreichen können, wenn ich Sie hier brauche.«
»Yes,
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