Invasion 02 - Der Angriff
hinter den ausgelöschten Kompanien blieben ebenfalls stehen – geschockt und entsetzt von dem Anblick, der sich ihnen bot –, aber nur einen Augenblick lang. Dann begannen sie, während andere Einheiten bereits um die organische Straßensperre herumströmten, die Toten einzusammeln und sie zur Verarbeitung zu den nächstgelegenen Landungsfahrzeugen zu schleppen.
Die Kompanien an der Spitze nahmen ihren Kanter wieder auf und versuchten quer durch das unter Artilleriebeschuss liegende Gebiet zum Feind vorzurücken, aber diesmal sollte ihnen das nicht gelingen. General Keeton und sein Stab hatten die Zeit, die die Posleen mit Fredericksburg vergeudet hatten, gut genutzt. Der größte Teil der Divisionsartillerie und sämtliche mobilen Artillerieeinheiten des Korps waren vorgezogen worden, um die Hinterhalte zu unterstützen, während auf dem Libby Hill und dem Mosby Hill die Schutzwälle vorbereitet wurden. Über hundert 150-mm-Geschütze feuerten in einen Bereich, der nur hundert Meter breit und fünfhundert Meter tief war.
Das exakte Feuer der Bradleys und der massierten Artillerie löschte die Posleen-Kompanien binnen Sekunden aus, noch ehe sie sich den Kundschaftern der Kavallerie auf fünfhundert Meter genähert hatten.
Die Kavallerie hatte das Gemetzel nicht völlig heil überstanden. Die Plasmakanone des westlichen Gottkönigs hatte zwei Bradleys vernichtet und ein Glückstreffer des massierten HVM-Feuers einen weiteren. Aber dafür hatten das verstärkte Platoon, die Artillerie und die im Hinterhalt versteckten Soldaten in weniger als fünf Minuten über siebentausend Posleen vernichtet. Die zerstörten Panzer wurden sofort durch Fahrzeuge aus der Reserve ersetzt, während die Sanitäter bereits um die Verwundeten bemüht waren.
Ein Posleen braucht etwa drei Minuten, um einen Kilometer zu galoppieren. Der vordere Rand des Hinterhalts befand sich eineinhalb Kilometer vor der Kavallerieeinheit, während die überlebenden Posleen-Verbände einen weiteren halben Kilometer zurück lagen. Der Kommandeur der Kavalleriekompanie ließ das Artilleriefeuer ein Stück nach außen verlegen, als die nachfolgenden Posleen-Kompanien zum Angriff ansetzten.
Die ersten fünfhundert Meter rutschten und schlitterten die Zentauren in dem mit Blut und Eingeweideresten ihrer toten Kameraden bedeckten Boden und kamen daher nur sehr langsam vorwärts, hielten sich also länger in der Feuerzone auf. Doch binnen weniger Minuten hatten die Posleen-Verbände die eigentliche Interstate erreicht und preschten jetzt nach vorn, auf die Kavallerieeinheit zu.
Trotz des langen Galopps und des massierten Artilleriefeuers war offenkundig, dass die Flut von Posleen am Ende durchbrechen würde. Während die Elemente an der Spitze nach vorn strebten – wobei sie dahinschmolzen wie ein Stück Zucker im Wasser –, drängten weitere Einheiten vor. Es war ein endloser Strom von Zentauren.
Der Kompaniechef beorderte seine Reserve an die Front und setzte zum Rückzug an, als die Bradleys und die Artillerie ihren Granatenhagel auf die Posleen absetzten.
Mueller warf unterdessen einen letzten Blick auf die vorstürmende Zentaurenarmee und entschied, dass dies jetzt eine Art von Kampf war, für die die Kavallerie besser geeignet war. Er nahm das Zielbrett – wie die Posleen, so huldigte auch er der Doktrin, Kampf dem Verderb – und eilte dann im Laufschritt zu dem wartenden Humvee. Der Fahrer seufzte erleichtert und setzte das Fahrzeug in Bewegung, kaum dass Mueller an Bord war.
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Richmond, Virginia,
United States of America, Sol III
1125 EDT, 10. Oktober 2009
»Das läuft gut«, sagte Colonel Abrahamson, ohne dabei die Reihe von Bildschirmen aus dem Auge zu lassen, die im großen Konferenzsaal der R.J. Reynolds Corporation aufgebaut waren.
Da fragwürdig war, ob das Nordufer des James River zu halten war, hatte das Korpskommando seinen Standort auf die Südseite des Flusses verlegt, wo die Firma Reynolds großzügigerweise die Nutzung ihres Gebäudes angeboten hatte. Die Tatsache, dass auf die Weise das Gebäude jetzt wohl in ganz Süd-Richmond das am besten verteidigte war, spielte dabei sicherlich keine Rolle.
Was auch immer die Gründe sein mochten, die Voraussetzungen für Logistik und Informationsmanagement waren jedenfalls erstklassig, wie es einer führenden Weltfirma vom Range der R.J. Reynolds Corporation zukam. Die diversen Verwaltungsangestellten, die sich in dem Gebäude gezeigt hatten, waren sofort von den verschiedenen
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